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Die Potsdamer Konferenz (17.07.–02.08.1945)
Schon während des Krieges hatten die wichtigsten alliierten Gegner Deutschlands, nämlich die Sowjetunion, Großbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika, in Teheran (28.11.–1.12.1943) und Jalta (4.2.–11.2.1945) über dessen Zukunft nach Kriegsende beraten.
Sowohl über die Besetzung und die Aufteilung Deutschlands in vier Zonen als auch über Grenzfragen war zwischen Josef Stalin (Sowjetunion), Winston Churchill (Großbritannien) und Franklin D. Roosevelt (USA) gesprochen worden. In Jalta hatten die „Großen Drei“ zudem vereinbart, auch Frankreich in die Planungen über Nachkriegsdeutschland einzubeziehen. Hauptziel war es, den Nationalsozialismus und den deutschen Militarismus endgültig zu überwinden. Als materieller Ausgleich für die durch den deutschen Angriffskrieg verursachten Schäden wurde ferner eine Verpflichtung zu Reparationszahlungen festgeschrieben.
Der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8.5.1945 folgte am 5.6.1945 mit der Berliner Deklaration der vier Oberbefehlshaber die Übernahme der obersten Gewalt in Deutschland durch die Siegermächte. Das Land wurde im Juli 1945 in vier alliierte Besatzungszonen geteilt, die Reichshauptstadt Berlin erhielt einen Sonderstatus, und die Gebiete östlich von Oder und Neiße wurden unter polnische und sowjetische Verwaltung gestellt. Der Alliierte Kontrollrat, der über Deutschland als Ganzes entscheiden sollte, nahm seine Arbeit auf. In den einzelnen Zonen besaß der jeweilige militärische Oberbefehlshaber die Regierungsgewalt. In seine Kompetenz fielen daher auch die wesentlichen Weichenstellung im Hinblick auf die Wiederherstellung des politischen Lebens in der jeweiligen Zone. Mit der Aufteilung Deutschlands, mit der Zulassung von Parteien sowie mit der Schaffung von Verwaltungen und Ländern schufen die Alliierten von Anfang an in ihren Zonen unumstößliche Fakten – wobei die Sowjetische Militäradministration (SMAD) schneller und gezielter handelte als die westlichen Militärregierungen, und zwar im Sinne einer „Sowjetisierung“ ihrer Zone.
Ihre weiteren Ziele bezüglich Deutschlands besprachen der neue amerikanische Präsident Harry Truman, Churchill und Stalin vom 17.7. bis 2.8.1945 in Potsdam. Schnell wurde deutlich, dass mit der Beendigung des Krieges die Gemeinsamkeiten der Alliierten weitestgehend aufgebraucht waren. Zwar einigten sich die Regierungschefs auf die sechs Ziele Denazifizierung, Demilitarisierung, Dezentralisierung, Demokratisierung, Demontage und Dekartellisierung, doch war es nicht mehr möglich, diese Zielvorgabe mit übereinstimmenden Inhalten zu füllen. Bereits die aufgezwungene Gründung eines antifaschistischen Parteienblocks in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) machte deutlich, dass die Interessen der Sowjets nicht mit denen der Amerikaner und Briten in Einklang zu bringen waren. Zur Ausdehnung des eigenen Machtbereichs und zur Befriedigung des eigenen Sicherheitsbedürfnisses verfolgte die Moskauer Führung den Plan der Sowjetisierung der Ostzone (u. a. durch Enteignungen bzw. die Verstaatlichung von Betrieben). Amerikaner und Briten setzten dagegen auf die Errichtung föderaler und dezentraler Strukturen sowie auf eine freiheitliche Wirtschaftsordnung. Einigkeit herrschte in Potsdam darüber, dass der vier Zonen und Berlin als Wirtschaftseinheit behandelt werden sollten.
Abb.: Potsdamer Konferenz mit Churchill, Truman und Stalin (1945, © Bundesarchiv, Bild 183-H27035 / CC-BY-SA 3.0 / CC BY-SA 3.0 DE)
Angesichts der gleichzeitig getroffenen Vereinbarung, dass die Alliierten die von Deutschland zu zahlenden Reparationen aus ihren Zonen entnehmen konnten, war die wirtschaftliche Gleichbehandlung und damit die Wirtschaftseinheit Deutschlands aber kaum aufrechtzuerhalten. Offen blieb bereits die Höhe der von Deutschland zu entrichtenden Reparationen. Als Kompromiss sah das Abkommen vor, dass sich jede Siegermacht aus den von ihr besetzten Gebieten nach eigenem Gutdünken bedienen konnte, unter anderem durch die Demontage von Industrieanlagen. Der Sowjetunion wurden zusätzlich zehn Prozent der Reparationen aus den Westzonen zugesagt. Insofern sie die Sowjetunion ermächtigte, ihrer Zone weitaus größere Reparationslasten aufzuerlegen, als das die Westmächte in ihrem Bereich taten, ist diese Klausel mitursächlich für das spätere Zerbrechen der deutschen Wirtschaftseinheit.
Zu den folgenreichsten Entscheidungen der Potsdamer Konferenz gehört die Zustimmung der Westmächte zu Stalins Forderung, die deutschen Gebiete östlich der Oder und der Görlitzer Neiße unter polnische bzw. sowjetische Verwaltung zu stellen. Zwar sollte die endgültige Grenzziehung einem Friedensvertrag vorbehalten bleiben – dieser kam jedoch aufgrund des wenig später einsetzenden Kalten Krieges nie zustande. Die Konferenz besiegelte somit die von sowjetischer Seite längst geschaffenen Fakten, einschließlich der bereits angelaufenen Vertreibung. Die Vertreibung von über zwölf Millionen Menschen aus diesen Gebieten und der dadurch ausgelöste enorme Flüchtlingsstrom Richtung Westen wurde also von den Alliierten hingenommen.
Auch Frankreich stimmte dem Schlussprotokoll der Potsdamer Konferenz grundsätzlich zu, nicht ohne gleichzeitig zu betonen, dass es aufgrund der fehlenden Anwesenheit auf der Konferenz nicht mit allen Punkten des Regelwerks einverstanden sei. So betonte General Charles de Gaulle, der Chef der Provisorischen Regierung, beispielsweise, dass Frankreich sich Deutschland nur als losen Staatenbund und keinesfalls als Wirtschaftseinheit vorstellen könne.
Den Alliierten war es in Potsdam nicht gelungen, sich auf klare Grundsätze für die Behandlung Deutschlands zu einigen. Das späte Hinzutreten der Franzosen erschwerte zusätzlich die Gewährleistung des Einstimmigkeitsprinzips im Kontrollrat, sodass sich die Entscheidungen der Alliierten mehr und mehr in ihre jeweilige Zone verlagerten. Damit war klar, dass sich die vier Zonen auseinanderentwickeln würden.