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Mythos: „In der DDR waren Frauen gleichberechtigt“
Da die Gleichstellung der Frau offizielles Ziel der SED-Politik war, wurde die DDR als „Hort der Gleichberechtigung“ dargestellt. Den Frauen sollten alle Möglichkeiten offen stehen. Doch die Praxis sah anders aus: Es gelang nur wenigen Frauen, Spitzenpositionen in Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Politik und Kultur zu erringen.
Darüber hinaus arbeiteten Frauen weitaus häufiger als Männer unter ihrem Qualifikationsniveau und verdienten folglich oft weniger. Allerdings strebte die SED an, den Frauen in der Arbeitswelt eine zumindest formale soziale, ökonomische und politische Gleichstellung zu gewähren. Die Gleichberechtigung der Geschlechter wurde zwar als wichtige sozialistische Errungenschaft propagiert und teilweise auch realisiert. Zwischen dem Anspruch auf der einen Seite und der tatsächlichen individuellen Lebenswirklichkeit auf der anderen Seite bestand jedoch trotzdem in vielen Fällen eine Kluft. Da den Frauen weiterhin traditionelle geschlechtsspezifische Aufgaben in der Familie zukamen, litten sie trotz eines nahezu flächendeckenden Netzes von Kindergärten und -horten unter einer starken Mehrfachbelastung. Daran änderte auch der jährlich am 8. März begangene „Internationale Frauentag“ wenig. Allerdings galt für Frauen in der DDR die Vereinbarkeit von Beruf und Familie entsprechend dem propagierten Frauen- und Familienleitbild als Selbstverständlichkeit. Die Alternative, als „Nur-Hausfrau“ oder kinderloser Single zu leben, widersprach der gesellschaftlichen Norm und existierte daher so gut wie gar nicht.