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Mythos: „Die Planwirtschaft der DDR ermöglichte einen hohen Lebensstandard“
1958 verkündete Walter Ulbricht auf dem V. Parteitag der SED das Ziel, bis 1961 den Lebensstandard der Bundesrepublik zu übertreffen. „Überholen ohne einzuholen“ lautete die Devise, mit der die Überlegenheit des Sozialismus bewiesen werden sollte. Tatsächlich blieben jedoch Versorgungsschwierigkeiten ständige Begleiter im Alltag bis zum Ende der DDR. Es entstand eine eigene sozialistische Konsumkultur, die jedoch anders war, als von der SED-Führung erhofft: Das Schlangestehen vor den Geschäften gehörte ebenso dazu wie der Tauschhandel und die Eigenversorgung mit allem, was der Kleingarten hergab. Gleichzeitig wurden hoch subventionierte Lebensmittel verschwendet: Weil Brot billiger war als Tierfutter, wurden Tiere wie Kaninchen oft mit Brot gefüttert.
Lange Wartezeiten für Güter
Die Mangelwirtschaft war charakteristisch für die DDR. Unverheirateten Paaren stand keine eigene Wohnung zu, Familien mussten etwa fünf Jahre auf eine solche warten. Die Wartezeit für einen Telefonanschluss betrug zehn Jahre, für einen Wagen der Marke „Wartburg“ 15 Jahre, für den ebenfalls in der DDR produzierten „Trabant“ mindestens 10 Jahre. Genussmittel wie Schokolade oder Südfrüchte waren entweder überteuert oder gar nicht zu haben.
Geschenke aus der Bundesrepublik Deutschland
Einen Ausweg bot GENEX. Die „Genex Geschenkdienst GmbH“ wurde am 20. Dezember 1956 auf Anordnung der DDR-Regierung gegründet. Sie wurde zu einer der wichtigsten Devisenquellen der Kommerziellen Koordinierung, einer Abteilung des Ministeriums für Außenhandel der DDR. Aus einem Katalog „Geschenke in die DDR“ konnten Bundesdeutsche Waren für Freunde und Verwandte in der DDR kaufen und mit D-Mark bezahlen. Diese Güter wurden dann direkt an die Beschenkten in der DDR geliefert. Ca. 90 Prozent der Waren im Katalog waren DDR-Produkte. Zum Angebot gehörten Lebensmittel, Möbel, Kosmetik, Kleidung, Werkzeug und HiFi-Anlagen, aber auch Motorräder, Autos und sogar Fertighäuser. Die Waren wurden sehr schnell an die Empfänger ausgeliefert, Autos z.B. schon nach vier bis sechs Wochen. Auf diese Weise ließsich z.B. die lange Wartezeit auf einen Trabant umgehen. 1977 kostete der „Trabbi“ zwischen 4.934 und 5.102 DM statt 8.500 Mark der DDR. Im Genex-Katalog von 1986 wurden auch Autos aus dem Westen angeboten, z.B. von Fiat, Renault, Ford oder VW.
Spezielle Geschäfte für ausgewählte Waren
Ende der 1960er Jahre wurden Geschäfte eröffnet, in denen Mangelwaren und gelegentlich auch Westimporte zu sehr hohen Preisen in „Mark der DDR“ angeboten wurden: „Delikat“ für Lebensmittel und „Exquisit“ für Bekleidung (Textilien und Schuhe). Im Delikat kostete z.B. eine Dose Ananas 18 Mark, eine Büchse Pfirsiche 7 Mark, eine Flasche Rotkäppchen-Sekt zwischen 17 und 22 Mark. Die Exquisit-Läden wurden wegen der hohen Preise im Volksmund in den 1970er Jahren „Uwubus“ genannt, „Ulbrichts Wucherbuden“.
Ferner gab es „Intershops“, in denen nur mit DM bezahlt werden konnte. Geplant waren sie als eine Art Duty-Free-Geschäfte für Besucher aus dem Westen, aber ab Sommer 1974 durften dort auch DDR-Bürger einkaufen, wenn sie D-Mark besaßen. Wer keine Verwandten im Westen hatte oder anders an D-Mark kommen konnte, musste sich mit dem Blick auf die Waren begnügen.
Sonderversorgung für Funktionäre
Für bestimmte Personengruppen existierte in der DDR ein System der Sonderversorgung: In größeren Betrieben und Behörden gab es Verkaufsstellen von Handelsorganisation (HO) und Konsum, die besser beliefert wurden (HO Wismut, Militär-HO). Für hohe SED-Funktionäre und Generäle der NVA boten Sonderverkaufsstellen (in Wandlitz und Strausberg) auch Westwaren zu billigen Ostpreisen an.