Bundesarchiv, Bild 183-1987-0704-057 / CC-BY-SA 3.0

Medien

In der DDR gab es keine freien und unabhängigen Medien, es herrschten staatliche Kontrolle und Genehmigungspflicht.

Alle Tages- und Wochenzeitungen waren im Besitz der SED oder der Blockparteien und Massenorganisationen und dienten einerseits als Informationsmittel, andererseits als Propagandaorgane. Eine Zensur fand offiziell nicht statt (in der Verfassung von 1949 negiert, 1968 dagegen gar nicht mehr erwähnt), in der Praxis gab es direkte Kontrolle sowie subtile Maßnahmen, was bei den Autoren zu einer „Schere im Kopf“ führte. Dabei war es von Bedeutung, ob der Autor der SED angehörte. Schwerpunkte der Berichterstattung waren staatlicherseits vorgegeben. Die zentrale Organisation und Lenkung erfolgte durch das ZK-Sekretäriat für Agitation und Propaganda; auf lokaler Ebene gab es staatliche „Ämter für Information“. Einfluss auf die Berichterstattung übten zudem die lokalen Parteigliederungen aus. Nur in wenigen Medien, etwa im Satireblatt „Eulenspiegel“, war Detail-Kritik an den herrschenden Verhältnissen möglich. Der Leser musste das Zwischen-den-Zeilen-Lesen beherrschen. Insgesamt gab es in der DDR 39 Tageszeitungen, eine der höchsten Pro-Kopf-Dichten an Printmedien weltweit.

SED-Medien

Das Zentralorgan der SED „Neues Deutschland“ (ND) war mit einer Auflage von einer Million Exemplaren eines der wichtigsten Agitationsinstrumente der Partei. So berichtete das überregionale Blatt ausführlich über die Partei- und Staatsführung und druckte oft seitenweise deren Reden und Beschlüsse ab. Neben dem ND gab die SED in allen Bezirken eigene regionale Tageszeitungen heraus. Dazu gehören die „Schweriner Volkszeitung“, die „Berliner Zeitung“, die „Freiheit“ (Halle) oder die „Freie Presse (Karl-Marx-Stadt). Allerdings war bei den beiden letztgenannten Zeitungen der Name nur Propaganda.

Eine noch größere Auflage als das ND erreichte in der DDR mit 1,6 Millionen Exemplaren die „Junge Welt“ (JW), das Organ des Zentralrates der FDJ. Sie war die wichtigste politische Zeitung der Jugend und sollte diese staatskonform im kommunistischen Sinne beeinflussen. Bereits für Kinder gab es Zeitungen mit propagandistischen Inhalten, etwa die „Trommel“. Neben der FDJ gaben auch andere in der Volkskammer vertretene Massenorganisationen eigene Tageszeitungen heraus, freilich massiv beeinflusst von der SED. Zudem erschienen Tageszeitungen der Blockparteien, etwa die „Neue Zeit“ (CDU) oder „Der Morgen“ (LDPD).

Abb.: Die FDJ-Gruppe einer Leipziger 12. Klasse verfasst einen Aufruf zum „Kampf gegen das Westfernsehen und das Hören von NATO-Rundfunksendern“ (1961, © Bundesarchiv, Bild 183-87001-0001 / Koch, Heinz / CC-BY-SA 3.0)

Zeitschriften

Neben den Tageszeitungen gab es die Wochenzeitung „Wochenpost“ sowie ein breites Spektrum an Zeitschriften, dabei oft nur ein Magazin je Branche. An politischen Zeitschriften war die „Einheit“ als Organ des ZK der SED für Theorie und Praxis des Wissenschaftlichen Sozialismus am bedeutendsten. Der allgegenwärtige Militarismus in der DDR wurde in gleich vier Zeitschriften verbreitet: „Volksarmee“, „Armeerundschau“, „Der Kämpfer“ sowie „Sport und Technik“.

Ein großer Teil der – politisch weitgehend neutralen – DDR-Presseerzeugnisse galt als „Bückware“, d. h. war meist nur unter dem Ladentisch oder in den Großstädten zu erhalten. Dazu zählten neben der Fernsehzeitschrift „FF Dabei“ vor allem Sportzeitungen wie das „Deutsche Sportecho“ oder die „Fußballwoche“ (Fuwo). Auch begehrte Jugendzeitschriften wie das „Neue Leben“ (nl), das Musikmagazin „Melodie und Rhythmus“ oder das Comic-Heft „Mosaik“ waren schnell vergriffen. An Illustrierten erschienen die „Neue Berliner Illustrierte“ (NBI) sowie die „Freie Welt“ – beide wurden freilich außer für Unterhaltung und Information ebenfalls für Propagandazwecke genutzt.

Ähnlich wie Zeitungen und Zeitschriften waren auch Hörfunk und Fernsehen unter staatlicher Kontrolle; Privatsender gab es nicht. Der Rundfunk strahlte fünf Programme aus: „Radio DDR I“ (Nachrichten und Unterhaltung), „Radio DDR II“ (Kultur und Bildung), „Stimme der DDR“ (Informationen), „Berliner Rundfunk“ (Unterhaltungssendungen und Polit-Magazine aus der Hauptstadt) sowie seit 1986 „Jugendradio DT 64“ (benannt nach dem Deutschlandtreffen der Jugend in Ost-Berlin 1964). Zudem sendete „Radio Berlin International“ für ausländische Hörer. Daneben gab es zeitweise zwei Propagandasender, die in die Bundesrepublik strahlten und sich an Angehörige der 1956 verbotenen KPD bzw. an Bundeswehrsoldaten richteten: „Deutscher Freiheitssender 904“ sowie „Deutscher Soldatensender 935“, jeweils mit Sitz in Burg (bei Magdeburg).

Sendestart des staatlichen Fernsehens der DDR mit Sitz in Berlin-Adlershof war 1952 zu Stalins Geburtstag. Zunächst als „Deutscher Fernsehfunk“ (DFF) tituliert, hieß die TV-Anstalt ab 1972 „Fernsehen der DDR“ (DDR-FS) und sendete in zwei Programmen. Abgesehen von Unterhaltungssendungen wie „Ein Kessel Buntes“, „Oberhofer Bauernmarkt“ oder „Bong“ spielte auch das Fernsehen für die staatliche Propaganda eine wichtige Rolle, so in der Nachrichten-Sendung „Aktuelle Kamera“ und vor allem in dem agitatorischen Magazin „Der Schwarze Kanal“, wo der Moderator Karl-Eduard von Schnitzler Ausschnitte aus Sendungen des Westfernsehens kommentierte.

Abb.: Zeitungen der DDR im DDR Museum Zeitreise in Radebeul (2012, © Stefan Kühn / CC0)

Westmedien

Zeitungen und Zeitschriften aus der Bundesrepublik waren in der DDR verboten und galten als Propagandainstrumente des Klassenfeindes. Lediglich ausgewählte Personen, vor allem Parteifunktionäre, erhielten die Möglichkeit zum Lesen dieser Medien. Freilich dienten Westzeitungen als begehrte Schmuggelware bei Interzonenreisen oder bei Reisen aus dem befreundeten sozialistischen Ausland. Wurde ein Presseorgan an der Grenze konfisziert, zog dies nicht selten berufliche Nachteile für den „Schmuggler“ nach sich.

Von weitaus größerer Bedeutung als die Presse waren dagegen westdeutscher Hörfunk und westdeutsches Fernsehen: ARD und ZDF, einige der Dritten Programme und zuletzt auch Privatfernsehen sowie die meisten Hörfunkprogramme aus grenznahen Bundesländern gab es in den meisten Regionen der DDR zu empfangen – außer in Teilen des Bezirks Dresden (dem so genannten „Tal der Ahnungslosen“) sowie im Nordosten. In den 1960er Jahren propagierte die DDR noch Verbote und Kampagnen, etwa die „Aktion Ochsenkopf“ (benannt nach einer Sendeanlage im Fichtelgebirge), als FDJ-Trupps eigenmächtig Antennen entfernten. Auch gab es aktive Störmaßnahmen, vor allem gegen RIAS. Später duldeten die DDR-Behörden den Empfang des Westrundfunks – in vielen Kommunen bildeten sich lokale Antennengemeinschaften, die eine Verkabelung und Gemeinschaftsantennen errichteten.