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Inhalte mit dem Schlagwort krisenkommunikation .
6 Beiträge
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Expertenbeitrag
Daniel Feldhaus
14.03.23 | Lesezeit:
7
Min.
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p>Daniel Feldhaus ist seit Oktober 2022 Referent für Politische Kommunikation in der Hauptabteilung Politische Bildung der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Zuvor war er seit März 2016 in verschiedenen Leitungs- und Referentenfunktionen in der Politischen Bildung der Konrad-Adenauer-Stiftung tätig.</p>]]></dynamic-content>
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p style="text-align: justify;">Desinformation und Manipulation sind gängige Phänomene der Online-Kommunikation. Wie lassen sich Fake News verlässlich erkennen und Unsicherheit vermeiden? Gegen die Flut an Falschinformationen kämpft bislang eine Armee. Oftmals ist der Schaden dann aber bereits angerichtet und das Vorgehen sehr mühsam. Mit Prebunking soll der Spieß nun umgedreht werden.</p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<h2 style="text-align: justify;">Fake News und das Problem des Widerstands</h2>
<p style="text-align: justify;">Wer in sozialen Netzwerken unterwegs ist, wird zwangsläufig mit Fake News konfrontiert. Im Unterschied zur unabsichtlichen Falschinformation sind Nutzerinnen und Nutzer hier Falschmeldungen ausgesetzt, die bewusst das Ziel der Manipulation verfolgen. In aller Regel bleibt nichts anderes übrig, als diesen Fake News Richtigstellungen oder korrekte Informationen entgegenzusetzen – hierbei handelt es sich um das sogenannte „Debunking“ von Desinformationen. Nicht immer gelingt es dabei, mit der Richtigstellung die Empfänger der Fake News zu erreichen: In letzter Instanz ist es diesen überlassen, ob sie den Fake News oder der Richtigstellung mehr Glauben schenken. Im schlechtesten Fall führt diese Diskrepanz zum Vertrauensverlust in Institutionen oder Medien.</p>
<p style="text-align: justify;">Der Kampf ist anstrengend, denn Fake News werden oft von Horden von Trollen gestreut. Die Fakten-Checker und Klarstellerinnen können nur reagieren. Meistens sind die Recherchen aufwändig, brauchen Zeit und müssen fundiert sein, um nicht erneut angreifbar zu sein. Gezielte Fehlinformationen hingegen sind sehr schnell erstellt und verbreiten sich rasend. Eine Lösung des Problems könnte das Umdrehen von Reaktion in Aktion sein – <a href="https://blog.google/intl/de-de/unternehmen/technologie/prebunking-gegen-desinformation-jigsaw-google/" target="_blank">Google will nun voranschreiten und kündigt eine Prebunking-Kampagne in Deutschland für Mitte 2023 an</a>.</p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<h2 style="text-align: justify;">Mit Prebunking den Spieß umdrehen</h2>
<p style="text-align: justify;">Prebunking ist ein relativ neuer Trend um Fake News zu begegnen. Die Ankündigung von Google hat dem Thema nun weitere Aufmerksamkeit beschert. Im Kern geht es beim Prebunking darum, den Fake News vorzugreifen und die Rezipienten von Informationen für Manipulationsversuche zu sensibilisieren. Analog zur Impfung soll eine Resistenz aufgebaut werden. Die Infektion liegt noch nicht vor, die Falschmeldung ist noch nicht gestreut und dennoch ist der Körper vorbereitet und sich der Bedrohung bewusst.</p>
<p style="text-align: justify;">Dieser Überlegung liegt eine Theorie aus der Sozialpsychologie zugrunde, die Inokulationstheorie (engl. Inoculation = Impfung). Diese wurde 1964 von William J. McGuire formuliert und geht davon aus, dass es gesellschaftlich akzeptierte Ansichten gibt, die von der Mehrheit der Gesellschaft einfach übernommen werden. McGuire untersuchte, unter welchen Umständen diese Ansichten beibehalten, in Frage gestellt oder komplett verworfen werden und was man dagegen tun kann. Er beobachtete, dass Menschen solche Ansichten nicht gut verteidigen können, da sie automatisch und mühelos übernommen wurden. Man könnte unterstützende Argumente zur Verteidigung liefern, viel effektiver scheint aber die Bereitstellung von Gegenargumenten zu sein.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="5177014" src="/documents/12411/2945430/Feldhaus_Prebunking.jpg/aa011d9e-ac18-4805-eaf2-adfa27fc2f70?t=1678789685875&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<h2 style="text-align: justify;">Die Impfung gegen Fake News</h2>
<p style="text-align: justify;">Wie funktioniert dieses Impfen gegen Fake News nun<a href="https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abo6254" target="_blank">? Im August 2022 haben Forscherinnen und Forscher der Universität Cambridge eine Studie veröffentlicht</a>, in der sie genau dies untersucht haben. Sie haben fünf Kurzvideos entwickelt, die Menschen auf fünf unterschiedliche Manipulationstechniken vorbereiten sollten: emotional-manipulative Sprache, Widersprüchlichkeit, falsche Dichotomie, jemanden zum Sündenbock machen und der persönliche Angriff. Die falsche Dichotomie könnte erklärungsbedürftig sein: Bei ihr geht es darum, dass man vor die Wahl zwischen zwei Alternativen gestellt und so getan wird, als gäbe es keine weiteren Alternativen – die es allerdings gibt.<br />
<br />
Der Inokulationstheorie folgend arbeiten die Videos anfangs selbst mit den Mitteln, gegen die sie aufklären wollen und enttarnen sie anschließend. Es wird erklärt, wie die Manipulation funktioniert und wie man damit umgehen muss. Laut Studie sind die Videos bewusst neutral gehalten, um eine möglichst große Anzahl an Menschen zu erreichen. In sieben Untersuchungen wurden Menschen diese Videos auf Youtube gezeigt und ihnen anschließend Fragen zu den thematisierten Manipulationstechniken gestellt. Die Forscherinnen und Forscher kommen zum Ergebnis, dass Menschen nach dem Ansehen der Videos ein besseres Verständnis für Manipulation haben und schneller erkennen, wenn eine Meldung sie manipulieren soll.</p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<h2 style="text-align: justify;">Hier kannst Du Dir die Videos ansehen:</h2>
<p style="text-align: justify;">Emotionale Sprache:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=ER64qa_qnWg&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=ER64qa_qnWg&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<p style="text-align: justify;">Persönliche Angriffe:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=f6_I_KQBGXg&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=f6_I_KQBGXg&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<p style="text-align: justify;">Widersprüchlichkeit:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=lxaq_2uTgNo&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=lxaq_2uTgNo&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<p style="text-align: justify;">Sündenbock:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=BdlBHh0FOtw&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=BdlBHh0FOtw&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<p style="text-align: justify;">Falsche Dichotomie:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=gDfQHWQwJ8Q&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=gDfQHWQwJ8Q&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<h2 style="text-align: justify;"><br />
Was hat Google vor?</h2>
<p style="text-align: justify;">Die Google-Tochter Jigsaw erarbeitet derzeit eine Prebunking-Kampagne, die auf die o.g. Erkenntnisse aufbaut. Ziel ist es, ukrainische Flüchtlinge vor Fake News, Manipulation und Stimmungsmache zu schützen. Die Kampagne soll erläutern, wie Fake News über ukrainische Flüchtlinge üblicherweise funktionieren und wie man sie erkennen kann. In den vergangenen Monaten wurde eine solche Kampagne bereits mit großem Erfolg in Polen, Tschechien und der Slowakei durchgeführt. Dort sahen rund ein Drittel der Bevölkerung die Videos und erste Untersuchungen haben gezeigt, dass der Anteil der Zuschauer, die Desinformation erkennen können, nach Ansehen der Videos um acht Prozent gestiegen ist.</p>
<p style="text-align: justify;">Also klappt das alles? Vielleicht ist die „Impfung“ ein hoch gegriffenes Ziel. Es darf aber schon erwartet werden, dass die Empfänger der Botschaften gegenüber Fake News zukünftig sensibilisiert sind. Zumindest legen die bisherigen Untersuchungen nahe, dass Prebunking helfen kann.<br />
Ist Prebunking besser als Debunking? Nun, Fake News werden nicht zu verhindern sein und auch die beste Prävention schützt nicht vollends. Wir werden weiterhin das Richtigstellen von Falschinformationen benötigen. Wenn aber von vornherein weniger Menschen überhaupt auf Fake News hereinfallen, ist damit allen geholfen.</p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<p style="text-align: justify;"> </p>]]></dynamic-content>
<dynamic-content language-id="de_DE"><![CDATA[<p style="text-align: justify;">Desinformation und Manipulation sind gängige Phänomene der Online-Kommunikation. Wie lassen sich Fake News verlässlich erkennen und Unsicherheit vermeiden? Gegen die Flut an Falschinformationen kämpft bislang eine Armee. Oftmals ist der Schaden dann aber bereits angerichtet und das Vorgehen sehr mühsam. Mit Prebunking soll der Spieß nun umgedreht werden.</p>
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<h2 style="text-align: justify;">Fake News und das Problem des Widerstands</h2>
<p style="text-align: justify;">Wer in sozialen Netzwerken unterwegs ist, wird zwangsläufig mit Fake News konfrontiert. Im Unterschied zur unabsichtlichen Falschinformation sind Nutzerinnen und Nutzer hier Falschmeldungen ausgesetzt, die bewusst das Ziel der Manipulation verfolgen. In aller Regel bleibt nichts anderes übrig, als diesen Fake News Richtigstellungen oder korrekte Informationen entgegenzusetzen – hierbei handelt es sich um das sogenannte „Debunking“ von Desinformationen. Nicht immer gelingt es dabei, mit der Richtigstellung die Empfänger der Fake News zu erreichen: In letzter Instanz ist es diesen überlassen, ob sie den Fake News oder der Richtigstellung mehr Glauben schenken. Im schlechtesten Fall führt diese Diskrepanz zum Vertrauensverlust in Institutionen oder Medien.</p>
<p style="text-align: justify;">Der Kampf ist anstrengend, denn Fake News werden oft von Horden von Trollen gestreut. Die Fakten-Checker und Klarstellerinnen können nur reagieren. Meistens sind die Recherchen aufwändig, brauchen Zeit und müssen fundiert sein, um nicht erneut angreifbar zu sein. Gezielte Fehlinformationen hingegen sind sehr schnell erstellt und verbreiten sich rasend. Eine Lösung des Problems könnte das Umdrehen von Reaktion in Aktion sein – <a href="https://blog.google/intl/de-de/unternehmen/technologie/prebunking-gegen-desinformation-jigsaw-google/" target="_blank">Google will nun voranschreiten und kündigt eine Prebunking-Kampagne in Deutschland für Mitte 2023 an</a>.</p>
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<h2 style="text-align: justify;">Mit Prebunking den Spieß umdrehen</h2>
<p style="text-align: justify;">Prebunking ist ein relativ neuer Trend um Fake News zu begegnen. Die Ankündigung von Google hat dem Thema nun weitere Aufmerksamkeit beschert. Im Kern geht es beim Prebunking darum, den Fake News vorzugreifen und die Rezipienten von Informationen für Manipulationsversuche zu sensibilisieren. Analog zur Impfung soll eine Resistenz aufgebaut werden. Die Infektion liegt noch nicht vor, die Falschmeldung ist noch nicht gestreut und dennoch ist der Körper vorbereitet und sich der Bedrohung bewusst.</p>
<p style="text-align: justify;">Dieser Überlegung liegt eine Theorie aus der Sozialpsychologie zugrunde, die Inokulationstheorie (engl. Inoculation = Impfung). Diese wurde 1964 von William J. McGuire formuliert und geht davon aus, dass es gesellschaftlich akzeptierte Ansichten gibt, die von der Mehrheit der Gesellschaft einfach übernommen werden. McGuire untersuchte, unter welchen Umständen diese Ansichten beibehalten, in Frage gestellt oder komplett verworfen werden und was man dagegen tun kann. Er beobachtete, dass Menschen solche Ansichten nicht gut verteidigen können, da sie automatisch und mühelos übernommen wurden. Man könnte unterstützende Argumente zur Verteidigung liefern, viel effektiver scheint aber die Bereitstellung von Gegenargumenten zu sein.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="5177014" src="/documents/12411/2945430/Feldhaus_Prebunking.jpg/aa011d9e-ac18-4805-eaf2-adfa27fc2f70?t=1678789685875&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<h2 style="text-align: justify;">Die Impfung gegen Fake News</h2>
<p style="text-align: justify;">Wie funktioniert dieses Impfen gegen Fake News nun<a href="https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abo6254" target="_blank">? Im August 2022 haben Forscherinnen und Forscher der Universität Cambridge eine Studie veröffentlicht</a>, in der sie genau dies untersucht haben. Sie haben fünf Kurzvideos entwickelt, die Menschen auf fünf unterschiedliche Manipulationstechniken vorbereiten sollten: emotional-manipulative Sprache, Widersprüchlichkeit, falsche Dichotomie, jemanden zum Sündenbock machen und der persönliche Angriff. Die falsche Dichotomie könnte erklärungsbedürftig sein: Bei ihr geht es darum, dass man vor die Wahl zwischen zwei Alternativen gestellt und so getan wird, als gäbe es keine weiteren Alternativen – die es allerdings gibt.<br />
<br />
Der Inokulationstheorie folgend arbeiten die Videos anfangs selbst mit den Mitteln, gegen die sie aufklären wollen und enttarnen sie anschließend. Es wird erklärt, wie die Manipulation funktioniert und wie man damit umgehen muss. Laut Studie sind die Videos bewusst neutral gehalten, um eine möglichst große Anzahl an Menschen zu erreichen. In sieben Untersuchungen wurden Menschen diese Videos auf Youtube gezeigt und ihnen anschließend Fragen zu den thematisierten Manipulationstechniken gestellt. Die Forscherinnen und Forscher kommen zum Ergebnis, dass Menschen nach dem Ansehen der Videos ein besseres Verständnis für Manipulation haben und schneller erkennen, wenn eine Meldung sie manipulieren soll.</p>
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<h2 style="text-align: justify;">Hier kannst Du Dir die Videos ansehen:</h2>
<p style="text-align: justify;">Emotionale Sprache:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=ER64qa_qnWg&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=ER64qa_qnWg&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<p style="text-align: justify;">Persönliche Angriffe:<br />
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<p style="text-align: justify;">Sündenbock:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=BdlBHh0FOtw&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=BdlBHh0FOtw&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<p style="text-align: justify;">Falsche Dichotomie:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=gDfQHWQwJ8Q&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=gDfQHWQwJ8Q&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<h2 style="text-align: justify;"><br />
Was hat Google vor?</h2>
<p style="text-align: justify;">Die Google-Tochter Jigsaw erarbeitet derzeit eine Prebunking-Kampagne, die auf die o.g. Erkenntnisse aufbaut. Ziel ist es, ukrainische Flüchtlinge vor Fake News, Manipulation und Stimmungsmache zu schützen. Die Kampagne soll erläutern, wie Fake News über ukrainische Flüchtlinge üblicherweise funktionieren und wie man sie erkennen kann. In den vergangenen Monaten wurde eine solche Kampagne bereits mit großem Erfolg in Polen, Tschechien und der Slowakei durchgeführt. Dort sahen rund ein Drittel der Bevölkerung die Videos und erste Untersuchungen haben gezeigt, dass der Anteil der Zuschauer, die Desinformation erkennen können, nach Ansehen der Videos um acht Prozent gestiegen ist.</p>
<p style="text-align: justify;">Also klappt das alles? Vielleicht ist die „Impfung“ ein hoch gegriffenes Ziel. Es darf aber schon erwartet werden, dass die Empfänger der Botschaften gegenüber Fake News zukünftig sensibilisiert sind. Zumindest legen die bisherigen Untersuchungen nahe, dass Prebunking helfen kann.<br />
Ist Prebunking besser als Debunking? Nun, Fake News werden nicht zu verhindern sein und auch die beste Prävention schützt nicht vollends. Wir werden weiterhin das Richtigstellen von Falschinformationen benötigen. Wenn aber von vornherein weniger Menschen überhaupt auf Fake News hereinfallen, ist damit allen geholfen.</p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
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Expertenbeitrag
Valerie Scholz
23.11.22 | Lesezeit:
7
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p><a href="https://twitter.com/VaScholz">Valerie Scholz</a> ist Journalistin und Sozialunternehmerin. Sie ist Mitgründerin von "<a href="https://twitter.com/facts4friends?lang=de">Facts for Friends</a>", einem sozialen Start-up mit der Vision, die national und international bekannte Plattform zu werden, die Fact-Checking für alle Nutzerinnen und Nutzer digitaler sozialer Medien zugänglich, bequem und attraktiv macht. Mit einfachen, aber innovativen Fact-Checking-Formaten, wie kurzen Short-Vertical-Videos und Sharepics, werden die User motiviert und befähigt, in ihrem eigenen digitalen Umfeld gegen Desinformation vorzugehen. </p>]]></dynamic-content>
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p style="text-align:justify">Der digitale Raum: ein Ort mit beinahe unendlichen Möglichkeiten. Hier können wir uns austauschen, verbinden, organisieren und informieren. Alles und jeder ist nur einen Klick entfernt. Doch neben Likes, Hashtags und Katzenvideos gehören auch Shitstorms, Desinformationen und Trolle leider zum Alltag im Netz.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Die Demokratisierung von Informationen</h2>
<p style="text-align:justify">In der prä-digitalen Zeit hat der Journalismus in seiner Rolle als Gatekeeper ausgewählt, welche Informationen für die Gesellschaft von Relevanz sind. Die obersten Gebote waren stets Objektivität und Rationalität. Das Ziel dabei war es, Bürgerinnen und Bürger mit Informationen zu versorgen, die sie benötigen, um sich an der öffentlichen Diskussion zu beteiligen.</p>
<p>Heute kann jede Nutzerin und jeder Nutzer selbst entscheiden, welche Informationen sie als relevant einstufen. Doch nicht nur das. Sie werden auch selbst zu Produzenten von Information, können mitsprechen und sich Gehör verschaffen. Durch diese Demokratisierung von Informationen können Diskussionen pluralistischer und Randgruppen der Gesellschaft besser gehört werden. Allerdings wird es im Dickicht der digitalen Informationen und Meinungen zunehmend schwieriger, relevant von irrelevant und wahr von falsch zu unterscheiden.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Im Land der Märchen und Trolle</h2>
<p style="text-align:justify">Aus dem Märchenbuch kennen wir Trolle als fiese, kleine Fabelwesen. Wenn wir von Trollen im Netz reden, sind es Personen, die bewusst Unruhe oder Chaos stiften wollen. Zum Beispiel durch die Verbreitung von irreführenden oder falschen Informationen, durch Beleidigungen, Diffamierung oder Provokation. Manche machen dies aus purer Erheiterung, hinter anderen steht eine politische Agenda.</p>
<p>Im besten Fall sind Trolle ‘nur’ nervig. Nach dem Motto “Don’t feed the trolls”, empfiehlt es sich, auf sinnlosen Hass oder provokante Aussagen nicht näher einzugehen. Eine Diskussion mit einem Troll ist in den meisten Fällen sinnlos, da diese nicht an Fakten interessiert sind. Ignorieren oder eine kurze Antwort mit einer Verlinkung zu weiteren Informationen ist hier meist der beste Weg.</p>
<p>Doch das ist leider nur die harmlose Variante. Trolle werden oft gezielt als Teil von organisierten Trollarmeen eingesetzt, um Desinformations-Kampagnen international und multilingual zu verbreiten. Ein Beispiel, das nicht aktueller sein könnte, ist die prorussische Propagandamaschinerie. Im Netz finden sich hunderte seltsame, oft anonyme Tweets, virale Videos und Bilder, die allesamt den Kreml-Narrativen beipflichten.</p>
<p>Die größte Gefahr dieser Trollarmeen und deren manipulierten Narrativen ist nicht, dass die breite Mehrheit der Gesellschaft Verschwörungerzählungen verfällt, sondern die daraus resultierende Unsicherheit, Spaltung und der Vertrauensverlust in die Medien und den politischen Diskurs.</p>
<p>Doch nicht nur organisierte Trollangriffe können dem sozialen Zusammenhalt schaden. Der Umgang und die Debattenkultur im Internet, insbesondere in sozialen Netzwerken, kratzen gewaltig am Kit der Gesellschaft.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Der digitale Stammtisch</h2>
<p style="text-align:justify">Der von Habermas geprägte Begriff der Öffentlichkeit meinte einst einen Raum, in dem Menschen zusammenkommen und auf Basis von Fakten eine Diskussion führen. Doch davon ist auf Facebook, Twitter und Co. meist wenig zu spüren. Shitstorms, Empörung und Cancel Culture – unsere Kommunikationskultur in der digitalen Öffentlichkeit gleicht meist eher der Qualität einer spätabendlichen, alkoholisierten Diskussion am Stammtisch.</p>
<p>Ein Fehler, ein empörter Aufschrei, mediale Amplifikation: Ob Laschet lacht oder das angebliche Verbot Winnetous – die mediale Kettenreaktion eines Shitstorms im Netz sieht fast immer gleich aus. Informationen werden aus dem Kontext gerissen, Medien machen kleine Themen groß und Menschen fühlen sich dazu berufen, auch ihre Meinung in den Ring zu werfen.</p>
<p>Oft geht es im Kern um ein gesellschaftlich relevantes Thema, doch am Ende bleibt davon nicht viel übrig. Die entstandene Hysterie verhindert jegliche konstruktive Diskussion. Stattdessen entsteht eine "Wir-gegen-die"-Mentalität, Polarisierung und Spaltung, statt Erkenntnis und Auseinandersetzung.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Resilienz durch Kompetenz</h2>
<p style="text-align:justify">Der wichtigste Schutzschild auf dem digitalen Schlachtfeld ist die Erkenntnis über die täglichen Manipulationsversuche und die Reflexion der eigenen digitalen Handlungen. Aufgebaut werden kann dieser Schild am besten durch Medienkompetenz. Nicht nur in Schulen, sondern in allen Bereichen der Gesellschaft, insbesondere bei Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, wie etwa in den Medien oder der Politik.</p>
<p style="text-align:justify"><img data-fileentryid="4954930" src="/documents/12411/2945430/Scholz_Trolle.png/0cbc7c27-dc72-b362-37d2-b9cffa26b9f9?t=1669216884737&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align:justify"> </p>
<p style="text-align:justify">Denn die notwendige mediale Kompetenz geht weit über das Erkennen einer Desinformation, das Durchführen eines Quellen-Checks oder einer Bildrückwärtssuche hinaus. Um eine Resilienz aufzubauen, gehört es ebenso dazu, die Komplexität der Mechanismen von Desinformationen zu durchschauen, die Geschäftsmodelle der Big-Tech Firmen zu kennen und ein Verständnis für die Macht der Sozialen Netzwerke und die damit einhergehende Verantwortung zu haben.</p>
<p>Doch damit nicht genug: Wir sollten uns fragen, wie wir im Netz miteinander umgehen wollen. Warum sollten andere Verhaltensregeln gelten als im analogen Raum? Es ist absurd zu glauben, dass man alles über eine Person weiß, auf Basis eines einzigen, schlecht formulierten Tweets. Eine bessere Fehlerkultur im digitalen Raum könnte helfen, zu jeder Zeit auch den Menschen hinter einem Posting zu sehen. Denn der Hass, das Misstrauen, die Fragmentierung, das "wir gegen die anderen", ist letztlich das Ziel von Trollen und Desinformationen. Dem können wir entgegentreten, mit gesellschaftlichem Zusammenhalt, Reflexion und medialer Resilienz.</p>
<p style="text-align:justify"> </p>
<h2 style="text-align: justify;">Meine Praxistipps</h2>
<p style="text-align:justify"><strong>Gegen die alltäglichen Manipulationsversuche hilft:</strong></p>
<ul>
<li>Quellen-Checks durchführen: Woher kommt die Information? Wie vertrauenswürdig ist die Quelle? Ist der Account verifiziert? Ist das Impressum stimmig?</li>
<li>Inhalte und Optik prüfen: Sieht die Website seriös aus? Stimmt die URL? Gibt es Rechtschreibfehler?</li>
<li>Bildersuche anwenden: Passt das Bild in den Kontext? Ist es schon in einem anderen Zusammenhang veröffentlicht worden (Bildrückwärtssuche)?</li>
</ul>
<p style="text-align:justify"> </p>
<p style="text-align:justify"><strong>Sicherer Umgang mit Desinformation gelingt mit:</strong></p>
<ul>
<li>Hintergrundwissen zu den Mechanismen von Desinformationen: Wie arbeiten Troll-Armeen? Wo finde ich überprüfte Informationen?</li>
<li>Hintergrundwissen zu Geschäftsmodellen der Social-Media-Plattformen: Wie verdienen Unternehmen wie Facebook und Twitter Geld? Welche Kontrollmöglichkeiten zu meinen Daten habe ich als Nutzer?</li>
<li>Hintergrundwissen zu den technischen Faktoren von Desinformation: Welche Rolle haben Algorithmen? Wie funktioniert das Netzwerkdurchsetzungsgesetz?</li>
</ul>]]></dynamic-content>
<dynamic-content language-id="de_DE"><![CDATA[<p style="text-align:justify">Der digitale Raum: ein Ort mit beinahe unendlichen Möglichkeiten. Hier können wir uns austauschen, verbinden, organisieren und informieren. Alles und jeder ist nur einen Klick entfernt. Doch neben Likes, Hashtags und Katzenvideos gehören auch Shitstorms, Desinformationen und Trolle leider zum Alltag im Netz.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Die Demokratisierung von Informationen</h2>
<p style="text-align:justify">In der prä-digitalen Zeit hat der Journalismus in seiner Rolle als Gatekeeper ausgewählt, welche Informationen für die Gesellschaft von Relevanz sind. Die obersten Gebote waren stets Objektivität und Rationalität. Das Ziel dabei war es, Bürgerinnen und Bürger mit Informationen zu versorgen, die sie benötigen, um sich an der öffentlichen Diskussion zu beteiligen.</p>
<p>Heute kann jede Nutzerin und jeder Nutzer selbst entscheiden, welche Informationen sie als relevant einstufen. Doch nicht nur das. Sie werden auch selbst zu Produzenten von Information, können mitsprechen und sich Gehör verschaffen. Durch diese Demokratisierung von Informationen können Diskussionen pluralistischer und Randgruppen der Gesellschaft besser gehört werden. Allerdings wird es im Dickicht der digitalen Informationen und Meinungen zunehmend schwieriger, relevant von irrelevant und wahr von falsch zu unterscheiden.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Im Land der Märchen und Trolle</h2>
<p style="text-align:justify">Aus dem Märchenbuch kennen wir Trolle als fiese, kleine Fabelwesen. Wenn wir von Trollen im Netz reden, sind es Personen, die bewusst Unruhe oder Chaos stiften wollen. Zum Beispiel durch die Verbreitung von irreführenden oder falschen Informationen, durch Beleidigungen, Diffamierung oder Provokation. Manche machen dies aus purer Erheiterung, hinter anderen steht eine politische Agenda.</p>
<p>Im besten Fall sind Trolle ‘nur’ nervig. Nach dem Motto “Don’t feed the trolls”, empfiehlt es sich, auf sinnlosen Hass oder provokante Aussagen nicht näher einzugehen. Eine Diskussion mit einem Troll ist in den meisten Fällen sinnlos, da diese nicht an Fakten interessiert sind. Ignorieren oder eine kurze Antwort mit einer Verlinkung zu weiteren Informationen ist hier meist der beste Weg.</p>
<p>Doch das ist leider nur die harmlose Variante. Trolle werden oft gezielt als Teil von organisierten Trollarmeen eingesetzt, um Desinformations-Kampagnen international und multilingual zu verbreiten. Ein Beispiel, das nicht aktueller sein könnte, ist die prorussische Propagandamaschinerie. Im Netz finden sich hunderte seltsame, oft anonyme Tweets, virale Videos und Bilder, die allesamt den Kreml-Narrativen beipflichten.</p>
<p>Die größte Gefahr dieser Trollarmeen und deren manipulierten Narrativen ist nicht, dass die breite Mehrheit der Gesellschaft Verschwörungerzählungen verfällt, sondern die daraus resultierende Unsicherheit, Spaltung und der Vertrauensverlust in die Medien und den politischen Diskurs.</p>
<p>Doch nicht nur organisierte Trollangriffe können dem sozialen Zusammenhalt schaden. Der Umgang und die Debattenkultur im Internet, insbesondere in sozialen Netzwerken, kratzen gewaltig am Kit der Gesellschaft.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Der digitale Stammtisch</h2>
<p style="text-align:justify">Der von Habermas geprägte Begriff der Öffentlichkeit meinte einst einen Raum, in dem Menschen zusammenkommen und auf Basis von Fakten eine Diskussion führen. Doch davon ist auf Facebook, Twitter und Co. meist wenig zu spüren. Shitstorms, Empörung und Cancel Culture – unsere Kommunikationskultur in der digitalen Öffentlichkeit gleicht meist eher der Qualität einer spätabendlichen, alkoholisierten Diskussion am Stammtisch.</p>
<p>Ein Fehler, ein empörter Aufschrei, mediale Amplifikation: Ob Laschet lacht oder das angebliche Verbot Winnetous – die mediale Kettenreaktion eines Shitstorms im Netz sieht fast immer gleich aus. Informationen werden aus dem Kontext gerissen, Medien machen kleine Themen groß und Menschen fühlen sich dazu berufen, auch ihre Meinung in den Ring zu werfen.</p>
<p>Oft geht es im Kern um ein gesellschaftlich relevantes Thema, doch am Ende bleibt davon nicht viel übrig. Die entstandene Hysterie verhindert jegliche konstruktive Diskussion. Stattdessen entsteht eine "Wir-gegen-die"-Mentalität, Polarisierung und Spaltung, statt Erkenntnis und Auseinandersetzung.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Resilienz durch Kompetenz</h2>
<p style="text-align:justify">Der wichtigste Schutzschild auf dem digitalen Schlachtfeld ist die Erkenntnis über die täglichen Manipulationsversuche und die Reflexion der eigenen digitalen Handlungen. Aufgebaut werden kann dieser Schild am besten durch Medienkompetenz. Nicht nur in Schulen, sondern in allen Bereichen der Gesellschaft, insbesondere bei Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, wie etwa in den Medien oder der Politik.</p>
<p style="text-align:justify"><img data-fileentryid="4954930" src="/documents/12411/2945430/Scholz_Trolle.png/0cbc7c27-dc72-b362-37d2-b9cffa26b9f9?t=1669216884737&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align:justify"> </p>
<p style="text-align:justify">Denn die notwendige mediale Kompetenz geht weit über das Erkennen einer Desinformation, das Durchführen eines Quellen-Checks oder einer Bildrückwärtssuche hinaus. Um eine Resilienz aufzubauen, gehört es ebenso dazu, die Komplexität der Mechanismen von Desinformationen zu durchschauen, die Geschäftsmodelle der Big-Tech Firmen zu kennen und ein Verständnis für die Macht der Sozialen Netzwerke und die damit einhergehende Verantwortung zu haben.</p>
<p>Doch damit nicht genug: Wir sollten uns fragen, wie wir im Netz miteinander umgehen wollen. Warum sollten andere Verhaltensregeln gelten als im analogen Raum? Es ist absurd zu glauben, dass man alles über eine Person weiß, auf Basis eines einzigen, schlecht formulierten Tweets. Eine bessere Fehlerkultur im digitalen Raum könnte helfen, zu jeder Zeit auch den Menschen hinter einem Posting zu sehen. Denn der Hass, das Misstrauen, die Fragmentierung, das "wir gegen die anderen", ist letztlich das Ziel von Trollen und Desinformationen. Dem können wir entgegentreten, mit gesellschaftlichem Zusammenhalt, Reflexion und medialer Resilienz.</p>
<p style="text-align:justify"> </p>
<h2 style="text-align: justify;">Meine Praxistipps</h2>
<p style="text-align:justify"><strong>Gegen die alltäglichen Manipulationsversuche hilft:</strong></p>
<ul>
<li>Quellen-Checks durchführen: Woher kommt die Information? Wie vertrauenswürdig ist die Quelle? Ist der Account verifiziert? Ist das Impressum stimmig?</li>
<li>Inhalte und Optik prüfen: Sieht die Website seriös aus? Stimmt die URL? Gibt es Rechtschreibfehler?</li>
<li>Bildersuche anwenden: Passt das Bild in den Kontext? Ist es schon in einem anderen Zusammenhang veröffentlicht worden (Bildrückwärtssuche)?</li>
</ul>
<p style="text-align:justify"> </p>
<p style="text-align:justify"><strong>Sicherer Umgang mit Desinformation gelingt mit:</strong></p>
<ul>
<li>Hintergrundwissen zu den Mechanismen von Desinformationen: Wie arbeiten Troll-Armeen? Wo finde ich überprüfte Informationen?</li>
<li>Hintergrundwissen zu Geschäftsmodellen der Social-Media-Plattformen: Wie verdienen Unternehmen wie Facebook und Twitter Geld? Welche Kontrollmöglichkeiten zu meinen Daten habe ich als Nutzer?</li>
<li>Hintergrundwissen zu den technischen Faktoren von Desinformation: Welche Rolle haben Algorithmen? Wie funktioniert das Netzwerkdurchsetzungsgesetz?</li>
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Expertenbeitrag
Marcel Schmidt
27.09.22 | Lesezeit:
5
Min.
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p><a href="https://twitter.com/Schmidtter__" rel="noopener" target="_blank">Marcel Schmidt</a> ist Referent für Politische Kommunikation bei der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie Autor und Redakteur im Politsnack.</p>]]></dynamic-content>
<dynamic-content language-id="de_DE"><![CDATA[<p><a href="https://twitter.com/Schmidtter__" rel="noopener" target="_blank">Marcel Schmidt</a> ist Referent für Politische Kommunikation bei der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie Autor und Redakteur im Politsnack.</p>]]></dynamic-content>
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p>In jeder Krise liegt auch eine Chance. Für Kampagnenmacherinnen gilt diese Weisheit dank des „Rallye-Around-The-Flag-Effects“ ganz besonders. Mit guter Kommunikation kann man hier viel gewinnen.</p>
<h2> </h2>
<h2>Demonstrative Einheit wird zur „Stunde der Exekutive“</h2>
<p>Erstmals wurde der „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ im Jahr 1970 vom Politikwissenschaftler John Mueller beschrieben.<a href="#_ftn1" name="_ftnref1">[1]</a> Er meint einen kurzfristigen, kräftigen Beliebtheitsschub eines Regierungsoberhaupts in Zeiten von Krisen, Notfällen oder Kriegen. Angesichts des externen Drucks geraten interne Streitigkeiten – beispielsweise zwischen den unterschiedlichen Parteien – in den Hintergrund. Denn es braucht eine demonstrative Einigkeit in der Außenwirkung. Bei nationalen Krisen reagieren die Bürgerinnen und Bürger auf die Signale von Bedrohung und versammeln sich hinter ihrer politischen Führung. Im Deutschen wird der „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ deswegen auch als „Stunde der Exekutive“ bezeichnet.</p>
<p><img data-fileentryid="4865031" src="/documents/12411/2945430/Rallye-Around-The-Flag.png/d6959546-1204-4745-e6f8-c4d4d834d682?t=1664293462872&imagePreview=1" /></p>
<p>Drei Bedingungen sollten laut Müller erfüllt sein:</p>
<ol>
<li>Die Krise ist internationaler Natur.</li>
<li>Die Krise betrifft das gesamte Land.</li>
<li>Die Krise ist ungewöhnlich, aber konkret und dramatisch.</li>
</ol>
<h2> </h2>
<h2>Der „Rallye-Around-The-Flag-Effect” braucht keinen Krieg</h2>
<p>Schaut man genauer hin, lässt sich dieser Effekt aber auch im Kleinen beobachten. Erinnern Sie sich noch an den Bundestagswahlkampf mit den Spitzenkandidaten Edmund Stoiber und Gerhard Schröder? Die Bilder aus den Flutgebieten, mit denen sich der amtierende Kanzler Gerhard Schröder als Krisenmanager präsentierte? Vielleicht wäre die Wahl im Jahr 2002 ohne diese Krise, die auf das Konto des Kanzlers einzahlte, anders ausgegangen. Wer die „Stunde der Exekutive“ erklären möchte, muss allerdings nicht zwanzig Jahre in die Vergangenheit schauen. Drei aktuelle Beispiele:</p>
<ol>
<li>Der ukrainische Präsident Volodymyr Zelenskyy war in der Ukraine weit vom Heldenstatus entfernt. Im Dezember 2021 waren lediglich 32 Prozent der ukrainischen Bevölkerung mit seiner Arbeit zufrieden. Drei Tage nach der Invasion am 24. Februar 2022 erreichte er 91 Prozent Zustimmung in seiner Bevölkerung.<a href="#_ftn2" name="_ftnref2">[2]</a> Die Krise erfüllt alle drei oben genannten Kriterien.</li>
<li>Auch in Deutschland bewirkte der russische Angriffskrieg auf die Ukraine einen „Rallye-Around-The-Flag-Effect“: Zwei Wochen vor der Wahl fanden 56 Prozent der Deutschen die Arbeit von Bundeskanzler Scholz gut oder eher gut. Zwei Wochen nach der Invasion waren es 73 Prozent – sein persönlicher Höchstwert. Mittlerweile finden 55 Prozent seine Arbeit eher gut oder gut (Stand: 09. September 2022).<a href="#_ftn3" name="_ftnref3">[3]</a> Hier zeigt sich die Kurzfristigkeit der Popularitätsschubs.</li>
<li>Weltweit ließ sich der Effekt auch während der Corona-Pandemie beobachten. In den Wochen nach dem Ausbruch im Frühjahr 2020 verbesserten sich die Umfragewerte des politischen Führungspersonals in westeuropäischen Ländern und den USA. Die Zustimmungswerte zur Arbeit der Bundeskanzlerin Angela Merkel kletterten von 68 Prozent eine Woche vor dem ersten Lockdown in Deutschland auf 83 Prozent nicht einmal anderthalb Monate später.<a href="#_ftn4" name="_ftnref4">[4]</a> Hier zeigt sich, dass auch eine nationale Notlage den „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ befördern kann. Zwar ist eine Pandemie qua Definition international, es handelte sich aber nicht um einen wie von Mueller beschriebenen internationalen Konflikt.</li>
</ol>
<h2> </h2>
<h2>Warum Wahlkämpferinnen den „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ kennen sollten</h2>
<p>Für die Kommunikation ergibt sich aus dem „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ eine wichtige Lehre: Man weiß zwar nie, welche Krise kommt und vor allem, wann sie eintritt. Doch ist sie erst einmal da, empfiehlt sich eine staatstragende Rolle. In der Opposition gilt es, die Regierung zu stützen statt auf Konfrontation zu setzen. Schließlich läutet die „Stunde der Exekutive“. Die Bevölkerung erwartet Sicherheit und Krisenmanagement und versammelt sich hinter der bestehenden politischen Führung. In der Führungsrolle kann man auf überparteilichen Zusammenhalt pochen, falls er nicht ohnehin eintritt. Darüber hinaus ist Stärke und die Beschwörung der gemeinsamen Kraft gefragt. Nicht immer lassen sich Krisen auf Naturkatastrophen oder irrationale Despoten zurückführen. Manchmal lässt auch ein politischer Mitbewerber oder eine Mitbewerberin einen Konflikt eskalieren oder beginnt wie aus dem Nichts einen Streit. Hier lohnt sich ein kurzer Moment der Analyse: Könnte es an schlechten Umfragewerten und/oder einer anstehenden Wahl in der Heimat liegen – kurz: an politischem Kalkül? Klar ist: Der „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ funktioniert auch im Kleinen.</p>
<p><a href="#_ftnref1" name="_ftn1">[1]</a> <a href="https://www.jstor.org/stable/1955610?seq=1">https://www.jstor.org/stable/1955610?seq=1</a></p>
<p><a href="#_ftnref2" name="_ftn2">[2]</a> <a href="https://ratinggroup.ua/en/research/ukraine/obschenacionalnyy_opros_ukraina_v_usloviyah_voyny_26-27_fevralya_2022_goda.html">https://ratinggroup.ua/en/research/ukraine/obschenacionalnyy_opros_ukraina_v_usloviyah_voyny_26-27_fevralya_2022_goda.html</a></p>
<p><a href="#_ftnref3" name="_ftn3">[3]</a> <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1295763/umfrage/bewertung-der-arbeit-von-olaf-scholz-als-bundeskanzler/">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1295763/umfrage/bewertung-der-arbeit-von-olaf-scholz-als-bundeskanzler/</a></p>
<p><a href="#_ftnref4" name="_ftn4">[4]</a> <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1251522/umfrage/bewertung-der-arbeit-von-angela-merkel-als-bundeskanzlerin/">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1251522/umfrage/bewertung-der-arbeit-von-angela-merkel-als-bundeskanzlerin/</a></p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<p></p>]]></dynamic-content>
<dynamic-content language-id="de_DE"><![CDATA[<p>In jeder Krise liegt auch eine Chance. Für Kampagnenmacherinnen gilt diese Weisheit dank des „Rallye-Around-The-Flag-Effects“ ganz besonders. Mit guter Kommunikation kann man hier viel gewinnen.</p>
<h2> </h2>
<h2>Demonstrative Einheit wird zur „Stunde der Exekutive“</h2>
<p>Erstmals wurde der „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ im Jahr 1970 vom Politikwissenschaftler John Mueller beschrieben.<a href="#_ftn1" name="_ftnref1">[1]</a> Er meint einen kurzfristigen, kräftigen Beliebtheitsschub eines Regierungsoberhaupts in Zeiten von Krisen, Notfällen oder Kriegen. Angesichts des externen Drucks geraten interne Streitigkeiten – beispielsweise zwischen den unterschiedlichen Parteien – in den Hintergrund. Denn es braucht eine demonstrative Einigkeit in der Außenwirkung. Bei nationalen Krisen reagieren die Bürgerinnen und Bürger auf die Signale von Bedrohung und versammeln sich hinter ihrer politischen Führung. Im Deutschen wird der „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ deswegen auch als „Stunde der Exekutive“ bezeichnet.</p>
<p><img data-fileentryid="4865031" src="/documents/12411/2945430/Rallye-Around-The-Flag.png/d6959546-1204-4745-e6f8-c4d4d834d682?t=1664293462872&imagePreview=1" /></p>
<p>Drei Bedingungen sollten laut Müller erfüllt sein:</p>
<ol>
<li>Die Krise ist internationaler Natur.</li>
<li>Die Krise betrifft das gesamte Land.</li>
<li>Die Krise ist ungewöhnlich, aber konkret und dramatisch.</li>
</ol>
<h2> </h2>
<h2>Der „Rallye-Around-The-Flag-Effect” braucht keinen Krieg</h2>
<p>Schaut man genauer hin, lässt sich dieser Effekt aber auch im Kleinen beobachten. Erinnern Sie sich noch an den Bundestagswahlkampf mit den Spitzenkandidaten Edmund Stoiber und Gerhard Schröder? Die Bilder aus den Flutgebieten, mit denen sich der amtierende Kanzler Gerhard Schröder als Krisenmanager präsentierte? Vielleicht wäre die Wahl im Jahr 2002 ohne diese Krise, die auf das Konto des Kanzlers einzahlte, anders ausgegangen. Wer die „Stunde der Exekutive“ erklären möchte, muss allerdings nicht zwanzig Jahre in die Vergangenheit schauen. Drei aktuelle Beispiele:</p>
<ol>
<li>Der ukrainische Präsident Volodymyr Zelenskyy war in der Ukraine weit vom Heldenstatus entfernt. Im Dezember 2021 waren lediglich 32 Prozent der ukrainischen Bevölkerung mit seiner Arbeit zufrieden. Drei Tage nach der Invasion am 24. Februar 2022 erreichte er 91 Prozent Zustimmung in seiner Bevölkerung.<a href="#_ftn2" name="_ftnref2">[2]</a> Die Krise erfüllt alle drei oben genannten Kriterien.</li>
<li>Auch in Deutschland bewirkte der russische Angriffskrieg auf die Ukraine einen „Rallye-Around-The-Flag-Effect“: Zwei Wochen vor der Wahl fanden 56 Prozent der Deutschen die Arbeit von Bundeskanzler Scholz gut oder eher gut. Zwei Wochen nach der Invasion waren es 73 Prozent – sein persönlicher Höchstwert. Mittlerweile finden 55 Prozent seine Arbeit eher gut oder gut (Stand: 09. September 2022).<a href="#_ftn3" name="_ftnref3">[3]</a> Hier zeigt sich die Kurzfristigkeit der Popularitätsschubs.</li>
<li>Weltweit ließ sich der Effekt auch während der Corona-Pandemie beobachten. In den Wochen nach dem Ausbruch im Frühjahr 2020 verbesserten sich die Umfragewerte des politischen Führungspersonals in westeuropäischen Ländern und den USA. Die Zustimmungswerte zur Arbeit der Bundeskanzlerin Angela Merkel kletterten von 68 Prozent eine Woche vor dem ersten Lockdown in Deutschland auf 83 Prozent nicht einmal anderthalb Monate später.<a href="#_ftn4" name="_ftnref4">[4]</a> Hier zeigt sich, dass auch eine nationale Notlage den „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ befördern kann. Zwar ist eine Pandemie qua Definition international, es handelte sich aber nicht um einen wie von Mueller beschriebenen internationalen Konflikt.</li>
</ol>
<h2> </h2>
<h2>Warum Wahlkämpferinnen den „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ kennen sollten</h2>
<p>Für die Kommunikation ergibt sich aus dem „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ eine wichtige Lehre: Man weiß zwar nie, welche Krise kommt und vor allem, wann sie eintritt. Doch ist sie erst einmal da, empfiehlt sich eine staatstragende Rolle. In der Opposition gilt es, die Regierung zu stützen statt auf Konfrontation zu setzen. Schließlich läutet die „Stunde der Exekutive“. Die Bevölkerung erwartet Sicherheit und Krisenmanagement und versammelt sich hinter der bestehenden politischen Führung. In der Führungsrolle kann man auf überparteilichen Zusammenhalt pochen, falls er nicht ohnehin eintritt. Darüber hinaus ist Stärke und die Beschwörung der gemeinsamen Kraft gefragt. Nicht immer lassen sich Krisen auf Naturkatastrophen oder irrationale Despoten zurückführen. Manchmal lässt auch ein politischer Mitbewerber oder eine Mitbewerberin einen Konflikt eskalieren oder beginnt wie aus dem Nichts einen Streit. Hier lohnt sich ein kurzer Moment der Analyse: Könnte es an schlechten Umfragewerten und/oder einer anstehenden Wahl in der Heimat liegen – kurz: an politischem Kalkül? Klar ist: Der „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ funktioniert auch im Kleinen.</p>
<p><a href="#_ftnref1" name="_ftn1">[1]</a> <a href="https://www.jstor.org/stable/1955610?seq=1">https://www.jstor.org/stable/1955610?seq=1</a></p>
<p><a href="#_ftnref2" name="_ftn2">[2]</a> <a href="https://ratinggroup.ua/en/research/ukraine/obschenacionalnyy_opros_ukraina_v_usloviyah_voyny_26-27_fevralya_2022_goda.html">https://ratinggroup.ua/en/research/ukraine/obschenacionalnyy_opros_ukraina_v_usloviyah_voyny_26-27_fevralya_2022_goda.html</a></p>
<p><a href="#_ftnref3" name="_ftn3">[3]</a> <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1295763/umfrage/bewertung-der-arbeit-von-olaf-scholz-als-bundeskanzler/">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1295763/umfrage/bewertung-der-arbeit-von-olaf-scholz-als-bundeskanzler/</a></p>
<p><a href="#_ftnref4" name="_ftn4">[4]</a> <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1251522/umfrage/bewertung-der-arbeit-von-angela-merkel-als-bundeskanzlerin/">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1251522/umfrage/bewertung-der-arbeit-von-angela-merkel-als-bundeskanzlerin/</a></p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
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Expertenbeitrag
Marcel Schmidt
13.09.22 | Lesezeit:
5
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p><a href="https://twitter.com/Schmidtter__" target="_blank">Marcel Schmidt</a> ist Referent für Politische Kommunikation bei der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie Autor und Redakteur im Politsnack.</p>]]></dynamic-content>
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p style="text-align: justify;">Memes – sie sind eine Spielart der Internet-Kommunikation, die seit Jahren an Bedeutung gewinnt. Die mit prägnanten Texten versehenen Bilder sind oft beißend ironisch, stark zuspitzend und vor allem leicht verständlich. Sie schaffen Orientierung, verleihen einer kollektiven Stimmung Ausdruck und mobilisieren Gleichgesinnte. Aktuelle Ereignisse werden in Memes verarbeitet und gehen oft viral, weil sie Ausdruck einer kollektiven, gesellschaftlichen Wahrnehmung sind. Aus diesem Grund hat sich auch eine eigene Meme-Kultur im Zuge des Überlebenskampfs der Ukraine gegen die russischen Invasoren entwickelt. Ihr Einfluss auf die Wahrnehmung des Konflikts wird nach wie vor unterschätzt.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Humor in den dunkelsten Tagen</h2>
<p style="text-align: justify;">In den vergangenen knapp sieben Monaten seit dem Beginn des russischen Überfalls auf das ukrainische Volk fühlten sich viele Menschen macht- und hilflos. Ein massiv gesteigertes Informationsbedürfnis kam hinzu. Für Ukrainerinnen und Ukrainer und die Unterstützer ihres Freiheitskampfs gab es dabei insbesondere zu Beginn des Kriegs keine zuversichtlich stimmenden Nachrichten. Beim „Doom-Scrolling“ durch die sozialen Netzwerke boten Memes einen Ausweg, indem sie einen humorvollen Zugang zu den düsteren Ereignissen ermöglichten. Die Community, dankbar für den Galgenhumor, entwickelte eine eigene Form der Unterstützung in diesen dunkelsten Zeiten. Die Schöpferinnen und Schöpfer dieser Memes bauten sich mit Meme-Profilen schnell große Gefolgschaften auf und ermöglichten auf diese Weise die gemeinsame Verarbeitung vor allem des Leids, aber auch der kleinen Freuden, die die Zuversicht nährten.</p>
<p style="text-align: justify;">Am 9. März 2022, nur 13 Tage nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs, entstanden die <a href="https://twitter.com/uamemesforces" target="_blank">Ukrainian Memes Forces</a> und posteten ihr erstes Meme. Zahllose weitere Memes-Seiten, wie beispielsweise <a href="https://twitter.com/LivFaustDieJung" target="_blank">Ukraine Memes for NATO Teens</a>, finden sich mittlerweile bevorzugt auf Twitter und Instagram. Ihre konkrete Wirkung ist noch nicht erforscht. Doch dieses kommunikative Element verbindet sowohl ukrainische als auch westliche Beobachter durch Humor und schafft so einen Zusammenhalt, der die Sprachbarriere überwindet und sich gegen die spaltende russische Propaganda stellt. Offensichtlich gilt: Wer in den dunkelsten Stunden und als klarer Underdog sein Lachen nicht verliert, der wirkt souverän und macht es anderen fast unmöglich, diese tapferen Menschen nicht zu mögen.</p>
<p style="text-align: justify;">Der Humor wird also zur Waffe im Informationskrieg. Das unterstreichen im Übrigen auch die Bilder, die die Staats- und Regierungsoberhäupter der freien Welt bei ihren Treffen verbreiten. Trotz der ernsten Lage der Welt sieht man Biden, Trudeau, Macron & Co. demonstrativ lachen – ein bewusster Kontrast zum harten, kühlen und höchstens gequält lachenden Putin. Die Botschaft: Freiheit und Zuversicht sind stärker und anziehender als Unterdrückung und Völkermord. Die Freiheit lacht – das haben sowohl die gewöhnlichen Internetnutzerinnen und -nutzer als auch ihre höchsten staatlichen Repräsentantinnen und Repräsentanten gemeinsam.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Freigeist vs. staatliche Propaganda</h2>
<p style="text-align: justify;">Russland kann an dieser kommunikativen Front nicht mithalten: Staatliche Memes widersprächen fast allem, was Memes erfolgreich macht. Sie setzen einen gewissen Freigeist voraus, der sich humorvoll-kritisch mit der Realität auseinandersetzt und sich nicht von staatlicher Propaganda blenden lässt. Kreativ umgesetzte Memes sind kein Kommunikationsinstrument einer Autokratie, sondern gelten genau wie andere Formen des Humors als Gefahr für autoritäre Staaten. Für die staatliche Autorität besser zu kontrollieren sind eigentlich die in Telegram-Kanälen organisierten russischen Soldaten sowie Militärblogger. Doch die digitale Transparenz hat auch hier eine Kehrseite. Inzwischen dienen diese Kanäle westlichen Beobachtern als Seismographen, die unmittelbar Auskunft über die Stimmung innerhalb der russischen Armee und an der Heimatfront geben. Insbesondere dieser Tage kritisieren extrem rechte Militärblogger die Führung der Armee immer offener und vernichtender.</p>
<h2 style="text-align: justify;">An der Informationsfront gewinnt die Ukraine</h2>
<p style="text-align: justify;">Selbst die gefürchteten russischen Trollfabriken haben mittlerweile einen ernstzunehmenden Gegenspieler: Die NAFO. Die <a href="https://twitter.com/Official_NAFO" target="_blank">North Atlantic Fella Organization</a>, trollt russische Offizielle und ihrer Handlanger mit Memes und sammelt Geld für die ukrainische Armee. Ihr Erkennungszeichen ist der Shiba Inu, eine japanische Hunderasse, die besondere Beliebtheit unter Meme-Fans genießt. Die Gruppe ist dezentral organisiert, über ihre Größe gibt es keine Angaben. Ihr Einfluss wächst aber, nachdem im Juni ein russischer Botschafter mit der Gruppe auf Konfrontationskurs ging. Unter der wachsenden Aufmerksamkeit der digitalen Öffentlichkeit schoss die NAFO verbal so hart und ausgiebig zurück, dass sich der russische Botschafter für eine Woche gar nicht mehr zu Wort meldete. Anschließend dankte der <a href="https://twitter.com/DefenceU/status/1563851548643426304?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1563851548643426304%7Ctwgr%5E119b0a608c018406f98b9fa246b9505ea88e37f4%7Ctwcon%5Es1_&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.tagesanzeiger.ch%2Fdie-nafo-eine-meme-armee-im-kampf-gegen-russische-propaganda-286788953636" target="_blank">offizielle Account des ukrainischen Verteidigungsministeriums</a> der NAFO und der <a href="https://twitter.com/oleksiireznikov/status/1566347144654618624" target="_blank">ukrainische Verteidigungsminister</a> änderte gar sein Profilbild, um ihre Arbeit anzuerkennen. Schön, wenn am Ende die Freiheit lacht.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4841954" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack+%287%29.png/b5165bcb-9be6-f214-000b-fd3f56a3cab1?t=1663064677678&imagePreview=1" /></p>]]></dynamic-content>
<dynamic-content language-id="de_DE"><![CDATA[<p style="text-align: justify;">Memes – sie sind eine Spielart der Internet-Kommunikation, die seit Jahren an Bedeutung gewinnt. Die mit prägnanten Texten versehenen Bilder sind oft beißend ironisch, stark zuspitzend und vor allem leicht verständlich. Sie schaffen Orientierung, verleihen einer kollektiven Stimmung Ausdruck und mobilisieren Gleichgesinnte. Aktuelle Ereignisse werden in Memes verarbeitet und gehen oft viral, weil sie Ausdruck einer kollektiven, gesellschaftlichen Wahrnehmung sind. Aus diesem Grund hat sich auch eine eigene Meme-Kultur im Zuge des Überlebenskampfs der Ukraine gegen die russischen Invasoren entwickelt. Ihr Einfluss auf die Wahrnehmung des Konflikts wird nach wie vor unterschätzt.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Humor in den dunkelsten Tagen</h2>
<p style="text-align: justify;">In den vergangenen knapp sieben Monaten seit dem Beginn des russischen Überfalls auf das ukrainische Volk fühlten sich viele Menschen macht- und hilflos. Ein massiv gesteigertes Informationsbedürfnis kam hinzu. Für Ukrainerinnen und Ukrainer und die Unterstützer ihres Freiheitskampfs gab es dabei insbesondere zu Beginn des Kriegs keine zuversichtlich stimmenden Nachrichten. Beim „Doom-Scrolling“ durch die sozialen Netzwerke boten Memes einen Ausweg, indem sie einen humorvollen Zugang zu den düsteren Ereignissen ermöglichten. Die Community, dankbar für den Galgenhumor, entwickelte eine eigene Form der Unterstützung in diesen dunkelsten Zeiten. Die Schöpferinnen und Schöpfer dieser Memes bauten sich mit Meme-Profilen schnell große Gefolgschaften auf und ermöglichten auf diese Weise die gemeinsame Verarbeitung vor allem des Leids, aber auch der kleinen Freuden, die die Zuversicht nährten.</p>
<p style="text-align: justify;">Am 9. März 2022, nur 13 Tage nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs, entstanden die <a href="https://twitter.com/uamemesforces" target="_blank">Ukrainian Memes Forces</a> und posteten ihr erstes Meme. Zahllose weitere Memes-Seiten, wie beispielsweise <a href="https://twitter.com/LivFaustDieJung" target="_blank">Ukraine Memes for NATO Teens</a>, finden sich mittlerweile bevorzugt auf Twitter und Instagram. Ihre konkrete Wirkung ist noch nicht erforscht. Doch dieses kommunikative Element verbindet sowohl ukrainische als auch westliche Beobachter durch Humor und schafft so einen Zusammenhalt, der die Sprachbarriere überwindet und sich gegen die spaltende russische Propaganda stellt. Offensichtlich gilt: Wer in den dunkelsten Stunden und als klarer Underdog sein Lachen nicht verliert, der wirkt souverän und macht es anderen fast unmöglich, diese tapferen Menschen nicht zu mögen.</p>
<p style="text-align: justify;">Der Humor wird also zur Waffe im Informationskrieg. Das unterstreichen im Übrigen auch die Bilder, die die Staats- und Regierungsoberhäupter der freien Welt bei ihren Treffen verbreiten. Trotz der ernsten Lage der Welt sieht man Biden, Trudeau, Macron & Co. demonstrativ lachen – ein bewusster Kontrast zum harten, kühlen und höchstens gequält lachenden Putin. Die Botschaft: Freiheit und Zuversicht sind stärker und anziehender als Unterdrückung und Völkermord. Die Freiheit lacht – das haben sowohl die gewöhnlichen Internetnutzerinnen und -nutzer als auch ihre höchsten staatlichen Repräsentantinnen und Repräsentanten gemeinsam.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Freigeist vs. staatliche Propaganda</h2>
<p style="text-align: justify;">Russland kann an dieser kommunikativen Front nicht mithalten: Staatliche Memes widersprächen fast allem, was Memes erfolgreich macht. Sie setzen einen gewissen Freigeist voraus, der sich humorvoll-kritisch mit der Realität auseinandersetzt und sich nicht von staatlicher Propaganda blenden lässt. Kreativ umgesetzte Memes sind kein Kommunikationsinstrument einer Autokratie, sondern gelten genau wie andere Formen des Humors als Gefahr für autoritäre Staaten. Für die staatliche Autorität besser zu kontrollieren sind eigentlich die in Telegram-Kanälen organisierten russischen Soldaten sowie Militärblogger. Doch die digitale Transparenz hat auch hier eine Kehrseite. Inzwischen dienen diese Kanäle westlichen Beobachtern als Seismographen, die unmittelbar Auskunft über die Stimmung innerhalb der russischen Armee und an der Heimatfront geben. Insbesondere dieser Tage kritisieren extrem rechte Militärblogger die Führung der Armee immer offener und vernichtender.</p>
<h2 style="text-align: justify;">An der Informationsfront gewinnt die Ukraine</h2>
<p style="text-align: justify;">Selbst die gefürchteten russischen Trollfabriken haben mittlerweile einen ernstzunehmenden Gegenspieler: Die NAFO. Die <a href="https://twitter.com/Official_NAFO" target="_blank">North Atlantic Fella Organization</a>, trollt russische Offizielle und ihrer Handlanger mit Memes und sammelt Geld für die ukrainische Armee. Ihr Erkennungszeichen ist der Shiba Inu, eine japanische Hunderasse, die besondere Beliebtheit unter Meme-Fans genießt. Die Gruppe ist dezentral organisiert, über ihre Größe gibt es keine Angaben. Ihr Einfluss wächst aber, nachdem im Juni ein russischer Botschafter mit der Gruppe auf Konfrontationskurs ging. Unter der wachsenden Aufmerksamkeit der digitalen Öffentlichkeit schoss die NAFO verbal so hart und ausgiebig zurück, dass sich der russische Botschafter für eine Woche gar nicht mehr zu Wort meldete. Anschließend dankte der <a href="https://twitter.com/DefenceU/status/1563851548643426304?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1563851548643426304%7Ctwgr%5E119b0a608c018406f98b9fa246b9505ea88e37f4%7Ctwcon%5Es1_&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.tagesanzeiger.ch%2Fdie-nafo-eine-meme-armee-im-kampf-gegen-russische-propaganda-286788953636" target="_blank">offizielle Account des ukrainischen Verteidigungsministeriums</a> der NAFO und der <a href="https://twitter.com/oleksiireznikov/status/1566347144654618624" target="_blank">ukrainische Verteidigungsminister</a> änderte gar sein Profilbild, um ihre Arbeit anzuerkennen. Schön, wenn am Ende die Freiheit lacht.</p>
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Expertenbeitrag
Simone von Stosch
14.06.22 | Lesezeit:
3
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p><a href="https://www.simone-von-stosch.de/" target="_blank">Simone von Stosch</a> moderierte von 2006 bis 2016 die Tagesschau und tagesschau24. Heute arbeitet sie als Coach für Rede- und Medienauftritte und tritt selbst als Moderatorin auf.</p>]]></dynamic-content>
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p style="text-align: justify;"><em>Der erste Eindruck zählt. Diese Binsenweisheit gilt auch und gerade in der Politik. Wer ans Rednerpult tritt, möchte souverän wirken. Doch wie gelingt das? In einer Studie hat der amerikanische Kommunikationsforscher Albert Mehrabien herausgefunden, was eine souveräne Außenwirkung ausmacht: Es ist zu 55 Prozent die Körpersprache, zu 38 Prozent die Stimme und nur zu sieben Prozent der eigentliche Inhalt. Die gute Nachricht: Mit einer kraftvollen Sprache können wir den Inhalt besser bei den Zuhörenden verankern. Körper, Stimme und Sprache kann man trainieren. In diesem Beitrag geht es um den Inhalt.</em></p>
<p style="text-align: justify;">Zahlen, Daten, Fakten sind die wichtigste Währung in der Politik – gerade in Zeiten von Fake News. Unsere Argumente werden jedoch nur dann gut gehört, wenn wir eine kraftvolle, lebendige Sprache benutzen, die auch Emotionen weckt.</p>
<p style="text-align: justify;">Mit Füllwörtern, Relativierungen, Konjunktiven, mit einer abstrakten Sprache und Passiva werden wir Zuhörende nicht wirklich erreichen und überzeugen. Auch endlose Sätze und umständliche Argumentationen machen das Gegenüber eher ungeduldig und führen zur Abwehr. Kommunikationsexperten sagen, dass sich alle noch so komplexen Inhalte letztlich in maximal einer Minute erklären lassen.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4662151" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack+%285%29.png/276a1123-c82d-3b11-617d-f8fcf78019a7?t=1655199452757&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><strong>Präzise und klar</strong>: Gewöhnen Sie sich an, klar und präzise zu formulieren, was Sie meinen. So schränken Sie den Raum für Fehlinterpretationen ein. Eine gute Technik für die präzise Argumentation ist der Fünf-Satz. Im ersten Schritt formulieren Sie Ihren Standpunkt. Dann folgt die Begründung durch drei gute Argumente, wobei das dritte das stärkste sein sollte. Am Schluss wiederholen und bekräftigen Sie Ihren Standpunkt noch einmal mit einem „Deshalb ist es so wichtig, dass…“</p>
<p style="text-align: justify;"><strong>Anschaulich sprechen:</strong> Durch eine bildhafte Sprache und konkrete Beispiele können Sie abstrakte und komplexe politische Inhalte so erklären, dass Ihr Gegenüber sie nachvollziehen kann. Politik ist eben nicht nur das berühmte Bohren der dicken Bretter, sondern bedeutet, stets neu zu erklären, warum was wie getan werden sollte.</p>
<p style="text-align: justify;"><strong>Storytelling:</strong> Menschen lieben Geschichten und haben sich seit jeher Geschichten erzählt. In den alten Sagen und Märchen, aber auch in den heiligen Schriften überliefert sich Erinnerung und Erkenntnis. Auch die Gegenwart, in der wir leben, besteht im Grunde aus Geschichten: überlieferte, erlebte, medial vermittelte, politische, persönliche, erfundene Geschichten oder wahre Begebenheiten. Welche Geschichte wollen Sie erzählen? Welche Botschaft wollen Sie mit Ihrer Geschichte transportieren? Erzählen Sie persönlichen Erlebnisse, Erfahrungen, vielleicht auch Missgeschicke und Fehler sowie Ihre persönlichen „lessons learned“. Sie verbinden so die politische Botschaft mit Ihrer Person und werden nahbarer und sympathischer.</p>
<p style="text-align: justify;"><strong>Glaubwürdigkeit: </strong>Ziemlich leichtfertig ist oft von der Politikverdrossenheit die Rede. Dabei sind die Menschen nicht weniger interessiert an politischen Fragen, sie sind es nur leid, dass die großen politischen Herausforderungen und Probleme oft unter den Teppich gekehrt werden - mit Blick auf die Umfragen oder die nächsten Wahlen. Es gilt also, Zumutungen und Risiken klar auszusprechen, Fehler einzugestehen, Entscheidungen zu erklären. Und es geht darum, zu formulieren, wo Unwägbarkeiten und auch Einschnitte zu erwarten sind. Schonungslos und klar. Solche Ehrlichkeit baut Vertrauen auf, schafft Sympathie und Dialog.</p>
<p style="text-align: justify;">Warum ist Robert Habeck (Grüne) derzeit der beliebteste Politiker? Meine These: Weil er glaubwürdig kommuniziert. Weil er das Land auf schmerzliche Einschnitte und Veränderungen vorbereitet, statt diese glattzubügeln. Weil er Widersprüche offenlegt, statt sie unter den Teppich zu kehren. Weil er komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge in bildlicher Sprache erklärt und sie so verständlich macht. Weil er seine Meinung und seine Prognosen ändert, wenn die Rahmenbedingungen sich ändern. Weil er dies alles öffentlich macht. Transparent.</p>
<p style="text-align: justify;">Glaubwürdigkeit in der Politik heißt: Sagen, was man meint! Machen, was man sagt! Frei nach Hannah Arendt: Die Wahrheit ist uns Wählerinnen und Wählern zumutbar.</p>]]></dynamic-content>
<dynamic-content language-id="de_DE"><![CDATA[<p style="text-align: justify;"><em>Der erste Eindruck zählt. Diese Binsenweisheit gilt auch und gerade in der Politik. Wer ans Rednerpult tritt, möchte souverän wirken. Doch wie gelingt das? In einer Studie hat der amerikanische Kommunikationsforscher Albert Mehrabien herausgefunden, was eine souveräne Außenwirkung ausmacht: Es ist zu 55 Prozent die Körpersprache, zu 38 Prozent die Stimme und nur zu sieben Prozent der eigentliche Inhalt. Die gute Nachricht: Mit einer kraftvollen Sprache können wir den Inhalt besser bei den Zuhörenden verankern. Körper, Stimme und Sprache kann man trainieren. In diesem Beitrag geht es um den Inhalt.</em></p>
<p style="text-align: justify;">Zahlen, Daten, Fakten sind die wichtigste Währung in der Politik – gerade in Zeiten von Fake News. Unsere Argumente werden jedoch nur dann gut gehört, wenn wir eine kraftvolle, lebendige Sprache benutzen, die auch Emotionen weckt.</p>
<p style="text-align: justify;">Mit Füllwörtern, Relativierungen, Konjunktiven, mit einer abstrakten Sprache und Passiva werden wir Zuhörende nicht wirklich erreichen und überzeugen. Auch endlose Sätze und umständliche Argumentationen machen das Gegenüber eher ungeduldig und führen zur Abwehr. Kommunikationsexperten sagen, dass sich alle noch so komplexen Inhalte letztlich in maximal einer Minute erklären lassen.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4662151" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack+%285%29.png/276a1123-c82d-3b11-617d-f8fcf78019a7?t=1655199452757&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><strong>Präzise und klar</strong>: Gewöhnen Sie sich an, klar und präzise zu formulieren, was Sie meinen. So schränken Sie den Raum für Fehlinterpretationen ein. Eine gute Technik für die präzise Argumentation ist der Fünf-Satz. Im ersten Schritt formulieren Sie Ihren Standpunkt. Dann folgt die Begründung durch drei gute Argumente, wobei das dritte das stärkste sein sollte. Am Schluss wiederholen und bekräftigen Sie Ihren Standpunkt noch einmal mit einem „Deshalb ist es so wichtig, dass…“</p>
<p style="text-align: justify;"><strong>Anschaulich sprechen:</strong> Durch eine bildhafte Sprache und konkrete Beispiele können Sie abstrakte und komplexe politische Inhalte so erklären, dass Ihr Gegenüber sie nachvollziehen kann. Politik ist eben nicht nur das berühmte Bohren der dicken Bretter, sondern bedeutet, stets neu zu erklären, warum was wie getan werden sollte.</p>
<p style="text-align: justify;"><strong>Storytelling:</strong> Menschen lieben Geschichten und haben sich seit jeher Geschichten erzählt. In den alten Sagen und Märchen, aber auch in den heiligen Schriften überliefert sich Erinnerung und Erkenntnis. Auch die Gegenwart, in der wir leben, besteht im Grunde aus Geschichten: überlieferte, erlebte, medial vermittelte, politische, persönliche, erfundene Geschichten oder wahre Begebenheiten. Welche Geschichte wollen Sie erzählen? Welche Botschaft wollen Sie mit Ihrer Geschichte transportieren? Erzählen Sie persönlichen Erlebnisse, Erfahrungen, vielleicht auch Missgeschicke und Fehler sowie Ihre persönlichen „lessons learned“. Sie verbinden so die politische Botschaft mit Ihrer Person und werden nahbarer und sympathischer.</p>
<p style="text-align: justify;"><strong>Glaubwürdigkeit: </strong>Ziemlich leichtfertig ist oft von der Politikverdrossenheit die Rede. Dabei sind die Menschen nicht weniger interessiert an politischen Fragen, sie sind es nur leid, dass die großen politischen Herausforderungen und Probleme oft unter den Teppich gekehrt werden - mit Blick auf die Umfragen oder die nächsten Wahlen. Es gilt also, Zumutungen und Risiken klar auszusprechen, Fehler einzugestehen, Entscheidungen zu erklären. Und es geht darum, zu formulieren, wo Unwägbarkeiten und auch Einschnitte zu erwarten sind. Schonungslos und klar. Solche Ehrlichkeit baut Vertrauen auf, schafft Sympathie und Dialog.</p>
<p style="text-align: justify;">Warum ist Robert Habeck (Grüne) derzeit der beliebteste Politiker? Meine These: Weil er glaubwürdig kommuniziert. Weil er das Land auf schmerzliche Einschnitte und Veränderungen vorbereitet, statt diese glattzubügeln. Weil er Widersprüche offenlegt, statt sie unter den Teppich zu kehren. Weil er komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge in bildlicher Sprache erklärt und sie so verständlich macht. Weil er seine Meinung und seine Prognosen ändert, wenn die Rahmenbedingungen sich ändern. Weil er dies alles öffentlich macht. Transparent.</p>
<p style="text-align: justify;">Glaubwürdigkeit in der Politik heißt: Sagen, was man meint! Machen, was man sagt! Frei nach Hannah Arendt: Die Wahrheit ist uns Wählerinnen und Wählern zumutbar.</p>]]></dynamic-content>
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Expertenbeitrag
Major Paul Strobel
22.03.22 | Lesezeit:
12
Min.
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p style="text-align: justify;"><a href="https://twitter.com/PaulStrobel" target="_blank">Major Paul Strobel</a> ist Leiter der digitalen Kommunikation im Organisationsstab der Invictus Games Düsseldorf 2023. Vor seiner Wiedereinstellung in die Bundeswehr war er Reserveoffizieranwärter der Gebirgsjägertruppe und ziviler Experte für Social Media, politische und gesellschaftliche Kommunikation in Berlin. Er gibt in diesem Artikel lediglich seine private Meinung wieder, die ausschließlich auf Basis öffentlich verfügbarer Quellen gewonnen wurde.</p>]]></dynamic-content>
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p style="text-align: justify;">Ich bin kein Aufklärer. Ich bin Social-Media-Experte. Dennoch glaube ich, dass sich das Weiterlesen für Sie lohnt. Denn unsere beiden Welten haben in den letzten Tagen und Wochen eine erstaunliche Schnittmenge aufgezeigt. An kaum einer anderen Stelle konnten so viele Informationen über die russische Invasion der Ukraine gewonnen werden, wie in den sozialen Medien. Aber der Reihe nach.</p>
<p style="text-align: justify;">Dass Konflikte, Krisen und Kriege auch in den sozialen Medien stattfinden, wurde uns von der Krim, dem Irak, über Syrien bis Berg-Karabach immer wieder vor Augen geführt. Seitdem der islamische Staat seinen Feldzug 2014 online mit der Hashtagkampagne #AllEyesOnISIS auf Twitter begleitete, sind uns beispielsweise Videos von Kampfhandlungen oder Drohnenaufnahmen von Panzerabschüssen auch in der friedlichen Heimat nicht mehr fremd. So finden wir uns in den sozialen Medien, auch als vermeintlich Unbeteiligte, regelmäßig mitten in einem Informationskrieg um die Deutungshoheit über diese Konflikte wieder. Die „Kombattanten“ dieser Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln kennzeichnen und erkennen sich in den sozialen Medien mit Hashtags und Profilfiltern, teilen Propaganda, die die eigene Seite gut dastehen lässt und verbreiten Desinformationen über die Gegenseite. Im Medienzeitalter hat der Krieg sein digitales Spiegelbild auf Social Media gefunden.</p>
<p style="text-align: justify;">Dabei hat besonders Russland eine Reputation für die digitale Konfliktführung gewonnen. Der Einsatz von Desinformations- und Propagandakampagnen konnte seit der Annexion der Krim 2014 beobachtet werden und gewann durch die Wahlbeeinflussung in den USA 2016, zum BREXIT-Referendum 2018 und die Verbreitung von Verschwörungstheorien im Zuge der Corona-Pandemie an Prominenz. Auf der Krim und in der Ostukraine revolutionierte Russland den Einsatz dieser Fähigkeit, indem gezielte Desinformationen und Propaganda auf taktischer Ebene Verwirrung und Verunsicherung stifteten. Auf strategischer Ebene wurde die Reaktion der internationalen Gemeinschaft derart verzögert, dass Russland zunächst am Boden Fakten schaffen konnte. Daher wurden Beobachter schnell hellhörig, als schon zu Beginn des russischen Aufmarsches vor Weihnachten 2021 hunderte Videos auftauchten, welche die Truppenbewegungen beinahe in Echtzeit nachvollziehen ließen.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4502336" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack%283%29.jpg/8440c2a2-3c1a-8e6c-34e9-0c7045def81a?t=1647976402256&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><em>Truppenbewegungen auf TikTok</em></p>
<p style="text-align: justify;">Die Videos wurden von Amateur-Analysten, Open Source Intelligence (OSINT) Spezialisten und von der militärischen Aufklärung mit Neugierde betrachtet. Dass die schnelllebigen sozialen Medien den offiziellen Nachrichtendiensten dabei einen guten Schritt voraus waren, zeigte sich bereits Mitte Februar. Beispielsweise wurde die Verlegung von russischer Raketenartillerie von Social-Media-Nutzern und Analysten mehr als eine Woche vor den offiziellen Stellen entdeckt. OSINT-Spezialist und Twitter-User Rob Lee twitterte dazu: „Bisher waren die meisten Änderungen der russischen Militärpositur in der Nähe der Ukraine öffentlich in den sozialen Medien zu beobachten, bevor sie von US-Regierungsvertretern bestätigt wurden. […] Ganze 9 Tage.“</p>
<p style="text-align: justify;">Dieses Bild änderte sich auch mit dem Beginn der Invasion und der Kampfhandlungen kaum. Truppenbewegungen, Angriffe und ihre Folgen wurden auf verschiedensten Social-Media-Plattformen geteilt und beinahe in Echtzeit von OSINT-Spezialisten und Amateuren analysiert. Mithilfe von Video- und Fotoaufnahmen werden Ort und Zeit von Truppenbewegungen und Kampfhandlungen herausgefunden. Öffentlich zugängliche Feuersatelliten zeigen durch Kampfhandlungen verursachte Brände und können damit Aufschluss über den Ort größerer Gefechte geben. Ebenfalls öffentlich zugängliche Radarsatelliten können die die Abschussstellungen von Flugabwehrsystemen aufzeigen. Letztendlich entsteht so ein erstaunlich präzises öffentliches Lagebild, das durch eifrige Social-Media-Nutzerinnen und Nutzer laufend aktualisiert wird. Truppenbewegungen, Truppenteile und Vorgehen, gar Hinterhalte - nichts scheint mehr geheim zu halten zu sein.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4502406" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack%282%29+%281%29.jpg/38eee568-e450-9ec6-db6c-282fdcb7310a?t=1647976544446&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><em>Eine auf der Basis von OSINT erstellte Lagekarte</em></p>
<p style="text-align: justify;">Social Media spielt dabei eine entscheidende Doppelrolle: Als Informationslieferant zur Analyse und als Ausspielungsplattform zur Verbreitung von aufbereiteten Informationen. Aus der schnellen und der weiten Verbreitung der Social-Media-Inhalte zogen Russland und die Ukraine allerdings sehr unterschiedliche Schlüsse im Bereich Operations Security (OPSEC). Russland hatte dem Treiben auf TikTok und der Aufklärungsarbeit des Westens offensichtlich lange genug zugeschaut. Am 20. Februar beschloss das russische Parlament ein Gesetz, dass den russischen Soldaten die Nutzung ihrer Smartphones im Dienst verbat. Berichten zufolge wurden in den Streitkräften Handys konfisziert. So gab es von den einsetzenden Kampfhandlungen und den ersten russischen Truppen in der Ukraine lange keine, bzw. sehr wenige Aufnahmen, die von russischer Seite kamen.</p>
<p style="text-align: justify;">Während sich Russland dadurch offensichtlich taktische Vorteile im Bereich OPSEC erhoffte, stellte sich das kollektive <em>Going Dark</em> der russischen Streitkräfte auf strategischer Ebene jedoch als ein gravierender Fehler heraus. Bereits in den ersten Tagen dominierte die Ukraine den internationalen Informationskrieg und gewann die Deutungshoheit über den Konflikt. Innerhalb weniger Stunden, ja Minuten, dominierten ukrainische Aufnahmen die internationale Berichterstattung in den (sozialen) Medien und jeder noch so kleine Erfolg wurde umgehend zu Propagandazwecken eingesetzt. Die Geschichten der „Schlangeninsel“ und vom „Geist von Kyiv“ sind mittlerweile im Internet durch Memes, Sticker und Hoodies zur Legende geworden. Die digitale Übermacht war so gravierend geworden, dass sich Russland gezwungen sah, sich vom internationalen Internet zu entkoppeln und die Nutzung westlicher sozialer Medien gleich ganz verbot. Der Direktor des <em>NATO Srategic Communications Center for Excellence</em>, Jānis Sārts sagte gar: "Russland hat den Informationskrieg im Westen klar und deutlich verloren".</p>
<p style="text-align: justify;">Die ukrainische Seite verbot ihren Soldaten die Nutzung ihrer Handys offensichtlich nicht. Hunderte Videos zeigen mit Smartphones, Videokameras und GoPros ausgestattete Soldatinnen und Soldaten. Sie filmen Hinterhalte, Gefechtsfelder und erbeutete Fahrzeuge, aber auch die Nachwirkungen von Kampfhandlungen, Tote und Verwundete Russen, sowie ukrainische Zivilisten. In einem Land mit 99,9% Internetabdeckung – ein Umstand den die Russen auch knapp zwei Wochen nach Invasionsbeginn kaum ändern konnten – und in dem 64,6% Social-Media-Nutzerinnen und Nutzer sind, entstehen so hunderte und tausende Puzzlestücke in Form von Videos und Fotos, die zu einem großen Lagebild zusammengetragen werden können. In der Datengewinnung kommen den Social-Media-Plattformen TikTok und Telegram dabei eine besondere Rolle zu. So unterschiedlich die Funktion beider Plattformen ist – TikTok als Kurzvideo- und Telegram als Messenger-Dienst – mutierten beide zu Hauptquellen für OSINT-Analysten. Dabei ist besonders TikTok unter russischen und ukrainischen Jugendlichen sehr beliebt. TikTok verzeichnete in der Ukraine ein rasantes Wachstum und zeigte zuletzt stolze 10,55 Millionen Nutzerinnen und Nutzer auf, in Russland gar 36 Millionen.</p>
<p style="text-align: justify;">Doch die hunderten und tausenden Aufnahmen und Puzzelstücke können weit mehr als ein öffentliches Lagebild des Kriegsverlaufes zu zeichnen oder zu Propagandazwecken eingesetzt werden. Auf taktischer Ebene können wir feststellen, dass diese Aufnahmen mehr oder weniger gezielt der Internet Crowd in den sozialen Medien und ihren OSINT-Analysten, aber auch dem eigenen militärischen Nachrichtenwesen zur Auswertung und Analyse zugespielt werden. Hobby-Drohnenflieger unterstützen die Online-Aufklärungsarbeit zusätzlich und fliegen ihre Privatgeräte absichtlich in Richtung russischer Stellungen, um Bilder für die militärische Aufklärung zu sammeln. In einigen Fällen wurde gar bereits Steilfeuer mithilfe privater Kleindrohnen in russische Stellungen gelenkt. Der ukrainische Militärgeheimdienst betreibt einen eigenen Telegram-Kanal, dem man Aufnahmen russischer Truppenbewegungen zuspielen kann. Die Informationen fließen dann entweder über die sozialen Medien oder auf militärischem Wege zurück an die Kampftruppe. Ein Modell, dass sich anscheinend so bewährt hat, dass der russische Militärgeheimdienst es schlicht kopierte und nun einen eigenen Telegram-Bot anbietet. Dieser dient allerdings nicht nur der Aufklärung gegnerischer Truppenbewegungen, sondern auch der Identifikation ukrainischer Soldaten zur späteren Eliminierung oder zur personalisierten psychologischen Kampfführung.</p>
<p style="text-align: justify;">Vor Beginn der Kampfhandlungen hatten viele Beobachter – ich selbst eingeschlossen – die Sorge, dass eine massenhafte Nutzung von Smartphones und Kameras zu Aufklärungs- und Propagandazwecken zu Gefahren für die Soldaten führen würde. Neben Sicherheitsrisiken im OPSEC-Bereich wurde dabei oft auf die starken russischen Fähigkeiten in der elektronischen Kampfführung (ELOKA) verwiesen, untermauert durch die Modernisierung ihrer Leer-3 und 1L267 Moskva-1 Systeme. Wie Aufklärung durch ELOKA-Einheiten aussehen kann, zeigen uns auch die sozialen Medien, wie folgendes Bild eines elektronisch aufgeklärten amerikanischen Bataillons in seinem Einsatzraum zeigt. Hinzu kommen zahlreiche Beispiele aus den Jahren seit 2014 im Donbass, wo die Handys ukrainischer Soldaten und ihre Familien Ziel von Propaganda-SMS und Aufklärung für Artillerieschläge wurden.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4502423" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack%281%29+%282%29.jpg/26fff66d-566a-8dfc-56a7-0416459c00b6?t=1647976603454&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><em>A</em><em>ufklärungsergebnisse – auch via OSINT verfügbar?</em></p>
<p style="text-align: justify;">Doch die Befürchtungen, dass Soldaten durch das bloße Mitführen eines Handys aufgeklärt und bekämpft würden, scheinen sich diesmal nicht zu bewahrheiten. Jedenfalls gab es bisher keine Anhaltspunkte dafür. Mögliche Gründe gibt es viele. Technisches Versagen bei den russischen ELOKA-Systemen und mangelnde Verfügbarkeit von ELOKA-Einheiten auf einer großen Fläche sind nur zwei Erklärungsversuche für die russische Seite. Am wahrscheinlichsten jedoch ist, dass die Ukraine durch acht Jahre Krieg im Donbass den Umgang mit diesen Geräten gelernt hat und ihre Soldaten OPSEC-Regeln verinnerlicht haben und genau wissen, wann und wo sie ihre Handys gefahrlos einsetzen können. Darauf lässt beispielsweise schließen, dass die ukrainischen Soldaten (und Zivilisten) eine erstaunliche Disziplin an den Tag legen keine Aufnahmen eigener Truppen und Truppenbewegungen ins Netz zu stellen. Viele Soldaten scheinen sich zusätzlich mit „Truppenlösungen“ zu behelfen, um ihren digitalen Fußabdruck zu minimieren. Der bloße Einsatz des Flugmodus auf modernen Geräten, das Herausnehmen der SIM-Karte oder das Einpacken des Handys in spezielle faradaysche Behälter, bzw. Alufolie scheinen in der Lage zu sein, millionenteure EOLKA-Systeme wirkungslos zu machen.</p>
<p style="text-align: justify;">Damit steht außer Frage, dass der Ukrainekrieg in den sozialen Medien uns viele Anhaltspunkte, Lehren und Fragen für die Aufklärungstruppe und das Militärische Nachrichtenwesen bescheren wird. Nach knapp über zwei Wochen Kampfhandlungen können wir schon jetzt einige davon absehen: Open Source Intelligence ist mittlerweile so mächtig und schnell geworden, dass Aufklärungsergebnisse beinahe in Echtzeit verfügbar sind. Truppenbewegungen, inklusive ihrer Details sind größtenteils nachvollziehbar. Wie geht man auf dem modernen Schlachtfeld, noch dazu in einem Peer-to-Peer Konflikt im Szenario LV/BV um? Wie militärisch nützlich sind Informationen, die durch die sozialen Medien gewonnen werden? Zweitens haben die tausenden Bilder von der Front ihren Propagandawert zweifelsohne bewiesen. Wie gehen wir angesichts dessen mit der Nutzung von Smartphones auf dem Gefechtsfeld um? Wie täuschen wir künftig die gegnerische Aufklärung? Welche high- und low-tech Mittel stehen dazu zur Verfügung?</p>
<p style="text-align: justify;">Wir sehen in der Ukraine den Kampf zweier unterschiedlicher Systeme strategischer Kommunikation. Auf der einen Seite das zentralistisch gesteuerte Propaganda-Regime in Moskau, gegenüber dem, was man als Graswurzelbewegung in der politischen Kommunikation bezeichnen könnte: Eine Vielzahl von Inhalten unterschiedlich großer Akteure, die durch ein gemeinsames Ziel und ein gemeinsames Narrativ zusammenwirken. Ein Zusammenspiel, das – wie es scheint – nicht nur auf strategischer Ebene erfolgsversprechend ist, sondern auch auf taktischer Ebene einige Vorteile mit sich bringt. Es wird mit der Zeit auszuwerten und zu analysieren sein, welchen Effekt Aufklärungsmittel in den sozialen Medien tatsächlich haben. Der taktische Einfluss von auf Social Media gewonnen Aufklärungsergebnissen darf in Ermangelung konkreter Daten durchaus hinterfragt werden. Eindeutiger ist die Lage auf strategischer Ebene. Aufnahmen von Kampfhandlungen und Truppenbewegungen haben dort ihren (propagandistischen) Wert bewiesen. Ob jedoch der „Sieg im Informationskrieg“ voreilig erklärt wurde, wird die Zukunft zeigen.</p>
<p style="text-align: justify;">Die hier beschriebenen und angeschnittenen Thematiken sind international, aber besonders im deutschsprachigen Raum, bisher leider kaum beleuchtet worden. Besonders die militärische Nutzung sozialer Medien und verwandter Kommunikationsdisziplinen ist deutlich unterstudiert, ganz zu schweigen von ihren taktischen Implikationen, wie bspw. in der militärischen Aufklärungsarbeit. So sollten wir ihre Auswirkungen mit all ihren Facetten auch in Zukunft beachten. Der Ukrainekrieg bietet dazu eine Vielzahl an Möglichkeiten und noch dazu in einem Umfang, den wir bisher bei keinem anderen Konflikt beobachten konnten. Ich empfehle Ihnen einen Blick in die sozialen Medien.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4502270" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack+%281%29.jpg/b2226684-89f3-7fab-7840-7caf6f69120d?t=1647976120387&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><em>Dieser Beitrag ist zuerst beim </em><a href="https://www.heeresaufklaerungstruppe.de/index/die-militarische-nutzung-sozialer-medien-im-ukrainekrieg/" target="_blank"><em>Freundeskreis Heeresaufklärer</em></a><em> und in der <a href="https://www.kas.de/de/web/die-politische-meinung/blog/detail/-/content/die-sozialen-medien-im-ukrainekrieg" target="_blank">Politischen Meinung</a> der Konrad-Adenauer-Stiftung erschienen.</em></p>]]></dynamic-content>
<dynamic-content language-id="de_DE"><![CDATA[<p style="text-align: justify;">Ich bin kein Aufklärer. Ich bin Social-Media-Experte. Dennoch glaube ich, dass sich das Weiterlesen für Sie lohnt. Denn unsere beiden Welten haben in den letzten Tagen und Wochen eine erstaunliche Schnittmenge aufgezeigt. An kaum einer anderen Stelle konnten so viele Informationen über die russische Invasion der Ukraine gewonnen werden, wie in den sozialen Medien. Aber der Reihe nach.</p>
<p style="text-align: justify;">Dass Konflikte, Krisen und Kriege auch in den sozialen Medien stattfinden, wurde uns von der Krim, dem Irak, über Syrien bis Berg-Karabach immer wieder vor Augen geführt. Seitdem der islamische Staat seinen Feldzug 2014 online mit der Hashtagkampagne #AllEyesOnISIS auf Twitter begleitete, sind uns beispielsweise Videos von Kampfhandlungen oder Drohnenaufnahmen von Panzerabschüssen auch in der friedlichen Heimat nicht mehr fremd. So finden wir uns in den sozialen Medien, auch als vermeintlich Unbeteiligte, regelmäßig mitten in einem Informationskrieg um die Deutungshoheit über diese Konflikte wieder. Die „Kombattanten“ dieser Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln kennzeichnen und erkennen sich in den sozialen Medien mit Hashtags und Profilfiltern, teilen Propaganda, die die eigene Seite gut dastehen lässt und verbreiten Desinformationen über die Gegenseite. Im Medienzeitalter hat der Krieg sein digitales Spiegelbild auf Social Media gefunden.</p>
<p style="text-align: justify;">Dabei hat besonders Russland eine Reputation für die digitale Konfliktführung gewonnen. Der Einsatz von Desinformations- und Propagandakampagnen konnte seit der Annexion der Krim 2014 beobachtet werden und gewann durch die Wahlbeeinflussung in den USA 2016, zum BREXIT-Referendum 2018 und die Verbreitung von Verschwörungstheorien im Zuge der Corona-Pandemie an Prominenz. Auf der Krim und in der Ostukraine revolutionierte Russland den Einsatz dieser Fähigkeit, indem gezielte Desinformationen und Propaganda auf taktischer Ebene Verwirrung und Verunsicherung stifteten. Auf strategischer Ebene wurde die Reaktion der internationalen Gemeinschaft derart verzögert, dass Russland zunächst am Boden Fakten schaffen konnte. Daher wurden Beobachter schnell hellhörig, als schon zu Beginn des russischen Aufmarsches vor Weihnachten 2021 hunderte Videos auftauchten, welche die Truppenbewegungen beinahe in Echtzeit nachvollziehen ließen.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4502336" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack%283%29.jpg/8440c2a2-3c1a-8e6c-34e9-0c7045def81a?t=1647976402256&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><em>Truppenbewegungen auf TikTok</em></p>
<p style="text-align: justify;">Die Videos wurden von Amateur-Analysten, Open Source Intelligence (OSINT) Spezialisten und von der militärischen Aufklärung mit Neugierde betrachtet. Dass die schnelllebigen sozialen Medien den offiziellen Nachrichtendiensten dabei einen guten Schritt voraus waren, zeigte sich bereits Mitte Februar. Beispielsweise wurde die Verlegung von russischer Raketenartillerie von Social-Media-Nutzern und Analysten mehr als eine Woche vor den offiziellen Stellen entdeckt. OSINT-Spezialist und Twitter-User Rob Lee twitterte dazu: „Bisher waren die meisten Änderungen der russischen Militärpositur in der Nähe der Ukraine öffentlich in den sozialen Medien zu beobachten, bevor sie von US-Regierungsvertretern bestätigt wurden. […] Ganze 9 Tage.“</p>
<p style="text-align: justify;">Dieses Bild änderte sich auch mit dem Beginn der Invasion und der Kampfhandlungen kaum. Truppenbewegungen, Angriffe und ihre Folgen wurden auf verschiedensten Social-Media-Plattformen geteilt und beinahe in Echtzeit von OSINT-Spezialisten und Amateuren analysiert. Mithilfe von Video- und Fotoaufnahmen werden Ort und Zeit von Truppenbewegungen und Kampfhandlungen herausgefunden. Öffentlich zugängliche Feuersatelliten zeigen durch Kampfhandlungen verursachte Brände und können damit Aufschluss über den Ort größerer Gefechte geben. Ebenfalls öffentlich zugängliche Radarsatelliten können die die Abschussstellungen von Flugabwehrsystemen aufzeigen. Letztendlich entsteht so ein erstaunlich präzises öffentliches Lagebild, das durch eifrige Social-Media-Nutzerinnen und Nutzer laufend aktualisiert wird. Truppenbewegungen, Truppenteile und Vorgehen, gar Hinterhalte - nichts scheint mehr geheim zu halten zu sein.</p>
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<p style="text-align: justify;"><em>Eine auf der Basis von OSINT erstellte Lagekarte</em></p>
<p style="text-align: justify;">Social Media spielt dabei eine entscheidende Doppelrolle: Als Informationslieferant zur Analyse und als Ausspielungsplattform zur Verbreitung von aufbereiteten Informationen. Aus der schnellen und der weiten Verbreitung der Social-Media-Inhalte zogen Russland und die Ukraine allerdings sehr unterschiedliche Schlüsse im Bereich Operations Security (OPSEC). Russland hatte dem Treiben auf TikTok und der Aufklärungsarbeit des Westens offensichtlich lange genug zugeschaut. Am 20. Februar beschloss das russische Parlament ein Gesetz, dass den russischen Soldaten die Nutzung ihrer Smartphones im Dienst verbat. Berichten zufolge wurden in den Streitkräften Handys konfisziert. So gab es von den einsetzenden Kampfhandlungen und den ersten russischen Truppen in der Ukraine lange keine, bzw. sehr wenige Aufnahmen, die von russischer Seite kamen.</p>
<p style="text-align: justify;">Während sich Russland dadurch offensichtlich taktische Vorteile im Bereich OPSEC erhoffte, stellte sich das kollektive <em>Going Dark</em> der russischen Streitkräfte auf strategischer Ebene jedoch als ein gravierender Fehler heraus. Bereits in den ersten Tagen dominierte die Ukraine den internationalen Informationskrieg und gewann die Deutungshoheit über den Konflikt. Innerhalb weniger Stunden, ja Minuten, dominierten ukrainische Aufnahmen die internationale Berichterstattung in den (sozialen) Medien und jeder noch so kleine Erfolg wurde umgehend zu Propagandazwecken eingesetzt. Die Geschichten der „Schlangeninsel“ und vom „Geist von Kyiv“ sind mittlerweile im Internet durch Memes, Sticker und Hoodies zur Legende geworden. Die digitale Übermacht war so gravierend geworden, dass sich Russland gezwungen sah, sich vom internationalen Internet zu entkoppeln und die Nutzung westlicher sozialer Medien gleich ganz verbot. Der Direktor des <em>NATO Srategic Communications Center for Excellence</em>, Jānis Sārts sagte gar: "Russland hat den Informationskrieg im Westen klar und deutlich verloren".</p>
<p style="text-align: justify;">Die ukrainische Seite verbot ihren Soldaten die Nutzung ihrer Handys offensichtlich nicht. Hunderte Videos zeigen mit Smartphones, Videokameras und GoPros ausgestattete Soldatinnen und Soldaten. Sie filmen Hinterhalte, Gefechtsfelder und erbeutete Fahrzeuge, aber auch die Nachwirkungen von Kampfhandlungen, Tote und Verwundete Russen, sowie ukrainische Zivilisten. In einem Land mit 99,9% Internetabdeckung – ein Umstand den die Russen auch knapp zwei Wochen nach Invasionsbeginn kaum ändern konnten – und in dem 64,6% Social-Media-Nutzerinnen und Nutzer sind, entstehen so hunderte und tausende Puzzlestücke in Form von Videos und Fotos, die zu einem großen Lagebild zusammengetragen werden können. In der Datengewinnung kommen den Social-Media-Plattformen TikTok und Telegram dabei eine besondere Rolle zu. So unterschiedlich die Funktion beider Plattformen ist – TikTok als Kurzvideo- und Telegram als Messenger-Dienst – mutierten beide zu Hauptquellen für OSINT-Analysten. Dabei ist besonders TikTok unter russischen und ukrainischen Jugendlichen sehr beliebt. TikTok verzeichnete in der Ukraine ein rasantes Wachstum und zeigte zuletzt stolze 10,55 Millionen Nutzerinnen und Nutzer auf, in Russland gar 36 Millionen.</p>
<p style="text-align: justify;">Doch die hunderten und tausenden Aufnahmen und Puzzelstücke können weit mehr als ein öffentliches Lagebild des Kriegsverlaufes zu zeichnen oder zu Propagandazwecken eingesetzt werden. Auf taktischer Ebene können wir feststellen, dass diese Aufnahmen mehr oder weniger gezielt der Internet Crowd in den sozialen Medien und ihren OSINT-Analysten, aber auch dem eigenen militärischen Nachrichtenwesen zur Auswertung und Analyse zugespielt werden. Hobby-Drohnenflieger unterstützen die Online-Aufklärungsarbeit zusätzlich und fliegen ihre Privatgeräte absichtlich in Richtung russischer Stellungen, um Bilder für die militärische Aufklärung zu sammeln. In einigen Fällen wurde gar bereits Steilfeuer mithilfe privater Kleindrohnen in russische Stellungen gelenkt. Der ukrainische Militärgeheimdienst betreibt einen eigenen Telegram-Kanal, dem man Aufnahmen russischer Truppenbewegungen zuspielen kann. Die Informationen fließen dann entweder über die sozialen Medien oder auf militärischem Wege zurück an die Kampftruppe. Ein Modell, dass sich anscheinend so bewährt hat, dass der russische Militärgeheimdienst es schlicht kopierte und nun einen eigenen Telegram-Bot anbietet. Dieser dient allerdings nicht nur der Aufklärung gegnerischer Truppenbewegungen, sondern auch der Identifikation ukrainischer Soldaten zur späteren Eliminierung oder zur personalisierten psychologischen Kampfführung.</p>
<p style="text-align: justify;">Vor Beginn der Kampfhandlungen hatten viele Beobachter – ich selbst eingeschlossen – die Sorge, dass eine massenhafte Nutzung von Smartphones und Kameras zu Aufklärungs- und Propagandazwecken zu Gefahren für die Soldaten führen würde. Neben Sicherheitsrisiken im OPSEC-Bereich wurde dabei oft auf die starken russischen Fähigkeiten in der elektronischen Kampfführung (ELOKA) verwiesen, untermauert durch die Modernisierung ihrer Leer-3 und 1L267 Moskva-1 Systeme. Wie Aufklärung durch ELOKA-Einheiten aussehen kann, zeigen uns auch die sozialen Medien, wie folgendes Bild eines elektronisch aufgeklärten amerikanischen Bataillons in seinem Einsatzraum zeigt. Hinzu kommen zahlreiche Beispiele aus den Jahren seit 2014 im Donbass, wo die Handys ukrainischer Soldaten und ihre Familien Ziel von Propaganda-SMS und Aufklärung für Artillerieschläge wurden.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4502423" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack%281%29+%282%29.jpg/26fff66d-566a-8dfc-56a7-0416459c00b6?t=1647976603454&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><em>A</em><em>ufklärungsergebnisse – auch via OSINT verfügbar?</em></p>
<p style="text-align: justify;">Doch die Befürchtungen, dass Soldaten durch das bloße Mitführen eines Handys aufgeklärt und bekämpft würden, scheinen sich diesmal nicht zu bewahrheiten. Jedenfalls gab es bisher keine Anhaltspunkte dafür. Mögliche Gründe gibt es viele. Technisches Versagen bei den russischen ELOKA-Systemen und mangelnde Verfügbarkeit von ELOKA-Einheiten auf einer großen Fläche sind nur zwei Erklärungsversuche für die russische Seite. Am wahrscheinlichsten jedoch ist, dass die Ukraine durch acht Jahre Krieg im Donbass den Umgang mit diesen Geräten gelernt hat und ihre Soldaten OPSEC-Regeln verinnerlicht haben und genau wissen, wann und wo sie ihre Handys gefahrlos einsetzen können. Darauf lässt beispielsweise schließen, dass die ukrainischen Soldaten (und Zivilisten) eine erstaunliche Disziplin an den Tag legen keine Aufnahmen eigener Truppen und Truppenbewegungen ins Netz zu stellen. Viele Soldaten scheinen sich zusätzlich mit „Truppenlösungen“ zu behelfen, um ihren digitalen Fußabdruck zu minimieren. Der bloße Einsatz des Flugmodus auf modernen Geräten, das Herausnehmen der SIM-Karte oder das Einpacken des Handys in spezielle faradaysche Behälter, bzw. Alufolie scheinen in der Lage zu sein, millionenteure EOLKA-Systeme wirkungslos zu machen.</p>
<p style="text-align: justify;">Damit steht außer Frage, dass der Ukrainekrieg in den sozialen Medien uns viele Anhaltspunkte, Lehren und Fragen für die Aufklärungstruppe und das Militärische Nachrichtenwesen bescheren wird. Nach knapp über zwei Wochen Kampfhandlungen können wir schon jetzt einige davon absehen: Open Source Intelligence ist mittlerweile so mächtig und schnell geworden, dass Aufklärungsergebnisse beinahe in Echtzeit verfügbar sind. Truppenbewegungen, inklusive ihrer Details sind größtenteils nachvollziehbar. Wie geht man auf dem modernen Schlachtfeld, noch dazu in einem Peer-to-Peer Konflikt im Szenario LV/BV um? Wie militärisch nützlich sind Informationen, die durch die sozialen Medien gewonnen werden? Zweitens haben die tausenden Bilder von der Front ihren Propagandawert zweifelsohne bewiesen. Wie gehen wir angesichts dessen mit der Nutzung von Smartphones auf dem Gefechtsfeld um? Wie täuschen wir künftig die gegnerische Aufklärung? Welche high- und low-tech Mittel stehen dazu zur Verfügung?</p>
<p style="text-align: justify;">Wir sehen in der Ukraine den Kampf zweier unterschiedlicher Systeme strategischer Kommunikation. Auf der einen Seite das zentralistisch gesteuerte Propaganda-Regime in Moskau, gegenüber dem, was man als Graswurzelbewegung in der politischen Kommunikation bezeichnen könnte: Eine Vielzahl von Inhalten unterschiedlich großer Akteure, die durch ein gemeinsames Ziel und ein gemeinsames Narrativ zusammenwirken. Ein Zusammenspiel, das – wie es scheint – nicht nur auf strategischer Ebene erfolgsversprechend ist, sondern auch auf taktischer Ebene einige Vorteile mit sich bringt. Es wird mit der Zeit auszuwerten und zu analysieren sein, welchen Effekt Aufklärungsmittel in den sozialen Medien tatsächlich haben. Der taktische Einfluss von auf Social Media gewonnen Aufklärungsergebnissen darf in Ermangelung konkreter Daten durchaus hinterfragt werden. Eindeutiger ist die Lage auf strategischer Ebene. Aufnahmen von Kampfhandlungen und Truppenbewegungen haben dort ihren (propagandistischen) Wert bewiesen. Ob jedoch der „Sieg im Informationskrieg“ voreilig erklärt wurde, wird die Zukunft zeigen.</p>
<p style="text-align: justify;">Die hier beschriebenen und angeschnittenen Thematiken sind international, aber besonders im deutschsprachigen Raum, bisher leider kaum beleuchtet worden. Besonders die militärische Nutzung sozialer Medien und verwandter Kommunikationsdisziplinen ist deutlich unterstudiert, ganz zu schweigen von ihren taktischen Implikationen, wie bspw. in der militärischen Aufklärungsarbeit. So sollten wir ihre Auswirkungen mit all ihren Facetten auch in Zukunft beachten. Der Ukrainekrieg bietet dazu eine Vielzahl an Möglichkeiten und noch dazu in einem Umfang, den wir bisher bei keinem anderen Konflikt beobachten konnten. Ich empfehle Ihnen einen Blick in die sozialen Medien.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4502270" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack+%281%29.jpg/b2226684-89f3-7fab-7840-7caf6f69120d?t=1647976120387&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><em>Dieser Beitrag ist zuerst beim </em><a href="https://www.heeresaufklaerungstruppe.de/index/die-militarische-nutzung-sozialer-medien-im-ukrainekrieg/" target="_blank"><em>Freundeskreis Heeresaufklärer</em></a><em> und in der <a href="https://www.kas.de/de/web/die-politische-meinung/blog/detail/-/content/die-sozialen-medien-im-ukrainekrieg" target="_blank">Politischen Meinung</a> der Konrad-Adenauer-Stiftung erschienen.</em></p>]]></dynamic-content>
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Expertenbeitrag
Daniel Feldhaus
14.03.23 | Lesezeit:
7
Min.
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p>Daniel Feldhaus ist seit Oktober 2022 Referent für Politische Kommunikation in der Hauptabteilung Politische Bildung der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Zuvor war er seit März 2016 in verschiedenen Leitungs- und Referentenfunktionen in der Politischen Bildung der Konrad-Adenauer-Stiftung tätig.</p>]]></dynamic-content>
<dynamic-content language-id="de_DE"><![CDATA[<p>Daniel Feldhaus ist seit Oktober 2022 Referent für Politische Kommunikation in der Hauptabteilung Politische Bildung der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Zuvor war er seit März 2016 in verschiedenen Leitungs- und Referentenfunktionen in der Politischen Bildung der Konrad-Adenauer-Stiftung tätig.</p>]]></dynamic-content>
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<dynamic-content language-id="de" alt="" name="ICON Expertenbeitrag" title="ICON Expertenbeitrag" type="document"><![CDATA[{"data":"/documents/12411/2945430/ICON+Expertenbeitrag.png/e5b21d70-34f7-df3a-8255-3c359cfbb906?t=1590576796548","alt":"","name":"ICON Expertenbeitrag","title":"ICON Expertenbeitrag","type":"document","fileEntryId":"3001966"}]]></dynamic-content>
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p style="text-align: justify;">Desinformation und Manipulation sind gängige Phänomene der Online-Kommunikation. Wie lassen sich Fake News verlässlich erkennen und Unsicherheit vermeiden? Gegen die Flut an Falschinformationen kämpft bislang eine Armee. Oftmals ist der Schaden dann aber bereits angerichtet und das Vorgehen sehr mühsam. Mit Prebunking soll der Spieß nun umgedreht werden.</p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<h2 style="text-align: justify;">Fake News und das Problem des Widerstands</h2>
<p style="text-align: justify;">Wer in sozialen Netzwerken unterwegs ist, wird zwangsläufig mit Fake News konfrontiert. Im Unterschied zur unabsichtlichen Falschinformation sind Nutzerinnen und Nutzer hier Falschmeldungen ausgesetzt, die bewusst das Ziel der Manipulation verfolgen. In aller Regel bleibt nichts anderes übrig, als diesen Fake News Richtigstellungen oder korrekte Informationen entgegenzusetzen – hierbei handelt es sich um das sogenannte „Debunking“ von Desinformationen. Nicht immer gelingt es dabei, mit der Richtigstellung die Empfänger der Fake News zu erreichen: In letzter Instanz ist es diesen überlassen, ob sie den Fake News oder der Richtigstellung mehr Glauben schenken. Im schlechtesten Fall führt diese Diskrepanz zum Vertrauensverlust in Institutionen oder Medien.</p>
<p style="text-align: justify;">Der Kampf ist anstrengend, denn Fake News werden oft von Horden von Trollen gestreut. Die Fakten-Checker und Klarstellerinnen können nur reagieren. Meistens sind die Recherchen aufwändig, brauchen Zeit und müssen fundiert sein, um nicht erneut angreifbar zu sein. Gezielte Fehlinformationen hingegen sind sehr schnell erstellt und verbreiten sich rasend. Eine Lösung des Problems könnte das Umdrehen von Reaktion in Aktion sein – <a href="https://blog.google/intl/de-de/unternehmen/technologie/prebunking-gegen-desinformation-jigsaw-google/" target="_blank">Google will nun voranschreiten und kündigt eine Prebunking-Kampagne in Deutschland für Mitte 2023 an</a>.</p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<h2 style="text-align: justify;">Mit Prebunking den Spieß umdrehen</h2>
<p style="text-align: justify;">Prebunking ist ein relativ neuer Trend um Fake News zu begegnen. Die Ankündigung von Google hat dem Thema nun weitere Aufmerksamkeit beschert. Im Kern geht es beim Prebunking darum, den Fake News vorzugreifen und die Rezipienten von Informationen für Manipulationsversuche zu sensibilisieren. Analog zur Impfung soll eine Resistenz aufgebaut werden. Die Infektion liegt noch nicht vor, die Falschmeldung ist noch nicht gestreut und dennoch ist der Körper vorbereitet und sich der Bedrohung bewusst.</p>
<p style="text-align: justify;">Dieser Überlegung liegt eine Theorie aus der Sozialpsychologie zugrunde, die Inokulationstheorie (engl. Inoculation = Impfung). Diese wurde 1964 von William J. McGuire formuliert und geht davon aus, dass es gesellschaftlich akzeptierte Ansichten gibt, die von der Mehrheit der Gesellschaft einfach übernommen werden. McGuire untersuchte, unter welchen Umständen diese Ansichten beibehalten, in Frage gestellt oder komplett verworfen werden und was man dagegen tun kann. Er beobachtete, dass Menschen solche Ansichten nicht gut verteidigen können, da sie automatisch und mühelos übernommen wurden. Man könnte unterstützende Argumente zur Verteidigung liefern, viel effektiver scheint aber die Bereitstellung von Gegenargumenten zu sein.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="5177014" src="/documents/12411/2945430/Feldhaus_Prebunking.jpg/aa011d9e-ac18-4805-eaf2-adfa27fc2f70?t=1678789685875&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<h2 style="text-align: justify;">Die Impfung gegen Fake News</h2>
<p style="text-align: justify;">Wie funktioniert dieses Impfen gegen Fake News nun<a href="https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abo6254" target="_blank">? Im August 2022 haben Forscherinnen und Forscher der Universität Cambridge eine Studie veröffentlicht</a>, in der sie genau dies untersucht haben. Sie haben fünf Kurzvideos entwickelt, die Menschen auf fünf unterschiedliche Manipulationstechniken vorbereiten sollten: emotional-manipulative Sprache, Widersprüchlichkeit, falsche Dichotomie, jemanden zum Sündenbock machen und der persönliche Angriff. Die falsche Dichotomie könnte erklärungsbedürftig sein: Bei ihr geht es darum, dass man vor die Wahl zwischen zwei Alternativen gestellt und so getan wird, als gäbe es keine weiteren Alternativen – die es allerdings gibt.<br />
<br />
Der Inokulationstheorie folgend arbeiten die Videos anfangs selbst mit den Mitteln, gegen die sie aufklären wollen und enttarnen sie anschließend. Es wird erklärt, wie die Manipulation funktioniert und wie man damit umgehen muss. Laut Studie sind die Videos bewusst neutral gehalten, um eine möglichst große Anzahl an Menschen zu erreichen. In sieben Untersuchungen wurden Menschen diese Videos auf Youtube gezeigt und ihnen anschließend Fragen zu den thematisierten Manipulationstechniken gestellt. Die Forscherinnen und Forscher kommen zum Ergebnis, dass Menschen nach dem Ansehen der Videos ein besseres Verständnis für Manipulation haben und schneller erkennen, wenn eine Meldung sie manipulieren soll.</p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<h2 style="text-align: justify;">Hier kannst Du Dir die Videos ansehen:</h2>
<p style="text-align: justify;">Emotionale Sprache:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=ER64qa_qnWg&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=ER64qa_qnWg&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<p style="text-align: justify;">Persönliche Angriffe:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=f6_I_KQBGXg&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=f6_I_KQBGXg&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<p style="text-align: justify;">Widersprüchlichkeit:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=lxaq_2uTgNo&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=lxaq_2uTgNo&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<p style="text-align: justify;">Sündenbock:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=BdlBHh0FOtw&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=BdlBHh0FOtw&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<p style="text-align: justify;">Falsche Dichotomie:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=gDfQHWQwJ8Q&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=gDfQHWQwJ8Q&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<h2 style="text-align: justify;"><br />
Was hat Google vor?</h2>
<p style="text-align: justify;">Die Google-Tochter Jigsaw erarbeitet derzeit eine Prebunking-Kampagne, die auf die o.g. Erkenntnisse aufbaut. Ziel ist es, ukrainische Flüchtlinge vor Fake News, Manipulation und Stimmungsmache zu schützen. Die Kampagne soll erläutern, wie Fake News über ukrainische Flüchtlinge üblicherweise funktionieren und wie man sie erkennen kann. In den vergangenen Monaten wurde eine solche Kampagne bereits mit großem Erfolg in Polen, Tschechien und der Slowakei durchgeführt. Dort sahen rund ein Drittel der Bevölkerung die Videos und erste Untersuchungen haben gezeigt, dass der Anteil der Zuschauer, die Desinformation erkennen können, nach Ansehen der Videos um acht Prozent gestiegen ist.</p>
<p style="text-align: justify;">Also klappt das alles? Vielleicht ist die „Impfung“ ein hoch gegriffenes Ziel. Es darf aber schon erwartet werden, dass die Empfänger der Botschaften gegenüber Fake News zukünftig sensibilisiert sind. Zumindest legen die bisherigen Untersuchungen nahe, dass Prebunking helfen kann.<br />
Ist Prebunking besser als Debunking? Nun, Fake News werden nicht zu verhindern sein und auch die beste Prävention schützt nicht vollends. Wir werden weiterhin das Richtigstellen von Falschinformationen benötigen. Wenn aber von vornherein weniger Menschen überhaupt auf Fake News hereinfallen, ist damit allen geholfen.</p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<p style="text-align: justify;"> </p>]]></dynamic-content>
<dynamic-content language-id="de_DE"><![CDATA[<p style="text-align: justify;">Desinformation und Manipulation sind gängige Phänomene der Online-Kommunikation. Wie lassen sich Fake News verlässlich erkennen und Unsicherheit vermeiden? Gegen die Flut an Falschinformationen kämpft bislang eine Armee. Oftmals ist der Schaden dann aber bereits angerichtet und das Vorgehen sehr mühsam. Mit Prebunking soll der Spieß nun umgedreht werden.</p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<h2 style="text-align: justify;">Fake News und das Problem des Widerstands</h2>
<p style="text-align: justify;">Wer in sozialen Netzwerken unterwegs ist, wird zwangsläufig mit Fake News konfrontiert. Im Unterschied zur unabsichtlichen Falschinformation sind Nutzerinnen und Nutzer hier Falschmeldungen ausgesetzt, die bewusst das Ziel der Manipulation verfolgen. In aller Regel bleibt nichts anderes übrig, als diesen Fake News Richtigstellungen oder korrekte Informationen entgegenzusetzen – hierbei handelt es sich um das sogenannte „Debunking“ von Desinformationen. Nicht immer gelingt es dabei, mit der Richtigstellung die Empfänger der Fake News zu erreichen: In letzter Instanz ist es diesen überlassen, ob sie den Fake News oder der Richtigstellung mehr Glauben schenken. Im schlechtesten Fall führt diese Diskrepanz zum Vertrauensverlust in Institutionen oder Medien.</p>
<p style="text-align: justify;">Der Kampf ist anstrengend, denn Fake News werden oft von Horden von Trollen gestreut. Die Fakten-Checker und Klarstellerinnen können nur reagieren. Meistens sind die Recherchen aufwändig, brauchen Zeit und müssen fundiert sein, um nicht erneut angreifbar zu sein. Gezielte Fehlinformationen hingegen sind sehr schnell erstellt und verbreiten sich rasend. Eine Lösung des Problems könnte das Umdrehen von Reaktion in Aktion sein – <a href="https://blog.google/intl/de-de/unternehmen/technologie/prebunking-gegen-desinformation-jigsaw-google/" target="_blank">Google will nun voranschreiten und kündigt eine Prebunking-Kampagne in Deutschland für Mitte 2023 an</a>.</p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<h2 style="text-align: justify;">Mit Prebunking den Spieß umdrehen</h2>
<p style="text-align: justify;">Prebunking ist ein relativ neuer Trend um Fake News zu begegnen. Die Ankündigung von Google hat dem Thema nun weitere Aufmerksamkeit beschert. Im Kern geht es beim Prebunking darum, den Fake News vorzugreifen und die Rezipienten von Informationen für Manipulationsversuche zu sensibilisieren. Analog zur Impfung soll eine Resistenz aufgebaut werden. Die Infektion liegt noch nicht vor, die Falschmeldung ist noch nicht gestreut und dennoch ist der Körper vorbereitet und sich der Bedrohung bewusst.</p>
<p style="text-align: justify;">Dieser Überlegung liegt eine Theorie aus der Sozialpsychologie zugrunde, die Inokulationstheorie (engl. Inoculation = Impfung). Diese wurde 1964 von William J. McGuire formuliert und geht davon aus, dass es gesellschaftlich akzeptierte Ansichten gibt, die von der Mehrheit der Gesellschaft einfach übernommen werden. McGuire untersuchte, unter welchen Umständen diese Ansichten beibehalten, in Frage gestellt oder komplett verworfen werden und was man dagegen tun kann. Er beobachtete, dass Menschen solche Ansichten nicht gut verteidigen können, da sie automatisch und mühelos übernommen wurden. Man könnte unterstützende Argumente zur Verteidigung liefern, viel effektiver scheint aber die Bereitstellung von Gegenargumenten zu sein.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="5177014" src="/documents/12411/2945430/Feldhaus_Prebunking.jpg/aa011d9e-ac18-4805-eaf2-adfa27fc2f70?t=1678789685875&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<h2 style="text-align: justify;">Die Impfung gegen Fake News</h2>
<p style="text-align: justify;">Wie funktioniert dieses Impfen gegen Fake News nun<a href="https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abo6254" target="_blank">? Im August 2022 haben Forscherinnen und Forscher der Universität Cambridge eine Studie veröffentlicht</a>, in der sie genau dies untersucht haben. Sie haben fünf Kurzvideos entwickelt, die Menschen auf fünf unterschiedliche Manipulationstechniken vorbereiten sollten: emotional-manipulative Sprache, Widersprüchlichkeit, falsche Dichotomie, jemanden zum Sündenbock machen und der persönliche Angriff. Die falsche Dichotomie könnte erklärungsbedürftig sein: Bei ihr geht es darum, dass man vor die Wahl zwischen zwei Alternativen gestellt und so getan wird, als gäbe es keine weiteren Alternativen – die es allerdings gibt.<br />
<br />
Der Inokulationstheorie folgend arbeiten die Videos anfangs selbst mit den Mitteln, gegen die sie aufklären wollen und enttarnen sie anschließend. Es wird erklärt, wie die Manipulation funktioniert und wie man damit umgehen muss. Laut Studie sind die Videos bewusst neutral gehalten, um eine möglichst große Anzahl an Menschen zu erreichen. In sieben Untersuchungen wurden Menschen diese Videos auf Youtube gezeigt und ihnen anschließend Fragen zu den thematisierten Manipulationstechniken gestellt. Die Forscherinnen und Forscher kommen zum Ergebnis, dass Menschen nach dem Ansehen der Videos ein besseres Verständnis für Manipulation haben und schneller erkennen, wenn eine Meldung sie manipulieren soll.</p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<h2 style="text-align: justify;">Hier kannst Du Dir die Videos ansehen:</h2>
<p style="text-align: justify;">Emotionale Sprache:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=ER64qa_qnWg&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=ER64qa_qnWg&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<p style="text-align: justify;">Persönliche Angriffe:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=f6_I_KQBGXg&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=f6_I_KQBGXg&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<p style="text-align: justify;">Widersprüchlichkeit:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=lxaq_2uTgNo&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=lxaq_2uTgNo&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<p style="text-align: justify;">Sündenbock:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=BdlBHh0FOtw&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=BdlBHh0FOtw&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<p style="text-align: justify;">Falsche Dichotomie:<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=gDfQHWQwJ8Q&ab_channel=InfoInterventions" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=gDfQHWQwJ8Q&ab_channel=InfoInterventions</a></p>
<h2 style="text-align: justify;"><br />
Was hat Google vor?</h2>
<p style="text-align: justify;">Die Google-Tochter Jigsaw erarbeitet derzeit eine Prebunking-Kampagne, die auf die o.g. Erkenntnisse aufbaut. Ziel ist es, ukrainische Flüchtlinge vor Fake News, Manipulation und Stimmungsmache zu schützen. Die Kampagne soll erläutern, wie Fake News über ukrainische Flüchtlinge üblicherweise funktionieren und wie man sie erkennen kann. In den vergangenen Monaten wurde eine solche Kampagne bereits mit großem Erfolg in Polen, Tschechien und der Slowakei durchgeführt. Dort sahen rund ein Drittel der Bevölkerung die Videos und erste Untersuchungen haben gezeigt, dass der Anteil der Zuschauer, die Desinformation erkennen können, nach Ansehen der Videos um acht Prozent gestiegen ist.</p>
<p style="text-align: justify;">Also klappt das alles? Vielleicht ist die „Impfung“ ein hoch gegriffenes Ziel. Es darf aber schon erwartet werden, dass die Empfänger der Botschaften gegenüber Fake News zukünftig sensibilisiert sind. Zumindest legen die bisherigen Untersuchungen nahe, dass Prebunking helfen kann.<br />
Ist Prebunking besser als Debunking? Nun, Fake News werden nicht zu verhindern sein und auch die beste Prävention schützt nicht vollends. Wir werden weiterhin das Richtigstellen von Falschinformationen benötigen. Wenn aber von vornherein weniger Menschen überhaupt auf Fake News hereinfallen, ist damit allen geholfen.</p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<p style="text-align: justify;"> </p>]]></dynamic-content>
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Expertenbeitrag
Valerie Scholz
23.11.22 | Lesezeit:
7
Min.
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p><a href="https://twitter.com/VaScholz">Valerie Scholz</a> ist Journalistin und Sozialunternehmerin. Sie ist Mitgründerin von "<a href="https://twitter.com/facts4friends?lang=de">Facts for Friends</a>", einem sozialen Start-up mit der Vision, die national und international bekannte Plattform zu werden, die Fact-Checking für alle Nutzerinnen und Nutzer digitaler sozialer Medien zugänglich, bequem und attraktiv macht. Mit einfachen, aber innovativen Fact-Checking-Formaten, wie kurzen Short-Vertical-Videos und Sharepics, werden die User motiviert und befähigt, in ihrem eigenen digitalen Umfeld gegen Desinformation vorzugehen. </p>]]></dynamic-content>
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p style="text-align:justify">Der digitale Raum: ein Ort mit beinahe unendlichen Möglichkeiten. Hier können wir uns austauschen, verbinden, organisieren und informieren. Alles und jeder ist nur einen Klick entfernt. Doch neben Likes, Hashtags und Katzenvideos gehören auch Shitstorms, Desinformationen und Trolle leider zum Alltag im Netz.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Die Demokratisierung von Informationen</h2>
<p style="text-align:justify">In der prä-digitalen Zeit hat der Journalismus in seiner Rolle als Gatekeeper ausgewählt, welche Informationen für die Gesellschaft von Relevanz sind. Die obersten Gebote waren stets Objektivität und Rationalität. Das Ziel dabei war es, Bürgerinnen und Bürger mit Informationen zu versorgen, die sie benötigen, um sich an der öffentlichen Diskussion zu beteiligen.</p>
<p>Heute kann jede Nutzerin und jeder Nutzer selbst entscheiden, welche Informationen sie als relevant einstufen. Doch nicht nur das. Sie werden auch selbst zu Produzenten von Information, können mitsprechen und sich Gehör verschaffen. Durch diese Demokratisierung von Informationen können Diskussionen pluralistischer und Randgruppen der Gesellschaft besser gehört werden. Allerdings wird es im Dickicht der digitalen Informationen und Meinungen zunehmend schwieriger, relevant von irrelevant und wahr von falsch zu unterscheiden.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Im Land der Märchen und Trolle</h2>
<p style="text-align:justify">Aus dem Märchenbuch kennen wir Trolle als fiese, kleine Fabelwesen. Wenn wir von Trollen im Netz reden, sind es Personen, die bewusst Unruhe oder Chaos stiften wollen. Zum Beispiel durch die Verbreitung von irreführenden oder falschen Informationen, durch Beleidigungen, Diffamierung oder Provokation. Manche machen dies aus purer Erheiterung, hinter anderen steht eine politische Agenda.</p>
<p>Im besten Fall sind Trolle ‘nur’ nervig. Nach dem Motto “Don’t feed the trolls”, empfiehlt es sich, auf sinnlosen Hass oder provokante Aussagen nicht näher einzugehen. Eine Diskussion mit einem Troll ist in den meisten Fällen sinnlos, da diese nicht an Fakten interessiert sind. Ignorieren oder eine kurze Antwort mit einer Verlinkung zu weiteren Informationen ist hier meist der beste Weg.</p>
<p>Doch das ist leider nur die harmlose Variante. Trolle werden oft gezielt als Teil von organisierten Trollarmeen eingesetzt, um Desinformations-Kampagnen international und multilingual zu verbreiten. Ein Beispiel, das nicht aktueller sein könnte, ist die prorussische Propagandamaschinerie. Im Netz finden sich hunderte seltsame, oft anonyme Tweets, virale Videos und Bilder, die allesamt den Kreml-Narrativen beipflichten.</p>
<p>Die größte Gefahr dieser Trollarmeen und deren manipulierten Narrativen ist nicht, dass die breite Mehrheit der Gesellschaft Verschwörungerzählungen verfällt, sondern die daraus resultierende Unsicherheit, Spaltung und der Vertrauensverlust in die Medien und den politischen Diskurs.</p>
<p>Doch nicht nur organisierte Trollangriffe können dem sozialen Zusammenhalt schaden. Der Umgang und die Debattenkultur im Internet, insbesondere in sozialen Netzwerken, kratzen gewaltig am Kit der Gesellschaft.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Der digitale Stammtisch</h2>
<p style="text-align:justify">Der von Habermas geprägte Begriff der Öffentlichkeit meinte einst einen Raum, in dem Menschen zusammenkommen und auf Basis von Fakten eine Diskussion führen. Doch davon ist auf Facebook, Twitter und Co. meist wenig zu spüren. Shitstorms, Empörung und Cancel Culture – unsere Kommunikationskultur in der digitalen Öffentlichkeit gleicht meist eher der Qualität einer spätabendlichen, alkoholisierten Diskussion am Stammtisch.</p>
<p>Ein Fehler, ein empörter Aufschrei, mediale Amplifikation: Ob Laschet lacht oder das angebliche Verbot Winnetous – die mediale Kettenreaktion eines Shitstorms im Netz sieht fast immer gleich aus. Informationen werden aus dem Kontext gerissen, Medien machen kleine Themen groß und Menschen fühlen sich dazu berufen, auch ihre Meinung in den Ring zu werfen.</p>
<p>Oft geht es im Kern um ein gesellschaftlich relevantes Thema, doch am Ende bleibt davon nicht viel übrig. Die entstandene Hysterie verhindert jegliche konstruktive Diskussion. Stattdessen entsteht eine "Wir-gegen-die"-Mentalität, Polarisierung und Spaltung, statt Erkenntnis und Auseinandersetzung.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Resilienz durch Kompetenz</h2>
<p style="text-align:justify">Der wichtigste Schutzschild auf dem digitalen Schlachtfeld ist die Erkenntnis über die täglichen Manipulationsversuche und die Reflexion der eigenen digitalen Handlungen. Aufgebaut werden kann dieser Schild am besten durch Medienkompetenz. Nicht nur in Schulen, sondern in allen Bereichen der Gesellschaft, insbesondere bei Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, wie etwa in den Medien oder der Politik.</p>
<p style="text-align:justify"><img data-fileentryid="4954930" src="/documents/12411/2945430/Scholz_Trolle.png/0cbc7c27-dc72-b362-37d2-b9cffa26b9f9?t=1669216884737&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align:justify"> </p>
<p style="text-align:justify">Denn die notwendige mediale Kompetenz geht weit über das Erkennen einer Desinformation, das Durchführen eines Quellen-Checks oder einer Bildrückwärtssuche hinaus. Um eine Resilienz aufzubauen, gehört es ebenso dazu, die Komplexität der Mechanismen von Desinformationen zu durchschauen, die Geschäftsmodelle der Big-Tech Firmen zu kennen und ein Verständnis für die Macht der Sozialen Netzwerke und die damit einhergehende Verantwortung zu haben.</p>
<p>Doch damit nicht genug: Wir sollten uns fragen, wie wir im Netz miteinander umgehen wollen. Warum sollten andere Verhaltensregeln gelten als im analogen Raum? Es ist absurd zu glauben, dass man alles über eine Person weiß, auf Basis eines einzigen, schlecht formulierten Tweets. Eine bessere Fehlerkultur im digitalen Raum könnte helfen, zu jeder Zeit auch den Menschen hinter einem Posting zu sehen. Denn der Hass, das Misstrauen, die Fragmentierung, das "wir gegen die anderen", ist letztlich das Ziel von Trollen und Desinformationen. Dem können wir entgegentreten, mit gesellschaftlichem Zusammenhalt, Reflexion und medialer Resilienz.</p>
<p style="text-align:justify"> </p>
<h2 style="text-align: justify;">Meine Praxistipps</h2>
<p style="text-align:justify"><strong>Gegen die alltäglichen Manipulationsversuche hilft:</strong></p>
<ul>
<li>Quellen-Checks durchführen: Woher kommt die Information? Wie vertrauenswürdig ist die Quelle? Ist der Account verifiziert? Ist das Impressum stimmig?</li>
<li>Inhalte und Optik prüfen: Sieht die Website seriös aus? Stimmt die URL? Gibt es Rechtschreibfehler?</li>
<li>Bildersuche anwenden: Passt das Bild in den Kontext? Ist es schon in einem anderen Zusammenhang veröffentlicht worden (Bildrückwärtssuche)?</li>
</ul>
<p style="text-align:justify"> </p>
<p style="text-align:justify"><strong>Sicherer Umgang mit Desinformation gelingt mit:</strong></p>
<ul>
<li>Hintergrundwissen zu den Mechanismen von Desinformationen: Wie arbeiten Troll-Armeen? Wo finde ich überprüfte Informationen?</li>
<li>Hintergrundwissen zu Geschäftsmodellen der Social-Media-Plattformen: Wie verdienen Unternehmen wie Facebook und Twitter Geld? Welche Kontrollmöglichkeiten zu meinen Daten habe ich als Nutzer?</li>
<li>Hintergrundwissen zu den technischen Faktoren von Desinformation: Welche Rolle haben Algorithmen? Wie funktioniert das Netzwerkdurchsetzungsgesetz?</li>
</ul>]]></dynamic-content>
<dynamic-content language-id="de_DE"><![CDATA[<p style="text-align:justify">Der digitale Raum: ein Ort mit beinahe unendlichen Möglichkeiten. Hier können wir uns austauschen, verbinden, organisieren und informieren. Alles und jeder ist nur einen Klick entfernt. Doch neben Likes, Hashtags und Katzenvideos gehören auch Shitstorms, Desinformationen und Trolle leider zum Alltag im Netz.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Die Demokratisierung von Informationen</h2>
<p style="text-align:justify">In der prä-digitalen Zeit hat der Journalismus in seiner Rolle als Gatekeeper ausgewählt, welche Informationen für die Gesellschaft von Relevanz sind. Die obersten Gebote waren stets Objektivität und Rationalität. Das Ziel dabei war es, Bürgerinnen und Bürger mit Informationen zu versorgen, die sie benötigen, um sich an der öffentlichen Diskussion zu beteiligen.</p>
<p>Heute kann jede Nutzerin und jeder Nutzer selbst entscheiden, welche Informationen sie als relevant einstufen. Doch nicht nur das. Sie werden auch selbst zu Produzenten von Information, können mitsprechen und sich Gehör verschaffen. Durch diese Demokratisierung von Informationen können Diskussionen pluralistischer und Randgruppen der Gesellschaft besser gehört werden. Allerdings wird es im Dickicht der digitalen Informationen und Meinungen zunehmend schwieriger, relevant von irrelevant und wahr von falsch zu unterscheiden.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Im Land der Märchen und Trolle</h2>
<p style="text-align:justify">Aus dem Märchenbuch kennen wir Trolle als fiese, kleine Fabelwesen. Wenn wir von Trollen im Netz reden, sind es Personen, die bewusst Unruhe oder Chaos stiften wollen. Zum Beispiel durch die Verbreitung von irreführenden oder falschen Informationen, durch Beleidigungen, Diffamierung oder Provokation. Manche machen dies aus purer Erheiterung, hinter anderen steht eine politische Agenda.</p>
<p>Im besten Fall sind Trolle ‘nur’ nervig. Nach dem Motto “Don’t feed the trolls”, empfiehlt es sich, auf sinnlosen Hass oder provokante Aussagen nicht näher einzugehen. Eine Diskussion mit einem Troll ist in den meisten Fällen sinnlos, da diese nicht an Fakten interessiert sind. Ignorieren oder eine kurze Antwort mit einer Verlinkung zu weiteren Informationen ist hier meist der beste Weg.</p>
<p>Doch das ist leider nur die harmlose Variante. Trolle werden oft gezielt als Teil von organisierten Trollarmeen eingesetzt, um Desinformations-Kampagnen international und multilingual zu verbreiten. Ein Beispiel, das nicht aktueller sein könnte, ist die prorussische Propagandamaschinerie. Im Netz finden sich hunderte seltsame, oft anonyme Tweets, virale Videos und Bilder, die allesamt den Kreml-Narrativen beipflichten.</p>
<p>Die größte Gefahr dieser Trollarmeen und deren manipulierten Narrativen ist nicht, dass die breite Mehrheit der Gesellschaft Verschwörungerzählungen verfällt, sondern die daraus resultierende Unsicherheit, Spaltung und der Vertrauensverlust in die Medien und den politischen Diskurs.</p>
<p>Doch nicht nur organisierte Trollangriffe können dem sozialen Zusammenhalt schaden. Der Umgang und die Debattenkultur im Internet, insbesondere in sozialen Netzwerken, kratzen gewaltig am Kit der Gesellschaft.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Der digitale Stammtisch</h2>
<p style="text-align:justify">Der von Habermas geprägte Begriff der Öffentlichkeit meinte einst einen Raum, in dem Menschen zusammenkommen und auf Basis von Fakten eine Diskussion führen. Doch davon ist auf Facebook, Twitter und Co. meist wenig zu spüren. Shitstorms, Empörung und Cancel Culture – unsere Kommunikationskultur in der digitalen Öffentlichkeit gleicht meist eher der Qualität einer spätabendlichen, alkoholisierten Diskussion am Stammtisch.</p>
<p>Ein Fehler, ein empörter Aufschrei, mediale Amplifikation: Ob Laschet lacht oder das angebliche Verbot Winnetous – die mediale Kettenreaktion eines Shitstorms im Netz sieht fast immer gleich aus. Informationen werden aus dem Kontext gerissen, Medien machen kleine Themen groß und Menschen fühlen sich dazu berufen, auch ihre Meinung in den Ring zu werfen.</p>
<p>Oft geht es im Kern um ein gesellschaftlich relevantes Thema, doch am Ende bleibt davon nicht viel übrig. Die entstandene Hysterie verhindert jegliche konstruktive Diskussion. Stattdessen entsteht eine "Wir-gegen-die"-Mentalität, Polarisierung und Spaltung, statt Erkenntnis und Auseinandersetzung.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Resilienz durch Kompetenz</h2>
<p style="text-align:justify">Der wichtigste Schutzschild auf dem digitalen Schlachtfeld ist die Erkenntnis über die täglichen Manipulationsversuche und die Reflexion der eigenen digitalen Handlungen. Aufgebaut werden kann dieser Schild am besten durch Medienkompetenz. Nicht nur in Schulen, sondern in allen Bereichen der Gesellschaft, insbesondere bei Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, wie etwa in den Medien oder der Politik.</p>
<p style="text-align:justify"><img data-fileentryid="4954930" src="/documents/12411/2945430/Scholz_Trolle.png/0cbc7c27-dc72-b362-37d2-b9cffa26b9f9?t=1669216884737&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align:justify"> </p>
<p style="text-align:justify">Denn die notwendige mediale Kompetenz geht weit über das Erkennen einer Desinformation, das Durchführen eines Quellen-Checks oder einer Bildrückwärtssuche hinaus. Um eine Resilienz aufzubauen, gehört es ebenso dazu, die Komplexität der Mechanismen von Desinformationen zu durchschauen, die Geschäftsmodelle der Big-Tech Firmen zu kennen und ein Verständnis für die Macht der Sozialen Netzwerke und die damit einhergehende Verantwortung zu haben.</p>
<p>Doch damit nicht genug: Wir sollten uns fragen, wie wir im Netz miteinander umgehen wollen. Warum sollten andere Verhaltensregeln gelten als im analogen Raum? Es ist absurd zu glauben, dass man alles über eine Person weiß, auf Basis eines einzigen, schlecht formulierten Tweets. Eine bessere Fehlerkultur im digitalen Raum könnte helfen, zu jeder Zeit auch den Menschen hinter einem Posting zu sehen. Denn der Hass, das Misstrauen, die Fragmentierung, das "wir gegen die anderen", ist letztlich das Ziel von Trollen und Desinformationen. Dem können wir entgegentreten, mit gesellschaftlichem Zusammenhalt, Reflexion und medialer Resilienz.</p>
<p style="text-align:justify"> </p>
<h2 style="text-align: justify;">Meine Praxistipps</h2>
<p style="text-align:justify"><strong>Gegen die alltäglichen Manipulationsversuche hilft:</strong></p>
<ul>
<li>Quellen-Checks durchführen: Woher kommt die Information? Wie vertrauenswürdig ist die Quelle? Ist der Account verifiziert? Ist das Impressum stimmig?</li>
<li>Inhalte und Optik prüfen: Sieht die Website seriös aus? Stimmt die URL? Gibt es Rechtschreibfehler?</li>
<li>Bildersuche anwenden: Passt das Bild in den Kontext? Ist es schon in einem anderen Zusammenhang veröffentlicht worden (Bildrückwärtssuche)?</li>
</ul>
<p style="text-align:justify"> </p>
<p style="text-align:justify"><strong>Sicherer Umgang mit Desinformation gelingt mit:</strong></p>
<ul>
<li>Hintergrundwissen zu den Mechanismen von Desinformationen: Wie arbeiten Troll-Armeen? Wo finde ich überprüfte Informationen?</li>
<li>Hintergrundwissen zu Geschäftsmodellen der Social-Media-Plattformen: Wie verdienen Unternehmen wie Facebook und Twitter Geld? Welche Kontrollmöglichkeiten zu meinen Daten habe ich als Nutzer?</li>
<li>Hintergrundwissen zu den technischen Faktoren von Desinformation: Welche Rolle haben Algorithmen? Wie funktioniert das Netzwerkdurchsetzungsgesetz?</li>
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Expertenbeitrag
Marcel Schmidt
27.09.22 | Lesezeit:
5
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p>In jeder Krise liegt auch eine Chance. Für Kampagnenmacherinnen gilt diese Weisheit dank des „Rallye-Around-The-Flag-Effects“ ganz besonders. Mit guter Kommunikation kann man hier viel gewinnen.</p>
<h2> </h2>
<h2>Demonstrative Einheit wird zur „Stunde der Exekutive“</h2>
<p>Erstmals wurde der „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ im Jahr 1970 vom Politikwissenschaftler John Mueller beschrieben.<a href="#_ftn1" name="_ftnref1">[1]</a> Er meint einen kurzfristigen, kräftigen Beliebtheitsschub eines Regierungsoberhaupts in Zeiten von Krisen, Notfällen oder Kriegen. Angesichts des externen Drucks geraten interne Streitigkeiten – beispielsweise zwischen den unterschiedlichen Parteien – in den Hintergrund. Denn es braucht eine demonstrative Einigkeit in der Außenwirkung. Bei nationalen Krisen reagieren die Bürgerinnen und Bürger auf die Signale von Bedrohung und versammeln sich hinter ihrer politischen Führung. Im Deutschen wird der „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ deswegen auch als „Stunde der Exekutive“ bezeichnet.</p>
<p><img data-fileentryid="4865031" src="/documents/12411/2945430/Rallye-Around-The-Flag.png/d6959546-1204-4745-e6f8-c4d4d834d682?t=1664293462872&imagePreview=1" /></p>
<p>Drei Bedingungen sollten laut Müller erfüllt sein:</p>
<ol>
<li>Die Krise ist internationaler Natur.</li>
<li>Die Krise betrifft das gesamte Land.</li>
<li>Die Krise ist ungewöhnlich, aber konkret und dramatisch.</li>
</ol>
<h2> </h2>
<h2>Der „Rallye-Around-The-Flag-Effect” braucht keinen Krieg</h2>
<p>Schaut man genauer hin, lässt sich dieser Effekt aber auch im Kleinen beobachten. Erinnern Sie sich noch an den Bundestagswahlkampf mit den Spitzenkandidaten Edmund Stoiber und Gerhard Schröder? Die Bilder aus den Flutgebieten, mit denen sich der amtierende Kanzler Gerhard Schröder als Krisenmanager präsentierte? Vielleicht wäre die Wahl im Jahr 2002 ohne diese Krise, die auf das Konto des Kanzlers einzahlte, anders ausgegangen. Wer die „Stunde der Exekutive“ erklären möchte, muss allerdings nicht zwanzig Jahre in die Vergangenheit schauen. Drei aktuelle Beispiele:</p>
<ol>
<li>Der ukrainische Präsident Volodymyr Zelenskyy war in der Ukraine weit vom Heldenstatus entfernt. Im Dezember 2021 waren lediglich 32 Prozent der ukrainischen Bevölkerung mit seiner Arbeit zufrieden. Drei Tage nach der Invasion am 24. Februar 2022 erreichte er 91 Prozent Zustimmung in seiner Bevölkerung.<a href="#_ftn2" name="_ftnref2">[2]</a> Die Krise erfüllt alle drei oben genannten Kriterien.</li>
<li>Auch in Deutschland bewirkte der russische Angriffskrieg auf die Ukraine einen „Rallye-Around-The-Flag-Effect“: Zwei Wochen vor der Wahl fanden 56 Prozent der Deutschen die Arbeit von Bundeskanzler Scholz gut oder eher gut. Zwei Wochen nach der Invasion waren es 73 Prozent – sein persönlicher Höchstwert. Mittlerweile finden 55 Prozent seine Arbeit eher gut oder gut (Stand: 09. September 2022).<a href="#_ftn3" name="_ftnref3">[3]</a> Hier zeigt sich die Kurzfristigkeit der Popularitätsschubs.</li>
<li>Weltweit ließ sich der Effekt auch während der Corona-Pandemie beobachten. In den Wochen nach dem Ausbruch im Frühjahr 2020 verbesserten sich die Umfragewerte des politischen Führungspersonals in westeuropäischen Ländern und den USA. Die Zustimmungswerte zur Arbeit der Bundeskanzlerin Angela Merkel kletterten von 68 Prozent eine Woche vor dem ersten Lockdown in Deutschland auf 83 Prozent nicht einmal anderthalb Monate später.<a href="#_ftn4" name="_ftnref4">[4]</a> Hier zeigt sich, dass auch eine nationale Notlage den „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ befördern kann. Zwar ist eine Pandemie qua Definition international, es handelte sich aber nicht um einen wie von Mueller beschriebenen internationalen Konflikt.</li>
</ol>
<h2> </h2>
<h2>Warum Wahlkämpferinnen den „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ kennen sollten</h2>
<p>Für die Kommunikation ergibt sich aus dem „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ eine wichtige Lehre: Man weiß zwar nie, welche Krise kommt und vor allem, wann sie eintritt. Doch ist sie erst einmal da, empfiehlt sich eine staatstragende Rolle. In der Opposition gilt es, die Regierung zu stützen statt auf Konfrontation zu setzen. Schließlich läutet die „Stunde der Exekutive“. Die Bevölkerung erwartet Sicherheit und Krisenmanagement und versammelt sich hinter der bestehenden politischen Führung. In der Führungsrolle kann man auf überparteilichen Zusammenhalt pochen, falls er nicht ohnehin eintritt. Darüber hinaus ist Stärke und die Beschwörung der gemeinsamen Kraft gefragt. Nicht immer lassen sich Krisen auf Naturkatastrophen oder irrationale Despoten zurückführen. Manchmal lässt auch ein politischer Mitbewerber oder eine Mitbewerberin einen Konflikt eskalieren oder beginnt wie aus dem Nichts einen Streit. Hier lohnt sich ein kurzer Moment der Analyse: Könnte es an schlechten Umfragewerten und/oder einer anstehenden Wahl in der Heimat liegen – kurz: an politischem Kalkül? Klar ist: Der „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ funktioniert auch im Kleinen.</p>
<p><a href="#_ftnref1" name="_ftn1">[1]</a> <a href="https://www.jstor.org/stable/1955610?seq=1">https://www.jstor.org/stable/1955610?seq=1</a></p>
<p><a href="#_ftnref2" name="_ftn2">[2]</a> <a href="https://ratinggroup.ua/en/research/ukraine/obschenacionalnyy_opros_ukraina_v_usloviyah_voyny_26-27_fevralya_2022_goda.html">https://ratinggroup.ua/en/research/ukraine/obschenacionalnyy_opros_ukraina_v_usloviyah_voyny_26-27_fevralya_2022_goda.html</a></p>
<p><a href="#_ftnref3" name="_ftn3">[3]</a> <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1295763/umfrage/bewertung-der-arbeit-von-olaf-scholz-als-bundeskanzler/">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1295763/umfrage/bewertung-der-arbeit-von-olaf-scholz-als-bundeskanzler/</a></p>
<p><a href="#_ftnref4" name="_ftn4">[4]</a> <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1251522/umfrage/bewertung-der-arbeit-von-angela-merkel-als-bundeskanzlerin/">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1251522/umfrage/bewertung-der-arbeit-von-angela-merkel-als-bundeskanzlerin/</a></p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<p></p>]]></dynamic-content>
<dynamic-content language-id="de_DE"><![CDATA[<p>In jeder Krise liegt auch eine Chance. Für Kampagnenmacherinnen gilt diese Weisheit dank des „Rallye-Around-The-Flag-Effects“ ganz besonders. Mit guter Kommunikation kann man hier viel gewinnen.</p>
<h2> </h2>
<h2>Demonstrative Einheit wird zur „Stunde der Exekutive“</h2>
<p>Erstmals wurde der „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ im Jahr 1970 vom Politikwissenschaftler John Mueller beschrieben.<a href="#_ftn1" name="_ftnref1">[1]</a> Er meint einen kurzfristigen, kräftigen Beliebtheitsschub eines Regierungsoberhaupts in Zeiten von Krisen, Notfällen oder Kriegen. Angesichts des externen Drucks geraten interne Streitigkeiten – beispielsweise zwischen den unterschiedlichen Parteien – in den Hintergrund. Denn es braucht eine demonstrative Einigkeit in der Außenwirkung. Bei nationalen Krisen reagieren die Bürgerinnen und Bürger auf die Signale von Bedrohung und versammeln sich hinter ihrer politischen Führung. Im Deutschen wird der „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ deswegen auch als „Stunde der Exekutive“ bezeichnet.</p>
<p><img data-fileentryid="4865031" src="/documents/12411/2945430/Rallye-Around-The-Flag.png/d6959546-1204-4745-e6f8-c4d4d834d682?t=1664293462872&imagePreview=1" /></p>
<p>Drei Bedingungen sollten laut Müller erfüllt sein:</p>
<ol>
<li>Die Krise ist internationaler Natur.</li>
<li>Die Krise betrifft das gesamte Land.</li>
<li>Die Krise ist ungewöhnlich, aber konkret und dramatisch.</li>
</ol>
<h2> </h2>
<h2>Der „Rallye-Around-The-Flag-Effect” braucht keinen Krieg</h2>
<p>Schaut man genauer hin, lässt sich dieser Effekt aber auch im Kleinen beobachten. Erinnern Sie sich noch an den Bundestagswahlkampf mit den Spitzenkandidaten Edmund Stoiber und Gerhard Schröder? Die Bilder aus den Flutgebieten, mit denen sich der amtierende Kanzler Gerhard Schröder als Krisenmanager präsentierte? Vielleicht wäre die Wahl im Jahr 2002 ohne diese Krise, die auf das Konto des Kanzlers einzahlte, anders ausgegangen. Wer die „Stunde der Exekutive“ erklären möchte, muss allerdings nicht zwanzig Jahre in die Vergangenheit schauen. Drei aktuelle Beispiele:</p>
<ol>
<li>Der ukrainische Präsident Volodymyr Zelenskyy war in der Ukraine weit vom Heldenstatus entfernt. Im Dezember 2021 waren lediglich 32 Prozent der ukrainischen Bevölkerung mit seiner Arbeit zufrieden. Drei Tage nach der Invasion am 24. Februar 2022 erreichte er 91 Prozent Zustimmung in seiner Bevölkerung.<a href="#_ftn2" name="_ftnref2">[2]</a> Die Krise erfüllt alle drei oben genannten Kriterien.</li>
<li>Auch in Deutschland bewirkte der russische Angriffskrieg auf die Ukraine einen „Rallye-Around-The-Flag-Effect“: Zwei Wochen vor der Wahl fanden 56 Prozent der Deutschen die Arbeit von Bundeskanzler Scholz gut oder eher gut. Zwei Wochen nach der Invasion waren es 73 Prozent – sein persönlicher Höchstwert. Mittlerweile finden 55 Prozent seine Arbeit eher gut oder gut (Stand: 09. September 2022).<a href="#_ftn3" name="_ftnref3">[3]</a> Hier zeigt sich die Kurzfristigkeit der Popularitätsschubs.</li>
<li>Weltweit ließ sich der Effekt auch während der Corona-Pandemie beobachten. In den Wochen nach dem Ausbruch im Frühjahr 2020 verbesserten sich die Umfragewerte des politischen Führungspersonals in westeuropäischen Ländern und den USA. Die Zustimmungswerte zur Arbeit der Bundeskanzlerin Angela Merkel kletterten von 68 Prozent eine Woche vor dem ersten Lockdown in Deutschland auf 83 Prozent nicht einmal anderthalb Monate später.<a href="#_ftn4" name="_ftnref4">[4]</a> Hier zeigt sich, dass auch eine nationale Notlage den „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ befördern kann. Zwar ist eine Pandemie qua Definition international, es handelte sich aber nicht um einen wie von Mueller beschriebenen internationalen Konflikt.</li>
</ol>
<h2> </h2>
<h2>Warum Wahlkämpferinnen den „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ kennen sollten</h2>
<p>Für die Kommunikation ergibt sich aus dem „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ eine wichtige Lehre: Man weiß zwar nie, welche Krise kommt und vor allem, wann sie eintritt. Doch ist sie erst einmal da, empfiehlt sich eine staatstragende Rolle. In der Opposition gilt es, die Regierung zu stützen statt auf Konfrontation zu setzen. Schließlich läutet die „Stunde der Exekutive“. Die Bevölkerung erwartet Sicherheit und Krisenmanagement und versammelt sich hinter der bestehenden politischen Führung. In der Führungsrolle kann man auf überparteilichen Zusammenhalt pochen, falls er nicht ohnehin eintritt. Darüber hinaus ist Stärke und die Beschwörung der gemeinsamen Kraft gefragt. Nicht immer lassen sich Krisen auf Naturkatastrophen oder irrationale Despoten zurückführen. Manchmal lässt auch ein politischer Mitbewerber oder eine Mitbewerberin einen Konflikt eskalieren oder beginnt wie aus dem Nichts einen Streit. Hier lohnt sich ein kurzer Moment der Analyse: Könnte es an schlechten Umfragewerten und/oder einer anstehenden Wahl in der Heimat liegen – kurz: an politischem Kalkül? Klar ist: Der „Rallye-Around-The-Flag-Effect“ funktioniert auch im Kleinen.</p>
<p><a href="#_ftnref1" name="_ftn1">[1]</a> <a href="https://www.jstor.org/stable/1955610?seq=1">https://www.jstor.org/stable/1955610?seq=1</a></p>
<p><a href="#_ftnref2" name="_ftn2">[2]</a> <a href="https://ratinggroup.ua/en/research/ukraine/obschenacionalnyy_opros_ukraina_v_usloviyah_voyny_26-27_fevralya_2022_goda.html">https://ratinggroup.ua/en/research/ukraine/obschenacionalnyy_opros_ukraina_v_usloviyah_voyny_26-27_fevralya_2022_goda.html</a></p>
<p><a href="#_ftnref3" name="_ftn3">[3]</a> <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1295763/umfrage/bewertung-der-arbeit-von-olaf-scholz-als-bundeskanzler/">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1295763/umfrage/bewertung-der-arbeit-von-olaf-scholz-als-bundeskanzler/</a></p>
<p><a href="#_ftnref4" name="_ftn4">[4]</a> <a href="https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1251522/umfrage/bewertung-der-arbeit-von-angela-merkel-als-bundeskanzlerin/">https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1251522/umfrage/bewertung-der-arbeit-von-angela-merkel-als-bundeskanzlerin/</a></p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<p style="text-align: justify;"> </p>
<p></p>]]></dynamic-content>
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p><a href="https://twitter.com/Schmidtter__" target="_blank">Marcel Schmidt</a> ist Referent für Politische Kommunikation bei der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie Autor und Redakteur im Politsnack.</p>]]></dynamic-content>
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<dynamic-content language-id="de" alt="" name="ICON Expertenbeitrag" title="ICON Expertenbeitrag" type="document"><![CDATA[{"data":"/documents/12411/2945430/ICON+Expertenbeitrag.png/e5b21d70-34f7-df3a-8255-3c359cfbb906?t=1590576796548","alt":"","name":"ICON Expertenbeitrag","title":"ICON Expertenbeitrag","type":"document","fileEntryId":"3001966"}]]></dynamic-content>
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p style="text-align: justify;">Memes – sie sind eine Spielart der Internet-Kommunikation, die seit Jahren an Bedeutung gewinnt. Die mit prägnanten Texten versehenen Bilder sind oft beißend ironisch, stark zuspitzend und vor allem leicht verständlich. Sie schaffen Orientierung, verleihen einer kollektiven Stimmung Ausdruck und mobilisieren Gleichgesinnte. Aktuelle Ereignisse werden in Memes verarbeitet und gehen oft viral, weil sie Ausdruck einer kollektiven, gesellschaftlichen Wahrnehmung sind. Aus diesem Grund hat sich auch eine eigene Meme-Kultur im Zuge des Überlebenskampfs der Ukraine gegen die russischen Invasoren entwickelt. Ihr Einfluss auf die Wahrnehmung des Konflikts wird nach wie vor unterschätzt.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Humor in den dunkelsten Tagen</h2>
<p style="text-align: justify;">In den vergangenen knapp sieben Monaten seit dem Beginn des russischen Überfalls auf das ukrainische Volk fühlten sich viele Menschen macht- und hilflos. Ein massiv gesteigertes Informationsbedürfnis kam hinzu. Für Ukrainerinnen und Ukrainer und die Unterstützer ihres Freiheitskampfs gab es dabei insbesondere zu Beginn des Kriegs keine zuversichtlich stimmenden Nachrichten. Beim „Doom-Scrolling“ durch die sozialen Netzwerke boten Memes einen Ausweg, indem sie einen humorvollen Zugang zu den düsteren Ereignissen ermöglichten. Die Community, dankbar für den Galgenhumor, entwickelte eine eigene Form der Unterstützung in diesen dunkelsten Zeiten. Die Schöpferinnen und Schöpfer dieser Memes bauten sich mit Meme-Profilen schnell große Gefolgschaften auf und ermöglichten auf diese Weise die gemeinsame Verarbeitung vor allem des Leids, aber auch der kleinen Freuden, die die Zuversicht nährten.</p>
<p style="text-align: justify;">Am 9. März 2022, nur 13 Tage nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs, entstanden die <a href="https://twitter.com/uamemesforces" target="_blank">Ukrainian Memes Forces</a> und posteten ihr erstes Meme. Zahllose weitere Memes-Seiten, wie beispielsweise <a href="https://twitter.com/LivFaustDieJung" target="_blank">Ukraine Memes for NATO Teens</a>, finden sich mittlerweile bevorzugt auf Twitter und Instagram. Ihre konkrete Wirkung ist noch nicht erforscht. Doch dieses kommunikative Element verbindet sowohl ukrainische als auch westliche Beobachter durch Humor und schafft so einen Zusammenhalt, der die Sprachbarriere überwindet und sich gegen die spaltende russische Propaganda stellt. Offensichtlich gilt: Wer in den dunkelsten Stunden und als klarer Underdog sein Lachen nicht verliert, der wirkt souverän und macht es anderen fast unmöglich, diese tapferen Menschen nicht zu mögen.</p>
<p style="text-align: justify;">Der Humor wird also zur Waffe im Informationskrieg. Das unterstreichen im Übrigen auch die Bilder, die die Staats- und Regierungsoberhäupter der freien Welt bei ihren Treffen verbreiten. Trotz der ernsten Lage der Welt sieht man Biden, Trudeau, Macron & Co. demonstrativ lachen – ein bewusster Kontrast zum harten, kühlen und höchstens gequält lachenden Putin. Die Botschaft: Freiheit und Zuversicht sind stärker und anziehender als Unterdrückung und Völkermord. Die Freiheit lacht – das haben sowohl die gewöhnlichen Internetnutzerinnen und -nutzer als auch ihre höchsten staatlichen Repräsentantinnen und Repräsentanten gemeinsam.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Freigeist vs. staatliche Propaganda</h2>
<p style="text-align: justify;">Russland kann an dieser kommunikativen Front nicht mithalten: Staatliche Memes widersprächen fast allem, was Memes erfolgreich macht. Sie setzen einen gewissen Freigeist voraus, der sich humorvoll-kritisch mit der Realität auseinandersetzt und sich nicht von staatlicher Propaganda blenden lässt. Kreativ umgesetzte Memes sind kein Kommunikationsinstrument einer Autokratie, sondern gelten genau wie andere Formen des Humors als Gefahr für autoritäre Staaten. Für die staatliche Autorität besser zu kontrollieren sind eigentlich die in Telegram-Kanälen organisierten russischen Soldaten sowie Militärblogger. Doch die digitale Transparenz hat auch hier eine Kehrseite. Inzwischen dienen diese Kanäle westlichen Beobachtern als Seismographen, die unmittelbar Auskunft über die Stimmung innerhalb der russischen Armee und an der Heimatfront geben. Insbesondere dieser Tage kritisieren extrem rechte Militärblogger die Führung der Armee immer offener und vernichtender.</p>
<h2 style="text-align: justify;">An der Informationsfront gewinnt die Ukraine</h2>
<p style="text-align: justify;">Selbst die gefürchteten russischen Trollfabriken haben mittlerweile einen ernstzunehmenden Gegenspieler: Die NAFO. Die <a href="https://twitter.com/Official_NAFO" target="_blank">North Atlantic Fella Organization</a>, trollt russische Offizielle und ihrer Handlanger mit Memes und sammelt Geld für die ukrainische Armee. Ihr Erkennungszeichen ist der Shiba Inu, eine japanische Hunderasse, die besondere Beliebtheit unter Meme-Fans genießt. Die Gruppe ist dezentral organisiert, über ihre Größe gibt es keine Angaben. Ihr Einfluss wächst aber, nachdem im Juni ein russischer Botschafter mit der Gruppe auf Konfrontationskurs ging. Unter der wachsenden Aufmerksamkeit der digitalen Öffentlichkeit schoss die NAFO verbal so hart und ausgiebig zurück, dass sich der russische Botschafter für eine Woche gar nicht mehr zu Wort meldete. Anschließend dankte der <a href="https://twitter.com/DefenceU/status/1563851548643426304?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1563851548643426304%7Ctwgr%5E119b0a608c018406f98b9fa246b9505ea88e37f4%7Ctwcon%5Es1_&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.tagesanzeiger.ch%2Fdie-nafo-eine-meme-armee-im-kampf-gegen-russische-propaganda-286788953636" target="_blank">offizielle Account des ukrainischen Verteidigungsministeriums</a> der NAFO und der <a href="https://twitter.com/oleksiireznikov/status/1566347144654618624" target="_blank">ukrainische Verteidigungsminister</a> änderte gar sein Profilbild, um ihre Arbeit anzuerkennen. Schön, wenn am Ende die Freiheit lacht.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4841954" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack+%287%29.png/b5165bcb-9be6-f214-000b-fd3f56a3cab1?t=1663064677678&imagePreview=1" /></p>]]></dynamic-content>
<dynamic-content language-id="de_DE"><![CDATA[<p style="text-align: justify;">Memes – sie sind eine Spielart der Internet-Kommunikation, die seit Jahren an Bedeutung gewinnt. Die mit prägnanten Texten versehenen Bilder sind oft beißend ironisch, stark zuspitzend und vor allem leicht verständlich. Sie schaffen Orientierung, verleihen einer kollektiven Stimmung Ausdruck und mobilisieren Gleichgesinnte. Aktuelle Ereignisse werden in Memes verarbeitet und gehen oft viral, weil sie Ausdruck einer kollektiven, gesellschaftlichen Wahrnehmung sind. Aus diesem Grund hat sich auch eine eigene Meme-Kultur im Zuge des Überlebenskampfs der Ukraine gegen die russischen Invasoren entwickelt. Ihr Einfluss auf die Wahrnehmung des Konflikts wird nach wie vor unterschätzt.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Humor in den dunkelsten Tagen</h2>
<p style="text-align: justify;">In den vergangenen knapp sieben Monaten seit dem Beginn des russischen Überfalls auf das ukrainische Volk fühlten sich viele Menschen macht- und hilflos. Ein massiv gesteigertes Informationsbedürfnis kam hinzu. Für Ukrainerinnen und Ukrainer und die Unterstützer ihres Freiheitskampfs gab es dabei insbesondere zu Beginn des Kriegs keine zuversichtlich stimmenden Nachrichten. Beim „Doom-Scrolling“ durch die sozialen Netzwerke boten Memes einen Ausweg, indem sie einen humorvollen Zugang zu den düsteren Ereignissen ermöglichten. Die Community, dankbar für den Galgenhumor, entwickelte eine eigene Form der Unterstützung in diesen dunkelsten Zeiten. Die Schöpferinnen und Schöpfer dieser Memes bauten sich mit Meme-Profilen schnell große Gefolgschaften auf und ermöglichten auf diese Weise die gemeinsame Verarbeitung vor allem des Leids, aber auch der kleinen Freuden, die die Zuversicht nährten.</p>
<p style="text-align: justify;">Am 9. März 2022, nur 13 Tage nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs, entstanden die <a href="https://twitter.com/uamemesforces" target="_blank">Ukrainian Memes Forces</a> und posteten ihr erstes Meme. Zahllose weitere Memes-Seiten, wie beispielsweise <a href="https://twitter.com/LivFaustDieJung" target="_blank">Ukraine Memes for NATO Teens</a>, finden sich mittlerweile bevorzugt auf Twitter und Instagram. Ihre konkrete Wirkung ist noch nicht erforscht. Doch dieses kommunikative Element verbindet sowohl ukrainische als auch westliche Beobachter durch Humor und schafft so einen Zusammenhalt, der die Sprachbarriere überwindet und sich gegen die spaltende russische Propaganda stellt. Offensichtlich gilt: Wer in den dunkelsten Stunden und als klarer Underdog sein Lachen nicht verliert, der wirkt souverän und macht es anderen fast unmöglich, diese tapferen Menschen nicht zu mögen.</p>
<p style="text-align: justify;">Der Humor wird also zur Waffe im Informationskrieg. Das unterstreichen im Übrigen auch die Bilder, die die Staats- und Regierungsoberhäupter der freien Welt bei ihren Treffen verbreiten. Trotz der ernsten Lage der Welt sieht man Biden, Trudeau, Macron & Co. demonstrativ lachen – ein bewusster Kontrast zum harten, kühlen und höchstens gequält lachenden Putin. Die Botschaft: Freiheit und Zuversicht sind stärker und anziehender als Unterdrückung und Völkermord. Die Freiheit lacht – das haben sowohl die gewöhnlichen Internetnutzerinnen und -nutzer als auch ihre höchsten staatlichen Repräsentantinnen und Repräsentanten gemeinsam.</p>
<h2 style="text-align: justify;">Freigeist vs. staatliche Propaganda</h2>
<p style="text-align: justify;">Russland kann an dieser kommunikativen Front nicht mithalten: Staatliche Memes widersprächen fast allem, was Memes erfolgreich macht. Sie setzen einen gewissen Freigeist voraus, der sich humorvoll-kritisch mit der Realität auseinandersetzt und sich nicht von staatlicher Propaganda blenden lässt. Kreativ umgesetzte Memes sind kein Kommunikationsinstrument einer Autokratie, sondern gelten genau wie andere Formen des Humors als Gefahr für autoritäre Staaten. Für die staatliche Autorität besser zu kontrollieren sind eigentlich die in Telegram-Kanälen organisierten russischen Soldaten sowie Militärblogger. Doch die digitale Transparenz hat auch hier eine Kehrseite. Inzwischen dienen diese Kanäle westlichen Beobachtern als Seismographen, die unmittelbar Auskunft über die Stimmung innerhalb der russischen Armee und an der Heimatfront geben. Insbesondere dieser Tage kritisieren extrem rechte Militärblogger die Führung der Armee immer offener und vernichtender.</p>
<h2 style="text-align: justify;">An der Informationsfront gewinnt die Ukraine</h2>
<p style="text-align: justify;">Selbst die gefürchteten russischen Trollfabriken haben mittlerweile einen ernstzunehmenden Gegenspieler: Die NAFO. Die <a href="https://twitter.com/Official_NAFO" target="_blank">North Atlantic Fella Organization</a>, trollt russische Offizielle und ihrer Handlanger mit Memes und sammelt Geld für die ukrainische Armee. Ihr Erkennungszeichen ist der Shiba Inu, eine japanische Hunderasse, die besondere Beliebtheit unter Meme-Fans genießt. Die Gruppe ist dezentral organisiert, über ihre Größe gibt es keine Angaben. Ihr Einfluss wächst aber, nachdem im Juni ein russischer Botschafter mit der Gruppe auf Konfrontationskurs ging. Unter der wachsenden Aufmerksamkeit der digitalen Öffentlichkeit schoss die NAFO verbal so hart und ausgiebig zurück, dass sich der russische Botschafter für eine Woche gar nicht mehr zu Wort meldete. Anschließend dankte der <a href="https://twitter.com/DefenceU/status/1563851548643426304?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1563851548643426304%7Ctwgr%5E119b0a608c018406f98b9fa246b9505ea88e37f4%7Ctwcon%5Es1_&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.tagesanzeiger.ch%2Fdie-nafo-eine-meme-armee-im-kampf-gegen-russische-propaganda-286788953636" target="_blank">offizielle Account des ukrainischen Verteidigungsministeriums</a> der NAFO und der <a href="https://twitter.com/oleksiireznikov/status/1566347144654618624" target="_blank">ukrainische Verteidigungsminister</a> änderte gar sein Profilbild, um ihre Arbeit anzuerkennen. Schön, wenn am Ende die Freiheit lacht.</p>
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Expertenbeitrag
Simone von Stosch
14.06.22 | Lesezeit:
3
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p><a href="https://www.simone-von-stosch.de/" target="_blank">Simone von Stosch</a> moderierte von 2006 bis 2016 die Tagesschau und tagesschau24. Heute arbeitet sie als Coach für Rede- und Medienauftritte und tritt selbst als Moderatorin auf.</p>]]></dynamic-content>
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<dynamic-content language-id="de_DE" alt="" name="ICON Expertenbeitrag" title="ICON Expertenbeitrag" type="document"><![CDATA[{"data":"/documents/12411/2945430/ICON+Expertenbeitrag.png/e5b21d70-34f7-df3a-8255-3c359cfbb906?t=1590576796548","alt":"","name":"ICON Expertenbeitrag","title":"ICON Expertenbeitrag","type":"document","fileEntryId":"3001966"}]]></dynamic-content>
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p style="text-align: justify;"><em>Der erste Eindruck zählt. Diese Binsenweisheit gilt auch und gerade in der Politik. Wer ans Rednerpult tritt, möchte souverän wirken. Doch wie gelingt das? In einer Studie hat der amerikanische Kommunikationsforscher Albert Mehrabien herausgefunden, was eine souveräne Außenwirkung ausmacht: Es ist zu 55 Prozent die Körpersprache, zu 38 Prozent die Stimme und nur zu sieben Prozent der eigentliche Inhalt. Die gute Nachricht: Mit einer kraftvollen Sprache können wir den Inhalt besser bei den Zuhörenden verankern. Körper, Stimme und Sprache kann man trainieren. In diesem Beitrag geht es um den Inhalt.</em></p>
<p style="text-align: justify;">Zahlen, Daten, Fakten sind die wichtigste Währung in der Politik – gerade in Zeiten von Fake News. Unsere Argumente werden jedoch nur dann gut gehört, wenn wir eine kraftvolle, lebendige Sprache benutzen, die auch Emotionen weckt.</p>
<p style="text-align: justify;">Mit Füllwörtern, Relativierungen, Konjunktiven, mit einer abstrakten Sprache und Passiva werden wir Zuhörende nicht wirklich erreichen und überzeugen. Auch endlose Sätze und umständliche Argumentationen machen das Gegenüber eher ungeduldig und führen zur Abwehr. Kommunikationsexperten sagen, dass sich alle noch so komplexen Inhalte letztlich in maximal einer Minute erklären lassen.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4662151" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack+%285%29.png/276a1123-c82d-3b11-617d-f8fcf78019a7?t=1655199452757&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><strong>Präzise und klar</strong>: Gewöhnen Sie sich an, klar und präzise zu formulieren, was Sie meinen. So schränken Sie den Raum für Fehlinterpretationen ein. Eine gute Technik für die präzise Argumentation ist der Fünf-Satz. Im ersten Schritt formulieren Sie Ihren Standpunkt. Dann folgt die Begründung durch drei gute Argumente, wobei das dritte das stärkste sein sollte. Am Schluss wiederholen und bekräftigen Sie Ihren Standpunkt noch einmal mit einem „Deshalb ist es so wichtig, dass…“</p>
<p style="text-align: justify;"><strong>Anschaulich sprechen:</strong> Durch eine bildhafte Sprache und konkrete Beispiele können Sie abstrakte und komplexe politische Inhalte so erklären, dass Ihr Gegenüber sie nachvollziehen kann. Politik ist eben nicht nur das berühmte Bohren der dicken Bretter, sondern bedeutet, stets neu zu erklären, warum was wie getan werden sollte.</p>
<p style="text-align: justify;"><strong>Storytelling:</strong> Menschen lieben Geschichten und haben sich seit jeher Geschichten erzählt. In den alten Sagen und Märchen, aber auch in den heiligen Schriften überliefert sich Erinnerung und Erkenntnis. Auch die Gegenwart, in der wir leben, besteht im Grunde aus Geschichten: überlieferte, erlebte, medial vermittelte, politische, persönliche, erfundene Geschichten oder wahre Begebenheiten. Welche Geschichte wollen Sie erzählen? Welche Botschaft wollen Sie mit Ihrer Geschichte transportieren? Erzählen Sie persönlichen Erlebnisse, Erfahrungen, vielleicht auch Missgeschicke und Fehler sowie Ihre persönlichen „lessons learned“. Sie verbinden so die politische Botschaft mit Ihrer Person und werden nahbarer und sympathischer.</p>
<p style="text-align: justify;"><strong>Glaubwürdigkeit: </strong>Ziemlich leichtfertig ist oft von der Politikverdrossenheit die Rede. Dabei sind die Menschen nicht weniger interessiert an politischen Fragen, sie sind es nur leid, dass die großen politischen Herausforderungen und Probleme oft unter den Teppich gekehrt werden - mit Blick auf die Umfragen oder die nächsten Wahlen. Es gilt also, Zumutungen und Risiken klar auszusprechen, Fehler einzugestehen, Entscheidungen zu erklären. Und es geht darum, zu formulieren, wo Unwägbarkeiten und auch Einschnitte zu erwarten sind. Schonungslos und klar. Solche Ehrlichkeit baut Vertrauen auf, schafft Sympathie und Dialog.</p>
<p style="text-align: justify;">Warum ist Robert Habeck (Grüne) derzeit der beliebteste Politiker? Meine These: Weil er glaubwürdig kommuniziert. Weil er das Land auf schmerzliche Einschnitte und Veränderungen vorbereitet, statt diese glattzubügeln. Weil er Widersprüche offenlegt, statt sie unter den Teppich zu kehren. Weil er komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge in bildlicher Sprache erklärt und sie so verständlich macht. Weil er seine Meinung und seine Prognosen ändert, wenn die Rahmenbedingungen sich ändern. Weil er dies alles öffentlich macht. Transparent.</p>
<p style="text-align: justify;">Glaubwürdigkeit in der Politik heißt: Sagen, was man meint! Machen, was man sagt! Frei nach Hannah Arendt: Die Wahrheit ist uns Wählerinnen und Wählern zumutbar.</p>]]></dynamic-content>
<dynamic-content language-id="de_DE"><![CDATA[<p style="text-align: justify;"><em>Der erste Eindruck zählt. Diese Binsenweisheit gilt auch und gerade in der Politik. Wer ans Rednerpult tritt, möchte souverän wirken. Doch wie gelingt das? In einer Studie hat der amerikanische Kommunikationsforscher Albert Mehrabien herausgefunden, was eine souveräne Außenwirkung ausmacht: Es ist zu 55 Prozent die Körpersprache, zu 38 Prozent die Stimme und nur zu sieben Prozent der eigentliche Inhalt. Die gute Nachricht: Mit einer kraftvollen Sprache können wir den Inhalt besser bei den Zuhörenden verankern. Körper, Stimme und Sprache kann man trainieren. In diesem Beitrag geht es um den Inhalt.</em></p>
<p style="text-align: justify;">Zahlen, Daten, Fakten sind die wichtigste Währung in der Politik – gerade in Zeiten von Fake News. Unsere Argumente werden jedoch nur dann gut gehört, wenn wir eine kraftvolle, lebendige Sprache benutzen, die auch Emotionen weckt.</p>
<p style="text-align: justify;">Mit Füllwörtern, Relativierungen, Konjunktiven, mit einer abstrakten Sprache und Passiva werden wir Zuhörende nicht wirklich erreichen und überzeugen. Auch endlose Sätze und umständliche Argumentationen machen das Gegenüber eher ungeduldig und führen zur Abwehr. Kommunikationsexperten sagen, dass sich alle noch so komplexen Inhalte letztlich in maximal einer Minute erklären lassen.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4662151" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack+%285%29.png/276a1123-c82d-3b11-617d-f8fcf78019a7?t=1655199452757&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><strong>Präzise und klar</strong>: Gewöhnen Sie sich an, klar und präzise zu formulieren, was Sie meinen. So schränken Sie den Raum für Fehlinterpretationen ein. Eine gute Technik für die präzise Argumentation ist der Fünf-Satz. Im ersten Schritt formulieren Sie Ihren Standpunkt. Dann folgt die Begründung durch drei gute Argumente, wobei das dritte das stärkste sein sollte. Am Schluss wiederholen und bekräftigen Sie Ihren Standpunkt noch einmal mit einem „Deshalb ist es so wichtig, dass…“</p>
<p style="text-align: justify;"><strong>Anschaulich sprechen:</strong> Durch eine bildhafte Sprache und konkrete Beispiele können Sie abstrakte und komplexe politische Inhalte so erklären, dass Ihr Gegenüber sie nachvollziehen kann. Politik ist eben nicht nur das berühmte Bohren der dicken Bretter, sondern bedeutet, stets neu zu erklären, warum was wie getan werden sollte.</p>
<p style="text-align: justify;"><strong>Storytelling:</strong> Menschen lieben Geschichten und haben sich seit jeher Geschichten erzählt. In den alten Sagen und Märchen, aber auch in den heiligen Schriften überliefert sich Erinnerung und Erkenntnis. Auch die Gegenwart, in der wir leben, besteht im Grunde aus Geschichten: überlieferte, erlebte, medial vermittelte, politische, persönliche, erfundene Geschichten oder wahre Begebenheiten. Welche Geschichte wollen Sie erzählen? Welche Botschaft wollen Sie mit Ihrer Geschichte transportieren? Erzählen Sie persönlichen Erlebnisse, Erfahrungen, vielleicht auch Missgeschicke und Fehler sowie Ihre persönlichen „lessons learned“. Sie verbinden so die politische Botschaft mit Ihrer Person und werden nahbarer und sympathischer.</p>
<p style="text-align: justify;"><strong>Glaubwürdigkeit: </strong>Ziemlich leichtfertig ist oft von der Politikverdrossenheit die Rede. Dabei sind die Menschen nicht weniger interessiert an politischen Fragen, sie sind es nur leid, dass die großen politischen Herausforderungen und Probleme oft unter den Teppich gekehrt werden - mit Blick auf die Umfragen oder die nächsten Wahlen. Es gilt also, Zumutungen und Risiken klar auszusprechen, Fehler einzugestehen, Entscheidungen zu erklären. Und es geht darum, zu formulieren, wo Unwägbarkeiten und auch Einschnitte zu erwarten sind. Schonungslos und klar. Solche Ehrlichkeit baut Vertrauen auf, schafft Sympathie und Dialog.</p>
<p style="text-align: justify;">Warum ist Robert Habeck (Grüne) derzeit der beliebteste Politiker? Meine These: Weil er glaubwürdig kommuniziert. Weil er das Land auf schmerzliche Einschnitte und Veränderungen vorbereitet, statt diese glattzubügeln. Weil er Widersprüche offenlegt, statt sie unter den Teppich zu kehren. Weil er komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge in bildlicher Sprache erklärt und sie so verständlich macht. Weil er seine Meinung und seine Prognosen ändert, wenn die Rahmenbedingungen sich ändern. Weil er dies alles öffentlich macht. Transparent.</p>
<p style="text-align: justify;">Glaubwürdigkeit in der Politik heißt: Sagen, was man meint! Machen, was man sagt! Frei nach Hannah Arendt: Die Wahrheit ist uns Wählerinnen und Wählern zumutbar.</p>]]></dynamic-content>
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Expertenbeitrag
Major Paul Strobel
22.03.22 | Lesezeit:
12
Min.
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p style="text-align: justify;"><a href="https://twitter.com/PaulStrobel" target="_blank">Major Paul Strobel</a> ist Leiter der digitalen Kommunikation im Organisationsstab der Invictus Games Düsseldorf 2023. Vor seiner Wiedereinstellung in die Bundeswehr war er Reserveoffizieranwärter der Gebirgsjägertruppe und ziviler Experte für Social Media, politische und gesellschaftliche Kommunikation in Berlin. Er gibt in diesem Artikel lediglich seine private Meinung wieder, die ausschließlich auf Basis öffentlich verfügbarer Quellen gewonnen wurde.</p>]]></dynamic-content>
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<dynamic-content language-id="de"><![CDATA[<p style="text-align: justify;">Ich bin kein Aufklärer. Ich bin Social-Media-Experte. Dennoch glaube ich, dass sich das Weiterlesen für Sie lohnt. Denn unsere beiden Welten haben in den letzten Tagen und Wochen eine erstaunliche Schnittmenge aufgezeigt. An kaum einer anderen Stelle konnten so viele Informationen über die russische Invasion der Ukraine gewonnen werden, wie in den sozialen Medien. Aber der Reihe nach.</p>
<p style="text-align: justify;">Dass Konflikte, Krisen und Kriege auch in den sozialen Medien stattfinden, wurde uns von der Krim, dem Irak, über Syrien bis Berg-Karabach immer wieder vor Augen geführt. Seitdem der islamische Staat seinen Feldzug 2014 online mit der Hashtagkampagne #AllEyesOnISIS auf Twitter begleitete, sind uns beispielsweise Videos von Kampfhandlungen oder Drohnenaufnahmen von Panzerabschüssen auch in der friedlichen Heimat nicht mehr fremd. So finden wir uns in den sozialen Medien, auch als vermeintlich Unbeteiligte, regelmäßig mitten in einem Informationskrieg um die Deutungshoheit über diese Konflikte wieder. Die „Kombattanten“ dieser Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln kennzeichnen und erkennen sich in den sozialen Medien mit Hashtags und Profilfiltern, teilen Propaganda, die die eigene Seite gut dastehen lässt und verbreiten Desinformationen über die Gegenseite. Im Medienzeitalter hat der Krieg sein digitales Spiegelbild auf Social Media gefunden.</p>
<p style="text-align: justify;">Dabei hat besonders Russland eine Reputation für die digitale Konfliktführung gewonnen. Der Einsatz von Desinformations- und Propagandakampagnen konnte seit der Annexion der Krim 2014 beobachtet werden und gewann durch die Wahlbeeinflussung in den USA 2016, zum BREXIT-Referendum 2018 und die Verbreitung von Verschwörungstheorien im Zuge der Corona-Pandemie an Prominenz. Auf der Krim und in der Ostukraine revolutionierte Russland den Einsatz dieser Fähigkeit, indem gezielte Desinformationen und Propaganda auf taktischer Ebene Verwirrung und Verunsicherung stifteten. Auf strategischer Ebene wurde die Reaktion der internationalen Gemeinschaft derart verzögert, dass Russland zunächst am Boden Fakten schaffen konnte. Daher wurden Beobachter schnell hellhörig, als schon zu Beginn des russischen Aufmarsches vor Weihnachten 2021 hunderte Videos auftauchten, welche die Truppenbewegungen beinahe in Echtzeit nachvollziehen ließen.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4502336" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack%283%29.jpg/8440c2a2-3c1a-8e6c-34e9-0c7045def81a?t=1647976402256&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><em>Truppenbewegungen auf TikTok</em></p>
<p style="text-align: justify;">Die Videos wurden von Amateur-Analysten, Open Source Intelligence (OSINT) Spezialisten und von der militärischen Aufklärung mit Neugierde betrachtet. Dass die schnelllebigen sozialen Medien den offiziellen Nachrichtendiensten dabei einen guten Schritt voraus waren, zeigte sich bereits Mitte Februar. Beispielsweise wurde die Verlegung von russischer Raketenartillerie von Social-Media-Nutzern und Analysten mehr als eine Woche vor den offiziellen Stellen entdeckt. OSINT-Spezialist und Twitter-User Rob Lee twitterte dazu: „Bisher waren die meisten Änderungen der russischen Militärpositur in der Nähe der Ukraine öffentlich in den sozialen Medien zu beobachten, bevor sie von US-Regierungsvertretern bestätigt wurden. […] Ganze 9 Tage.“</p>
<p style="text-align: justify;">Dieses Bild änderte sich auch mit dem Beginn der Invasion und der Kampfhandlungen kaum. Truppenbewegungen, Angriffe und ihre Folgen wurden auf verschiedensten Social-Media-Plattformen geteilt und beinahe in Echtzeit von OSINT-Spezialisten und Amateuren analysiert. Mithilfe von Video- und Fotoaufnahmen werden Ort und Zeit von Truppenbewegungen und Kampfhandlungen herausgefunden. Öffentlich zugängliche Feuersatelliten zeigen durch Kampfhandlungen verursachte Brände und können damit Aufschluss über den Ort größerer Gefechte geben. Ebenfalls öffentlich zugängliche Radarsatelliten können die die Abschussstellungen von Flugabwehrsystemen aufzeigen. Letztendlich entsteht so ein erstaunlich präzises öffentliches Lagebild, das durch eifrige Social-Media-Nutzerinnen und Nutzer laufend aktualisiert wird. Truppenbewegungen, Truppenteile und Vorgehen, gar Hinterhalte - nichts scheint mehr geheim zu halten zu sein.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4502406" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack%282%29+%281%29.jpg/38eee568-e450-9ec6-db6c-282fdcb7310a?t=1647976544446&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><em>Eine auf der Basis von OSINT erstellte Lagekarte</em></p>
<p style="text-align: justify;">Social Media spielt dabei eine entscheidende Doppelrolle: Als Informationslieferant zur Analyse und als Ausspielungsplattform zur Verbreitung von aufbereiteten Informationen. Aus der schnellen und der weiten Verbreitung der Social-Media-Inhalte zogen Russland und die Ukraine allerdings sehr unterschiedliche Schlüsse im Bereich Operations Security (OPSEC). Russland hatte dem Treiben auf TikTok und der Aufklärungsarbeit des Westens offensichtlich lange genug zugeschaut. Am 20. Februar beschloss das russische Parlament ein Gesetz, dass den russischen Soldaten die Nutzung ihrer Smartphones im Dienst verbat. Berichten zufolge wurden in den Streitkräften Handys konfisziert. So gab es von den einsetzenden Kampfhandlungen und den ersten russischen Truppen in der Ukraine lange keine, bzw. sehr wenige Aufnahmen, die von russischer Seite kamen.</p>
<p style="text-align: justify;">Während sich Russland dadurch offensichtlich taktische Vorteile im Bereich OPSEC erhoffte, stellte sich das kollektive <em>Going Dark</em> der russischen Streitkräfte auf strategischer Ebene jedoch als ein gravierender Fehler heraus. Bereits in den ersten Tagen dominierte die Ukraine den internationalen Informationskrieg und gewann die Deutungshoheit über den Konflikt. Innerhalb weniger Stunden, ja Minuten, dominierten ukrainische Aufnahmen die internationale Berichterstattung in den (sozialen) Medien und jeder noch so kleine Erfolg wurde umgehend zu Propagandazwecken eingesetzt. Die Geschichten der „Schlangeninsel“ und vom „Geist von Kyiv“ sind mittlerweile im Internet durch Memes, Sticker und Hoodies zur Legende geworden. Die digitale Übermacht war so gravierend geworden, dass sich Russland gezwungen sah, sich vom internationalen Internet zu entkoppeln und die Nutzung westlicher sozialer Medien gleich ganz verbot. Der Direktor des <em>NATO Srategic Communications Center for Excellence</em>, Jānis Sārts sagte gar: "Russland hat den Informationskrieg im Westen klar und deutlich verloren".</p>
<p style="text-align: justify;">Die ukrainische Seite verbot ihren Soldaten die Nutzung ihrer Handys offensichtlich nicht. Hunderte Videos zeigen mit Smartphones, Videokameras und GoPros ausgestattete Soldatinnen und Soldaten. Sie filmen Hinterhalte, Gefechtsfelder und erbeutete Fahrzeuge, aber auch die Nachwirkungen von Kampfhandlungen, Tote und Verwundete Russen, sowie ukrainische Zivilisten. In einem Land mit 99,9% Internetabdeckung – ein Umstand den die Russen auch knapp zwei Wochen nach Invasionsbeginn kaum ändern konnten – und in dem 64,6% Social-Media-Nutzerinnen und Nutzer sind, entstehen so hunderte und tausende Puzzlestücke in Form von Videos und Fotos, die zu einem großen Lagebild zusammengetragen werden können. In der Datengewinnung kommen den Social-Media-Plattformen TikTok und Telegram dabei eine besondere Rolle zu. So unterschiedlich die Funktion beider Plattformen ist – TikTok als Kurzvideo- und Telegram als Messenger-Dienst – mutierten beide zu Hauptquellen für OSINT-Analysten. Dabei ist besonders TikTok unter russischen und ukrainischen Jugendlichen sehr beliebt. TikTok verzeichnete in der Ukraine ein rasantes Wachstum und zeigte zuletzt stolze 10,55 Millionen Nutzerinnen und Nutzer auf, in Russland gar 36 Millionen.</p>
<p style="text-align: justify;">Doch die hunderten und tausenden Aufnahmen und Puzzelstücke können weit mehr als ein öffentliches Lagebild des Kriegsverlaufes zu zeichnen oder zu Propagandazwecken eingesetzt werden. Auf taktischer Ebene können wir feststellen, dass diese Aufnahmen mehr oder weniger gezielt der Internet Crowd in den sozialen Medien und ihren OSINT-Analysten, aber auch dem eigenen militärischen Nachrichtenwesen zur Auswertung und Analyse zugespielt werden. Hobby-Drohnenflieger unterstützen die Online-Aufklärungsarbeit zusätzlich und fliegen ihre Privatgeräte absichtlich in Richtung russischer Stellungen, um Bilder für die militärische Aufklärung zu sammeln. In einigen Fällen wurde gar bereits Steilfeuer mithilfe privater Kleindrohnen in russische Stellungen gelenkt. Der ukrainische Militärgeheimdienst betreibt einen eigenen Telegram-Kanal, dem man Aufnahmen russischer Truppenbewegungen zuspielen kann. Die Informationen fließen dann entweder über die sozialen Medien oder auf militärischem Wege zurück an die Kampftruppe. Ein Modell, dass sich anscheinend so bewährt hat, dass der russische Militärgeheimdienst es schlicht kopierte und nun einen eigenen Telegram-Bot anbietet. Dieser dient allerdings nicht nur der Aufklärung gegnerischer Truppenbewegungen, sondern auch der Identifikation ukrainischer Soldaten zur späteren Eliminierung oder zur personalisierten psychologischen Kampfführung.</p>
<p style="text-align: justify;">Vor Beginn der Kampfhandlungen hatten viele Beobachter – ich selbst eingeschlossen – die Sorge, dass eine massenhafte Nutzung von Smartphones und Kameras zu Aufklärungs- und Propagandazwecken zu Gefahren für die Soldaten führen würde. Neben Sicherheitsrisiken im OPSEC-Bereich wurde dabei oft auf die starken russischen Fähigkeiten in der elektronischen Kampfführung (ELOKA) verwiesen, untermauert durch die Modernisierung ihrer Leer-3 und 1L267 Moskva-1 Systeme. Wie Aufklärung durch ELOKA-Einheiten aussehen kann, zeigen uns auch die sozialen Medien, wie folgendes Bild eines elektronisch aufgeklärten amerikanischen Bataillons in seinem Einsatzraum zeigt. Hinzu kommen zahlreiche Beispiele aus den Jahren seit 2014 im Donbass, wo die Handys ukrainischer Soldaten und ihre Familien Ziel von Propaganda-SMS und Aufklärung für Artillerieschläge wurden.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4502423" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack%281%29+%282%29.jpg/26fff66d-566a-8dfc-56a7-0416459c00b6?t=1647976603454&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><em>A</em><em>ufklärungsergebnisse – auch via OSINT verfügbar?</em></p>
<p style="text-align: justify;">Doch die Befürchtungen, dass Soldaten durch das bloße Mitführen eines Handys aufgeklärt und bekämpft würden, scheinen sich diesmal nicht zu bewahrheiten. Jedenfalls gab es bisher keine Anhaltspunkte dafür. Mögliche Gründe gibt es viele. Technisches Versagen bei den russischen ELOKA-Systemen und mangelnde Verfügbarkeit von ELOKA-Einheiten auf einer großen Fläche sind nur zwei Erklärungsversuche für die russische Seite. Am wahrscheinlichsten jedoch ist, dass die Ukraine durch acht Jahre Krieg im Donbass den Umgang mit diesen Geräten gelernt hat und ihre Soldaten OPSEC-Regeln verinnerlicht haben und genau wissen, wann und wo sie ihre Handys gefahrlos einsetzen können. Darauf lässt beispielsweise schließen, dass die ukrainischen Soldaten (und Zivilisten) eine erstaunliche Disziplin an den Tag legen keine Aufnahmen eigener Truppen und Truppenbewegungen ins Netz zu stellen. Viele Soldaten scheinen sich zusätzlich mit „Truppenlösungen“ zu behelfen, um ihren digitalen Fußabdruck zu minimieren. Der bloße Einsatz des Flugmodus auf modernen Geräten, das Herausnehmen der SIM-Karte oder das Einpacken des Handys in spezielle faradaysche Behälter, bzw. Alufolie scheinen in der Lage zu sein, millionenteure EOLKA-Systeme wirkungslos zu machen.</p>
<p style="text-align: justify;">Damit steht außer Frage, dass der Ukrainekrieg in den sozialen Medien uns viele Anhaltspunkte, Lehren und Fragen für die Aufklärungstruppe und das Militärische Nachrichtenwesen bescheren wird. Nach knapp über zwei Wochen Kampfhandlungen können wir schon jetzt einige davon absehen: Open Source Intelligence ist mittlerweile so mächtig und schnell geworden, dass Aufklärungsergebnisse beinahe in Echtzeit verfügbar sind. Truppenbewegungen, inklusive ihrer Details sind größtenteils nachvollziehbar. Wie geht man auf dem modernen Schlachtfeld, noch dazu in einem Peer-to-Peer Konflikt im Szenario LV/BV um? Wie militärisch nützlich sind Informationen, die durch die sozialen Medien gewonnen werden? Zweitens haben die tausenden Bilder von der Front ihren Propagandawert zweifelsohne bewiesen. Wie gehen wir angesichts dessen mit der Nutzung von Smartphones auf dem Gefechtsfeld um? Wie täuschen wir künftig die gegnerische Aufklärung? Welche high- und low-tech Mittel stehen dazu zur Verfügung?</p>
<p style="text-align: justify;">Wir sehen in der Ukraine den Kampf zweier unterschiedlicher Systeme strategischer Kommunikation. Auf der einen Seite das zentralistisch gesteuerte Propaganda-Regime in Moskau, gegenüber dem, was man als Graswurzelbewegung in der politischen Kommunikation bezeichnen könnte: Eine Vielzahl von Inhalten unterschiedlich großer Akteure, die durch ein gemeinsames Ziel und ein gemeinsames Narrativ zusammenwirken. Ein Zusammenspiel, das – wie es scheint – nicht nur auf strategischer Ebene erfolgsversprechend ist, sondern auch auf taktischer Ebene einige Vorteile mit sich bringt. Es wird mit der Zeit auszuwerten und zu analysieren sein, welchen Effekt Aufklärungsmittel in den sozialen Medien tatsächlich haben. Der taktische Einfluss von auf Social Media gewonnen Aufklärungsergebnissen darf in Ermangelung konkreter Daten durchaus hinterfragt werden. Eindeutiger ist die Lage auf strategischer Ebene. Aufnahmen von Kampfhandlungen und Truppenbewegungen haben dort ihren (propagandistischen) Wert bewiesen. Ob jedoch der „Sieg im Informationskrieg“ voreilig erklärt wurde, wird die Zukunft zeigen.</p>
<p style="text-align: justify;">Die hier beschriebenen und angeschnittenen Thematiken sind international, aber besonders im deutschsprachigen Raum, bisher leider kaum beleuchtet worden. Besonders die militärische Nutzung sozialer Medien und verwandter Kommunikationsdisziplinen ist deutlich unterstudiert, ganz zu schweigen von ihren taktischen Implikationen, wie bspw. in der militärischen Aufklärungsarbeit. So sollten wir ihre Auswirkungen mit all ihren Facetten auch in Zukunft beachten. Der Ukrainekrieg bietet dazu eine Vielzahl an Möglichkeiten und noch dazu in einem Umfang, den wir bisher bei keinem anderen Konflikt beobachten konnten. Ich empfehle Ihnen einen Blick in die sozialen Medien.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4502270" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack+%281%29.jpg/b2226684-89f3-7fab-7840-7caf6f69120d?t=1647976120387&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><em>Dieser Beitrag ist zuerst beim </em><a href="https://www.heeresaufklaerungstruppe.de/index/die-militarische-nutzung-sozialer-medien-im-ukrainekrieg/" target="_blank"><em>Freundeskreis Heeresaufklärer</em></a><em> und in der <a href="https://www.kas.de/de/web/die-politische-meinung/blog/detail/-/content/die-sozialen-medien-im-ukrainekrieg" target="_blank">Politischen Meinung</a> der Konrad-Adenauer-Stiftung erschienen.</em></p>]]></dynamic-content>
<dynamic-content language-id="de_DE"><![CDATA[<p style="text-align: justify;">Ich bin kein Aufklärer. Ich bin Social-Media-Experte. Dennoch glaube ich, dass sich das Weiterlesen für Sie lohnt. Denn unsere beiden Welten haben in den letzten Tagen und Wochen eine erstaunliche Schnittmenge aufgezeigt. An kaum einer anderen Stelle konnten so viele Informationen über die russische Invasion der Ukraine gewonnen werden, wie in den sozialen Medien. Aber der Reihe nach.</p>
<p style="text-align: justify;">Dass Konflikte, Krisen und Kriege auch in den sozialen Medien stattfinden, wurde uns von der Krim, dem Irak, über Syrien bis Berg-Karabach immer wieder vor Augen geführt. Seitdem der islamische Staat seinen Feldzug 2014 online mit der Hashtagkampagne #AllEyesOnISIS auf Twitter begleitete, sind uns beispielsweise Videos von Kampfhandlungen oder Drohnenaufnahmen von Panzerabschüssen auch in der friedlichen Heimat nicht mehr fremd. So finden wir uns in den sozialen Medien, auch als vermeintlich Unbeteiligte, regelmäßig mitten in einem Informationskrieg um die Deutungshoheit über diese Konflikte wieder. Die „Kombattanten“ dieser Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln kennzeichnen und erkennen sich in den sozialen Medien mit Hashtags und Profilfiltern, teilen Propaganda, die die eigene Seite gut dastehen lässt und verbreiten Desinformationen über die Gegenseite. Im Medienzeitalter hat der Krieg sein digitales Spiegelbild auf Social Media gefunden.</p>
<p style="text-align: justify;">Dabei hat besonders Russland eine Reputation für die digitale Konfliktführung gewonnen. Der Einsatz von Desinformations- und Propagandakampagnen konnte seit der Annexion der Krim 2014 beobachtet werden und gewann durch die Wahlbeeinflussung in den USA 2016, zum BREXIT-Referendum 2018 und die Verbreitung von Verschwörungstheorien im Zuge der Corona-Pandemie an Prominenz. Auf der Krim und in der Ostukraine revolutionierte Russland den Einsatz dieser Fähigkeit, indem gezielte Desinformationen und Propaganda auf taktischer Ebene Verwirrung und Verunsicherung stifteten. Auf strategischer Ebene wurde die Reaktion der internationalen Gemeinschaft derart verzögert, dass Russland zunächst am Boden Fakten schaffen konnte. Daher wurden Beobachter schnell hellhörig, als schon zu Beginn des russischen Aufmarsches vor Weihnachten 2021 hunderte Videos auftauchten, welche die Truppenbewegungen beinahe in Echtzeit nachvollziehen ließen.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4502336" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack%283%29.jpg/8440c2a2-3c1a-8e6c-34e9-0c7045def81a?t=1647976402256&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><em>Truppenbewegungen auf TikTok</em></p>
<p style="text-align: justify;">Die Videos wurden von Amateur-Analysten, Open Source Intelligence (OSINT) Spezialisten und von der militärischen Aufklärung mit Neugierde betrachtet. Dass die schnelllebigen sozialen Medien den offiziellen Nachrichtendiensten dabei einen guten Schritt voraus waren, zeigte sich bereits Mitte Februar. Beispielsweise wurde die Verlegung von russischer Raketenartillerie von Social-Media-Nutzern und Analysten mehr als eine Woche vor den offiziellen Stellen entdeckt. OSINT-Spezialist und Twitter-User Rob Lee twitterte dazu: „Bisher waren die meisten Änderungen der russischen Militärpositur in der Nähe der Ukraine öffentlich in den sozialen Medien zu beobachten, bevor sie von US-Regierungsvertretern bestätigt wurden. […] Ganze 9 Tage.“</p>
<p style="text-align: justify;">Dieses Bild änderte sich auch mit dem Beginn der Invasion und der Kampfhandlungen kaum. Truppenbewegungen, Angriffe und ihre Folgen wurden auf verschiedensten Social-Media-Plattformen geteilt und beinahe in Echtzeit von OSINT-Spezialisten und Amateuren analysiert. Mithilfe von Video- und Fotoaufnahmen werden Ort und Zeit von Truppenbewegungen und Kampfhandlungen herausgefunden. Öffentlich zugängliche Feuersatelliten zeigen durch Kampfhandlungen verursachte Brände und können damit Aufschluss über den Ort größerer Gefechte geben. Ebenfalls öffentlich zugängliche Radarsatelliten können die die Abschussstellungen von Flugabwehrsystemen aufzeigen. Letztendlich entsteht so ein erstaunlich präzises öffentliches Lagebild, das durch eifrige Social-Media-Nutzerinnen und Nutzer laufend aktualisiert wird. Truppenbewegungen, Truppenteile und Vorgehen, gar Hinterhalte - nichts scheint mehr geheim zu halten zu sein.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4502406" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack%282%29+%281%29.jpg/38eee568-e450-9ec6-db6c-282fdcb7310a?t=1647976544446&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><em>Eine auf der Basis von OSINT erstellte Lagekarte</em></p>
<p style="text-align: justify;">Social Media spielt dabei eine entscheidende Doppelrolle: Als Informationslieferant zur Analyse und als Ausspielungsplattform zur Verbreitung von aufbereiteten Informationen. Aus der schnellen und der weiten Verbreitung der Social-Media-Inhalte zogen Russland und die Ukraine allerdings sehr unterschiedliche Schlüsse im Bereich Operations Security (OPSEC). Russland hatte dem Treiben auf TikTok und der Aufklärungsarbeit des Westens offensichtlich lange genug zugeschaut. Am 20. Februar beschloss das russische Parlament ein Gesetz, dass den russischen Soldaten die Nutzung ihrer Smartphones im Dienst verbat. Berichten zufolge wurden in den Streitkräften Handys konfisziert. So gab es von den einsetzenden Kampfhandlungen und den ersten russischen Truppen in der Ukraine lange keine, bzw. sehr wenige Aufnahmen, die von russischer Seite kamen.</p>
<p style="text-align: justify;">Während sich Russland dadurch offensichtlich taktische Vorteile im Bereich OPSEC erhoffte, stellte sich das kollektive <em>Going Dark</em> der russischen Streitkräfte auf strategischer Ebene jedoch als ein gravierender Fehler heraus. Bereits in den ersten Tagen dominierte die Ukraine den internationalen Informationskrieg und gewann die Deutungshoheit über den Konflikt. Innerhalb weniger Stunden, ja Minuten, dominierten ukrainische Aufnahmen die internationale Berichterstattung in den (sozialen) Medien und jeder noch so kleine Erfolg wurde umgehend zu Propagandazwecken eingesetzt. Die Geschichten der „Schlangeninsel“ und vom „Geist von Kyiv“ sind mittlerweile im Internet durch Memes, Sticker und Hoodies zur Legende geworden. Die digitale Übermacht war so gravierend geworden, dass sich Russland gezwungen sah, sich vom internationalen Internet zu entkoppeln und die Nutzung westlicher sozialer Medien gleich ganz verbot. Der Direktor des <em>NATO Srategic Communications Center for Excellence</em>, Jānis Sārts sagte gar: "Russland hat den Informationskrieg im Westen klar und deutlich verloren".</p>
<p style="text-align: justify;">Die ukrainische Seite verbot ihren Soldaten die Nutzung ihrer Handys offensichtlich nicht. Hunderte Videos zeigen mit Smartphones, Videokameras und GoPros ausgestattete Soldatinnen und Soldaten. Sie filmen Hinterhalte, Gefechtsfelder und erbeutete Fahrzeuge, aber auch die Nachwirkungen von Kampfhandlungen, Tote und Verwundete Russen, sowie ukrainische Zivilisten. In einem Land mit 99,9% Internetabdeckung – ein Umstand den die Russen auch knapp zwei Wochen nach Invasionsbeginn kaum ändern konnten – und in dem 64,6% Social-Media-Nutzerinnen und Nutzer sind, entstehen so hunderte und tausende Puzzlestücke in Form von Videos und Fotos, die zu einem großen Lagebild zusammengetragen werden können. In der Datengewinnung kommen den Social-Media-Plattformen TikTok und Telegram dabei eine besondere Rolle zu. So unterschiedlich die Funktion beider Plattformen ist – TikTok als Kurzvideo- und Telegram als Messenger-Dienst – mutierten beide zu Hauptquellen für OSINT-Analysten. Dabei ist besonders TikTok unter russischen und ukrainischen Jugendlichen sehr beliebt. TikTok verzeichnete in der Ukraine ein rasantes Wachstum und zeigte zuletzt stolze 10,55 Millionen Nutzerinnen und Nutzer auf, in Russland gar 36 Millionen.</p>
<p style="text-align: justify;">Doch die hunderten und tausenden Aufnahmen und Puzzelstücke können weit mehr als ein öffentliches Lagebild des Kriegsverlaufes zu zeichnen oder zu Propagandazwecken eingesetzt werden. Auf taktischer Ebene können wir feststellen, dass diese Aufnahmen mehr oder weniger gezielt der Internet Crowd in den sozialen Medien und ihren OSINT-Analysten, aber auch dem eigenen militärischen Nachrichtenwesen zur Auswertung und Analyse zugespielt werden. Hobby-Drohnenflieger unterstützen die Online-Aufklärungsarbeit zusätzlich und fliegen ihre Privatgeräte absichtlich in Richtung russischer Stellungen, um Bilder für die militärische Aufklärung zu sammeln. In einigen Fällen wurde gar bereits Steilfeuer mithilfe privater Kleindrohnen in russische Stellungen gelenkt. Der ukrainische Militärgeheimdienst betreibt einen eigenen Telegram-Kanal, dem man Aufnahmen russischer Truppenbewegungen zuspielen kann. Die Informationen fließen dann entweder über die sozialen Medien oder auf militärischem Wege zurück an die Kampftruppe. Ein Modell, dass sich anscheinend so bewährt hat, dass der russische Militärgeheimdienst es schlicht kopierte und nun einen eigenen Telegram-Bot anbietet. Dieser dient allerdings nicht nur der Aufklärung gegnerischer Truppenbewegungen, sondern auch der Identifikation ukrainischer Soldaten zur späteren Eliminierung oder zur personalisierten psychologischen Kampfführung.</p>
<p style="text-align: justify;">Vor Beginn der Kampfhandlungen hatten viele Beobachter – ich selbst eingeschlossen – die Sorge, dass eine massenhafte Nutzung von Smartphones und Kameras zu Aufklärungs- und Propagandazwecken zu Gefahren für die Soldaten führen würde. Neben Sicherheitsrisiken im OPSEC-Bereich wurde dabei oft auf die starken russischen Fähigkeiten in der elektronischen Kampfführung (ELOKA) verwiesen, untermauert durch die Modernisierung ihrer Leer-3 und 1L267 Moskva-1 Systeme. Wie Aufklärung durch ELOKA-Einheiten aussehen kann, zeigen uns auch die sozialen Medien, wie folgendes Bild eines elektronisch aufgeklärten amerikanischen Bataillons in seinem Einsatzraum zeigt. Hinzu kommen zahlreiche Beispiele aus den Jahren seit 2014 im Donbass, wo die Handys ukrainischer Soldaten und ihre Familien Ziel von Propaganda-SMS und Aufklärung für Artillerieschläge wurden.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4502423" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack%281%29+%282%29.jpg/26fff66d-566a-8dfc-56a7-0416459c00b6?t=1647976603454&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><em>A</em><em>ufklärungsergebnisse – auch via OSINT verfügbar?</em></p>
<p style="text-align: justify;">Doch die Befürchtungen, dass Soldaten durch das bloße Mitführen eines Handys aufgeklärt und bekämpft würden, scheinen sich diesmal nicht zu bewahrheiten. Jedenfalls gab es bisher keine Anhaltspunkte dafür. Mögliche Gründe gibt es viele. Technisches Versagen bei den russischen ELOKA-Systemen und mangelnde Verfügbarkeit von ELOKA-Einheiten auf einer großen Fläche sind nur zwei Erklärungsversuche für die russische Seite. Am wahrscheinlichsten jedoch ist, dass die Ukraine durch acht Jahre Krieg im Donbass den Umgang mit diesen Geräten gelernt hat und ihre Soldaten OPSEC-Regeln verinnerlicht haben und genau wissen, wann und wo sie ihre Handys gefahrlos einsetzen können. Darauf lässt beispielsweise schließen, dass die ukrainischen Soldaten (und Zivilisten) eine erstaunliche Disziplin an den Tag legen keine Aufnahmen eigener Truppen und Truppenbewegungen ins Netz zu stellen. Viele Soldaten scheinen sich zusätzlich mit „Truppenlösungen“ zu behelfen, um ihren digitalen Fußabdruck zu minimieren. Der bloße Einsatz des Flugmodus auf modernen Geräten, das Herausnehmen der SIM-Karte oder das Einpacken des Handys in spezielle faradaysche Behälter, bzw. Alufolie scheinen in der Lage zu sein, millionenteure EOLKA-Systeme wirkungslos zu machen.</p>
<p style="text-align: justify;">Damit steht außer Frage, dass der Ukrainekrieg in den sozialen Medien uns viele Anhaltspunkte, Lehren und Fragen für die Aufklärungstruppe und das Militärische Nachrichtenwesen bescheren wird. Nach knapp über zwei Wochen Kampfhandlungen können wir schon jetzt einige davon absehen: Open Source Intelligence ist mittlerweile so mächtig und schnell geworden, dass Aufklärungsergebnisse beinahe in Echtzeit verfügbar sind. Truppenbewegungen, inklusive ihrer Details sind größtenteils nachvollziehbar. Wie geht man auf dem modernen Schlachtfeld, noch dazu in einem Peer-to-Peer Konflikt im Szenario LV/BV um? Wie militärisch nützlich sind Informationen, die durch die sozialen Medien gewonnen werden? Zweitens haben die tausenden Bilder von der Front ihren Propagandawert zweifelsohne bewiesen. Wie gehen wir angesichts dessen mit der Nutzung von Smartphones auf dem Gefechtsfeld um? Wie täuschen wir künftig die gegnerische Aufklärung? Welche high- und low-tech Mittel stehen dazu zur Verfügung?</p>
<p style="text-align: justify;">Wir sehen in der Ukraine den Kampf zweier unterschiedlicher Systeme strategischer Kommunikation. Auf der einen Seite das zentralistisch gesteuerte Propaganda-Regime in Moskau, gegenüber dem, was man als Graswurzelbewegung in der politischen Kommunikation bezeichnen könnte: Eine Vielzahl von Inhalten unterschiedlich großer Akteure, die durch ein gemeinsames Ziel und ein gemeinsames Narrativ zusammenwirken. Ein Zusammenspiel, das – wie es scheint – nicht nur auf strategischer Ebene erfolgsversprechend ist, sondern auch auf taktischer Ebene einige Vorteile mit sich bringt. Es wird mit der Zeit auszuwerten und zu analysieren sein, welchen Effekt Aufklärungsmittel in den sozialen Medien tatsächlich haben. Der taktische Einfluss von auf Social Media gewonnen Aufklärungsergebnissen darf in Ermangelung konkreter Daten durchaus hinterfragt werden. Eindeutiger ist die Lage auf strategischer Ebene. Aufnahmen von Kampfhandlungen und Truppenbewegungen haben dort ihren (propagandistischen) Wert bewiesen. Ob jedoch der „Sieg im Informationskrieg“ voreilig erklärt wurde, wird die Zukunft zeigen.</p>
<p style="text-align: justify;">Die hier beschriebenen und angeschnittenen Thematiken sind international, aber besonders im deutschsprachigen Raum, bisher leider kaum beleuchtet worden. Besonders die militärische Nutzung sozialer Medien und verwandter Kommunikationsdisziplinen ist deutlich unterstudiert, ganz zu schweigen von ihren taktischen Implikationen, wie bspw. in der militärischen Aufklärungsarbeit. So sollten wir ihre Auswirkungen mit all ihren Facetten auch in Zukunft beachten. Der Ukrainekrieg bietet dazu eine Vielzahl an Möglichkeiten und noch dazu in einem Umfang, den wir bisher bei keinem anderen Konflikt beobachten konnten. Ich empfehle Ihnen einen Blick in die sozialen Medien.</p>
<p style="text-align: justify;"><img data-fileentryid="4502270" src="/documents/12411/0/Entwurf+Kacheldesign+Politsnack+%281%29.jpg/b2226684-89f3-7fab-7840-7caf6f69120d?t=1647976120387&imagePreview=1" /></p>
<p style="text-align: justify;"><em>Dieser Beitrag ist zuerst beim </em><a href="https://www.heeresaufklaerungstruppe.de/index/die-militarische-nutzung-sozialer-medien-im-ukrainekrieg/" target="_blank"><em>Freundeskreis Heeresaufklärer</em></a><em> und in der <a href="https://www.kas.de/de/web/die-politische-meinung/blog/detail/-/content/die-sozialen-medien-im-ukrainekrieg" target="_blank">Politischen Meinung</a> der Konrad-Adenauer-Stiftung erschienen.</em></p>]]></dynamic-content>
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