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Wie läufts in der Demokratie?

Demokratie ist weit mehr als ein abstraktes politisches Konzept – sie ist eine dynamische und partizipative Form des Zusammenlebens, die im schulischen Alltag erfahrbar gemacht werden kann. Theoretische Grundlagen wie Gewaltenteilung, Wahlen oder Grundrechte bilden das Fundament demokratischen Handelns, doch erst durch praktische Anwendung und Reflexion wird das Wesen der Demokratie wirklich greifbar. Schülerinnen und Schüler sollten nicht nur die Prinzipien demokratischer Entscheidungsprozesse kennen, sondern auch aktiv an ihnen teilnehmen und deren Auswirkungen erleben.

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Worum geht es in Modul 5?

Impuls: Demokratie in der Schule – von der Theorie zur gelebten Praxis 

Demokratie in der Schule: Von der Theorie zur gelebten Praxis

 

Ein effektiver Ansatz zur Vermittlung demokratischer Werte ist die Einführung von Schülerparlamenten oder Klassenräten. Diese Gremien ermöglichen es den Lernenden, Verantwortung zu übernehmen, Konflikte zu lösen und gemeinschaftliche Entscheidungen zu treffen. Durch die Auseinandersetzung mit realen Herausforderungen – sei es die Gestaltung des Schulhofs oder die Organisation gemeinsamer Projekte – wird deutlich, dass Demokratie Kompromissbereitschaft, Argumentation und respektvolle Kommunikation erfordert. Gleichzeitig fördert sie das Vertrauen in die eigene Gestaltungskraft und stärkt das Bewusstsein für kollektive Verantwortung.

Neben formalen Strukturen wie Schülervertretungen lassen sich demokratische Prinzipien auch im Unterricht und im Schulalltag verankern. Gruppenarbeiten können so gestaltet werden, dass Schülerinnen und Schüler eigenverantwortlich Rollen und Aufgaben verteilen und Entscheidungsprozesse aushandeln. Offene Diskussionsformate, in denen verschiedene Standpunkte gehört und reflektiert werden, tragen dazu bei, Meinungsvielfalt wertzuschätzen und konstruktive Lösungsstrategien zu entwickeln. In Fächern wie Politik, Ethik oder Geschichte können Rollenspiele zu gesellschaftlichen Debatten oder Planspiele zu Gesetzgebungsverfahren helfen, demokratische Abläufe praxisnah nachzuvollziehen.

Ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Bildung ist auch die Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. Themen wie Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit oder digitale Meinungsbildung betreffen die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler unmittelbar. Indem sie sich kritisch mit solchen Fragen auseinandersetzen, lernen sie, politische Prozesse zu verstehen, eigene Positionen zu entwickeln und sich aktiv an gesellschaftlichen Diskursen zu beteiligen. Hierbei kann die Methode des forschenden Lernens eingesetzt werden: Schülerinnen und Schüler recherchieren eigenständig zu einem kontroversen Thema, analysieren verschiedene Perspektiven und präsentieren ihre Ergebnisse in einem partizipativen Format, beispielsweise einer Debatte oder einem Podcast-Projekt.

Wichtig ist, dass Demokratie nicht nur als Lehrinhalt vermittelt, sondern als Haltung im Schulalltag gelebt wird. Eine Schule, die Partizipation ernst nimmt, gibt ihren Lernenden reale Einflussmöglichkeiten – sei es durch Mitbestimmung bei Regeln, die Gestaltung von Lernräumen oder die aktive Teilnahme an Schulentwicklungsprozessen. Eine solche Kultur des Mitgestaltens stärkt nicht nur demokratische Kompetenzen, sondern auch das soziale Miteinander und das Verantwortungsbewusstsein.

Demokratische Bildung in der Schule sollte daher mehr sein als die Vermittlung von Wissen – sie muss erfahrbar, erlebbar und gestaltbar sein. In der nächsten Lektion werden zehn kreative und interaktive Methoden vorgestellt, um Demokratie nachhaltig im Schulalltag zu verankern.

Playbox: Peer Group Coaching für das Verständnis demokratischer Prozesse 

Übung: Zehn Ideen für erlebbare Demokratie in deiner Schule (Lesedauer: 5:00 min)

Zehn Übungen für die erlebbare Demokratie

In dieser Zusammenstellung findest du zehn Übungen, die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, Demokratie und demokratische Prozesse zu verstehen und aktiv zu üben:

 

1. Klassensprecherwahl

Ziel: Demokratie durch Wahlen erleben.  

Die Klasse wählt Klassensprecher/innen.  

Vorbereitung: Kandidat/innen halten kurze Wahlreden, es gibt eine geheime Abstimmung.  

Diskussion: Warum sind Wahlen wichtig? Welche Rolle spielen fairer Wettbewerb und Transparenz?

 

2. Simulation eines Parlaments

Ziel: Entscheidungsfindung durch Diskussion und Abstimmung.  

Die Klasse wird in Fraktionen unterteilt, jede Fraktion vertritt eine Meinung zu einem Thema (z. B. Einführung eines Pausenverkaufs).  

Nach Diskussionen stimmen alle gemeinsam über Vorschläge ab.  

Reflexion: Was fördert oder behindert eine Einigung?

 

3. Ein Bürgerforum veranstalten

Ziel: Beteiligung der Gemeinschaft fördern.  

Schülerinnen und Schüler diskutieren ein schulrelevantes Thema (z. B. Handyregeln, Mülltrennung). 

Verschiedene Rollen (z. B. Schüler, Lehrer, Eltern) werden simuliert.  

Ergebnisse werden dokumentiert und ggf. der Schulleitung präsentiert.

 

4. Die Charta der Klasse

Ziel: Demokratische Grundwerte einführen. 
Die Klasse entwickelt gemeinsam eine "Charta" mit Regeln und Werten für das Miteinander. 

Diskussion: Welche Werte sind besonders wichtig und warum?  

Die Charta wird demokratisch abgestimmt.

 

5. Rollenspiel „Demokratische Konfliktlösung“

Ziel: Kompromissfindung üben.  

Konfliktsituationen (z. B. Streit über die Nutzung des Fußballplatzes) werden in Gruppen simuliert. 

Jede Gruppe erarbeitet einen Lösungsvorschlag, der von allen akzeptiert werden soll.  

Reflexion: Welche Strategien helfen bei Kompromissen?

 

6. Fake News erkennen

Ziel: Kritisches Denken fördern.  

Die Klasse analysiert Nachrichten (echte und gefälschte) und diskutiert, wie man deren Glaubwürdigkeit überprüfen kann.  

Praktische Übung: Entwickelt Kriterien für vertrauenswürdige Informationen.  

 

7. Die Stadt gestalten

Ziel: Verständnis für Gemeinwesenarbeit.  

Ein Modell einer Stadt (real oder auf Papier) wird aufgebaut.  

Schülergruppen übernehmen Rollen (Bürgermeister, Bürger, Planer) und entscheiden gemeinsam über Bauprojekte.  

Reflexion: Welche Herausforderungen gibt es bei Entscheidungen für alle?

 

8. Petitionen erstellen

Ziel: Beteiligungsmöglichkeiten kennenlernen.  

Schüler/innen entwickeln Petitionen für Themen in der Schule (z. B. längere Pausen, neue Bücher). 

Sie sammeln Unterschriften und präsentieren ihre Petition.  

Reflexion: Wie fühlt es sich an, gehört zu werden?

 

9. Demokratie-Quiz

Ziel: Wissen über Demokratie spielerisch vertiefen.  

Ein Quiz zu Themen wie Grundgesetz, Rechte und Pflichten, Gewaltenteilung.  

Bonus: Gewinner/innen dürfen ein kleines Projekt in der Klasse anleiten (z. B. Bastelprojekt, Diskussion).

 

10. Internationaler Demokratievergleich

Ziel: Unterschiede und Gemeinsamkeiten erkennen.  

Gruppen recherchieren, wie Demokratie in verschiedenen Ländern funktioniert (z. B. Wahlsysteme, Rechte).  

Ergebnisse werden in einer Präsentation vorgestellt.  

Diskussion: Was macht eine gute Demokratie aus?

 


Zusatzideen

Meinungsabbildungen: Kleine Abstimmungen zu Alltagsfragen der Klasse.  

Diskussionsrunden: Aktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft diskutieren.  

Demokratiegeschichten: Historische Beispiele für demokratische Bewegungen nacherzählen und analysieren.  

 

Alle Übungen fördern praktisches Lernen und bieten den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, demokratische Werte und Prozesse aktiv zu erfahren.

Reflexion: über den Tellerrand, demokratische Strukturen in anderen Ländern 

Jetzt bist du an der Reihe!

 

Reflexion: über den Tellerrand, demokratische Strukturen in anderen Ländern

Diese Reflexionsübung hilft dir, ein besseres Verständnis für demokratische Strukturen weltweit zu entwickeln und Anregungen für die eigene Gesellschaft zu gewinnen.

Zeitvorgabe: 10 Minuten

Aufgabe:
Denke an Länder, die du während eines Urlaubs oder einer Reise besucht hast. Beobachte und reflektiere die dortigen gesellschaftlichen und politischen Strukturen im Vergleich zu Deutschland. Beantworte dazu die folgenden Fragen und schreibe deine Gedanken auf.

Reflexionsfragen:

1. Gesellschaftliche Herausforderungen:

  • Welche gesellschaftlichen Probleme sind dir in dem Land besonders aufgefallen?
  • Gibt es spezifische Herausforderungen, die sich von denen in Deutschland unterscheiden?

2. Diskussionen und Entscheidungen:

  • Welche Themen dominieren die politischen und gesellschaftlichen Diskussionen vor Ort?
  • Welche demokratischen Prozesse hast du wahrgenommen (z. B. Wahlen, Proteste, Medienberichte)?

3. Probleme und Lösungsansätze:

  • Welche Probleme im politischen oder gesellschaftlichen System hast du erkannt?
  • Welche Ansätze zur Lösung dieser Probleme werden in dem Land verfolgt?
  • Gibt es innovative Ideen oder Methoden, die in Deutschland ebenfalls funktionieren könnten?

4. Vergleich mit Deutschland:

  • Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede hast du zwischen dem bereisten Land und Deutschland festgestellt?
  • Gibt es demokratische Strukturen oder politische Prozesse, die dort besser oder schlechter funktionieren?   

5. Perspektiven für Deutschland:

  • Welche inspirierenden Ideen oder Konzepte aus dem Ausland würdest du gerne in Deutschland ausprobieren?
  • Was könnte Deutschland aus den Erfahrungen anderer Länder lernen?

 

Ablauf der Reflexionsübung:

1. 5 Minuten schreiben: Notiere deine Beobachtungen und Gedanken zu den oben genannten Punkten.

2. 3 Minuten Vergleich ziehen: Identifiziere Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und dem anderen Land.

3. 2 Minuten Fazit formulieren: Was war die wichtigste Erkenntnis aus deiner Reflexion?