Nudging (engl. für Stupsen) ist ein Konzept aus der Verhaltensökonomie, das auf der Erkenntnis basiert, dass Menschen nicht nur rational handeln, sondern Entscheidungen oft aufgrund von kognitiven Abkürzungen treffen (z.B. Gewohnheiten, Emotionen). Das Ziel von Nudging ist daher, das Verhalten von Menschen durch kleine Anreize in eine bestimmte Richtung zu lenken, ohne dabei ihre Entscheidungsfreiheit einzuschränken. Dabei sollen Entscheidungen so gestaltet werden, dass sie im Interesse des Individuums und der Gesellschaft sind. In der politischen Kommunikation kann Nudging so als strategisches Instrument eingesetzt werden, um zum Beispiel das Gesundheitsbewusstsein von Menschen zu stärken oder um umweltfreundliches Handeln zu fördern.
Menschliches Entscheiden läuft oftmals automatisch ab. Was aber innerhalb unserer Informationsverarbeitung für Entlastung sorgt, bietet auch Raum zur Beeinflussung durch Anreize von außerhalb. Gerade soziale Medien eignen sich für die Gestaltung von digitalen Nudges, denn durch die Personalisierung von Inhalten können gezielt bestimmte Gruppen angesprochen werden. Facebook, Instagram, Snapchat, Twitter und Co. sind damit erfolgversprechende Entscheidungsumgebungen, in denen Nudges effektiv eingesetzt werden können. Probate Mittel sind grafische Designs, spezifische Inhalte, Formulierungen oder kleinere Funktionen wie etwa die Anordnung von Optionen, die Selektion der Informationen und das Vorgeben von Standardeinstellungen. Insgesamt unterscheidet die Forschung sechs grundlegende Nudging-Mechanismen:
1. Confront: der Anzreiz zum Überdenken
Durch Nudging sollen Menschen reflektiertere Entscheidungen treffen und eine vermeintlich „bessere“ Alternative wählen. Eine Strategie hierfür ist das Anbieten von Anreizen zum Überdenken von Entscheidungen. Dazu können in den sozialen Medien etwa optische Warnhinweise eingesetzt werden, um Menschen bei gedankenlosem Handeln zu unterbrechen. Auch Erinnerungen an die Konsequenzen des eigenen Handelns und das Aufzeigen von Alternativen können reflektiertes Entscheiden anstoßen.
2. Facilitate: der Weg des geringsten Widerstandes
Menschen wählen gerne den Weg des geringsten Widerstandes und gehen vordefinierten Handlungsmustern nach. Beispiele für solche Nudges sind Standardeinstellungen oder Opt-out-Varianten. Außerdem können Auswahloptionen gezielt angeordnet werden beziehungsweise nicht gewünschte Optionen können im hinteren Bereich versteckt werden.
3. Deceive: der Einsatz von Täuschung
Nudges in dieser Kategorie nutzen Täuschungsmechanismen, um die Wahrnehmung von Handlungsalternativen zu beeinflussen. Dazu zählen etwa das Hinzufügen minderwertiger Optionen bei Umfragen in den sozialen Medien, um die Wahrscheinlichkeit zur Wahl der gewünschten Alternative zu erhöhen. Auch die Verzerrung der Erinnerung an vergangene Erfahrungen wie das Verändern von Zeitempfinden durch Anpassung eines Fortschrittsbalkens kann hierzu beitragen.