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Warum wir digital bilden – und wie Demokratie digital lebendig wird

Jeden Monat erreichen wir mit unseren digitalen Bildungsangeboten mehr Schülerinnen und Schüler als früher noch in einem ganzen Jahr. Aber warum? Und warum setzen wir gerade in der politischen Bildung auf Digitalität? Wir haben erkannt, dass Schule und Bildung längst nicht mehr nur im Klassenzimmer stattfinden. Während der Unterricht oft noch analog vor der Tafel stattfindet, holen sich Schülerinnen und Schüler ihre Wissensquellen ganz selbstverständlich digital und mobil - unter der Schulbank, auf dem Smartphone.

Mehr als Klicks - Mit digitaler Bildung die Zukunft gestalten 

„Warum soll ich den Lehrer fragen, wenn mir ein Video in fünf Minuten erklärt, was ich in einer Stunde nicht verstanden habe?“ 

Bei digitaler Bildung denken viele zuerst an Tablets, Computer oder Smartboards im Klassenzimmer. Doch digitale Bildung ist weit mehr als der bloße Einsatz von Technik im Unterricht. Sie ist heute unerlässlich, um Lernende auf eine zunehmend digitalisierte Welt vorzubereiten (BMBF, 2024).

Unter dem Begriff digitales Lernen werden Kompetenzen wie das Recherchieren, Bewerten und Weitergeben von Informationen, technisches Grundverständnis, Wissen über Datenschutz bis hin zu ersten Schritten in der Softwareentwicklung zusammengefasst. Ebenso wichtig ist aber auch, dass das Lernen selbst neu gedacht wird: interaktiv, kollaborativ, individualisiert - und eben digital unterstützt. Ziel ist es, Schüler*innen zu befähigen, verantwortungsvoll und kreativ mit digitalen Medien umzugehen und aktiv an der digitalen Transformation teilzunehmen (BPB, o.J.; Kauer, 2019).

„Die Schule gibt mir ein Tablet, aber niemand zeigt mir, wie ich damit wirklich lernen kann.“

Digitale Kompetenzen sind heute entscheidend, um in einer technologiegetriebenen Welt erfolgreich zu sein (Afzal et al., 2023). Eine aktuelle Studie zeigt jedoch: Rund 40 % der Achtklässler*innen verfügen lediglich über grundlegende digitale Fähigkeiten (Anders, 2024). Trotz besserer technischer Ausstattung an vielen Schulen hat sich das Kompetenzniveau in den letzten Jahren nicht verbessert - im Gegenteil: Insbesondere an nicht-gymnasialen Schulformen sind Rückgänge zu verzeichnen. Die Gründe dafür sind vielfältig: geringe Lese- und Sprachkompetenz, Lehrermangel, aber auch die nach wie vor mangelhafte digitale Infrastruktur (Anders, 2024).

Wozu brauchen wir digitale Bildung?

„Ich lerne mehr aus einem fünfminütigen Video auf YouTube als aus einem ganzen Kapitel im Schulbuch.“

Die Frage ist längst nicht mehr, ob, sondern wie digitale Bildung sinnvoll umgesetzt werden kann. Eine aktuelle Studie zu Zukunftskompetenzen zeigt: Digitale Kompetenzen liegen mittlerweile fast gleichauf mit Lesen und Schreiben - und auf Platz 2 der wichtigsten Kompetenzen für die Zukunftsfähigkeit junger Menschen (Brand, 2024).

Die digitale Bildung eröffnet neue Lernräume. Sie ermöglicht individuelles und interaktives Lernen in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. Inhalte können leichter an die Interessen und Bedürfnisse der Lernenden angepasst werden. Methoden wie Gamification oder das Konzept des „Flipped Classroom“ können Lernprozesse bereichern (Haleem et al., 2022; Parveen & Ramzan, 2024). Auch globale Zusammenarbeit wird durch digitale Tools Realität - über Ländergrenzen hinweg (Dias & Victor, 2022; Parveen & Ramzan, 2024).

Digitale Realität: Wo es buggt 

„Endlich versteht jemand, wie ich lerne - und wenn es die KI ist.“

In der Praxis haben längst nicht alle Schüler*innen Zugang zu digitalen Endgeräten oder stabilem Internet. Insbesondere einkommensschwache Familien oder Kinder in ländlichen Regionen stehen hier vor großen Hürden (Anders, 2024). Ohne die nötige Ausstattung bleibt digitale Bildung für viele unerreichbar.

Gleichzeitig zeigt sich, dass selbst dort, wo die technischen Mittel vorhanden sind, oft das Know-how fehlt - sowohl bei Schülerinnen als auch bei Lehrkräften. Pädagoginnen benötigen deutlich mehr gezielte Fortbildungen, um digitale Medien sinnvoll im Unterricht einzusetzen (Dias & Victor, 2022; Timotheou et al., 2023). Der bloße Einsatz von Technik führt nicht automatisch zu besseren Lernergebnissen. Oft wird nur „durchgeklickt“, anstatt aktiv zu lernen (Anders, 2024). Schulen stehen zudem vor der Herausforderung, auf die Ablenkungen durch Smartphone und Co. reagieren zu müssen. Wenn Lernen digital wird, muss die Technik auch didaktisch sinnvoll eingebunden werden - und darf nicht mehr stören als nützen.

Wir schaffen Angebote – Du machst den Unterschied

„Demokratie im Unterricht war bisher nur Theorie - das Spiel hat mir gezeigt, wie Politik wirklich funktioniert“. 

Digitale Bildung kann nicht auf die Herausforderungen von übermorgen warten. Die technologische Entwicklung - insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz - schreitet rasant voran. Um Schritt zu halten, müssen wir Schulen, Lehrende und Lernende schon heute konsequent darauf vorbereiten. Digitale Bildung ist kein Nice-to-have, sondern eine Schlüsselkompetenz für die Zukunft. Deshalb machen wir weiter, entwickeln neue digitale Bildungsangebote und schaffen damit Zugänge für Tausende von Schülerinnen und Schülern - jeden Monat.

Der Erfolg von digitaler Bildung und Demokratieerziehung hängt aber nicht nur von innovativen Angeboten ab - er braucht auch dein aktives Engagement. Nutze die digitalen Möglichkeiten und mache Demokratie in deinem Klassenzimmer konkret erlebbar: Als Lehrer*in für Politik oder Geschichte kannst du beispielsweise den Adenauer Campus besuchen, der kostenlose Kurse zur politischen Bildung und Demokratieerziehung anbietet. 

Dort findest du praktische Materialien und erprobte Methoden, um Demokratie für deine Schüler*innen greifbar und attraktiv zu machen.

Auch Lehrkräfte anderer Fächer können Demokratie aktiv im Unterricht fördern. Das fobizz-Modul Demokratiebildung bietet eine Fortbildung, in der du lernst, Demokratie kreativ und effektiv in verschiedene Fächer zu integrieren. Die Fortbildung gibt dir viele praxisorientierte Ideen an die Hand, z.B. Rollenspiele, mit denen deine Schülerinnen und Schüler demokratische Entscheidungsprozesse hautnah erleben können, sowie kreative Impulse zur Integration demokratischer Werte in den Unterricht. Darüber hinaus erhältst du konkrete Tipps, wie du Schülerinnen zur aktiven Mitarbeit motivieren und ihre Partizipation im Schulalltag stärken kannst. Erweitere dein Praxiswissen, lerne innovative Lernformen kennen und setze demokratische Prinzipien nachhaltig und effektiv in deinem Unterricht um, um deine Schülerinnen dauerhaft für Demokratie und Partizipation zu begeistern.

Von der digitalen Theorie zur demokratischen Praxis

​​Digitale Bildung ist mehr als Technik, sie ist der Schlüssel zu echter Teilhabe und gelebter Demokratie. Wenn es uns gelingt, digitale Kompetenzen und demokratische Werte sinnvoll miteinander zu verknüpfen, schaffen wir nicht nur bessere Lernbedingungen, sondern legen auch den Grundstein für eine aktive und informierte Generation. Lassen wir uns von unseren Schülerinnen und Schülern inspirieren: Sie haben längst verstanden, dass Demokratie und Digitalisierung zusammengehören - unter der Schulbank, auf ihren Smartphones und hoffentlich bald auch ganz selbstverständlich im Klassenzimmer. Höchste Zeit, gemeinsam mit ihnen aus der Theorie gelebte Praxis zu machen. Denn die Zukunft unserer Demokratie beginnt genau hier - in der nächsten Schulstunde.

 

Quellen:

Afzal, A., Khan, S., Daud, S., Ahmad, Z., & Butt, A. (2023). Addressing the digital divide: Access and use of technology in education. Journal of Social Sciences Review, 3(2), 883-895

Anders, F. (2024). ICILS 2023: Digitale Kompetenzen - 40 Prozent der Jugendlichen sind abgehängt. Deutsches Schulportal der Robert Bosch Stiftung. https://deutsches-schulportal.de/bildungsforschung/icils-2023-eickelmann-digitale-kompetenzen-40-prozent-der-jugendlichen-sind-abgehaengt/

BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung). (2024). Digitalpakt Schule: Neues Programm für die digitale Infrastruktur an Schulen gestartet. Abgerufen am 21. März 2025, von https://www.bmbf.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/12/131224-Digitalpakt.html

BPB (Bundeszentrale für politische Bildung). (o. J.). Digitalisierung und Bildung. https://www.bpb.de/themen/bildung/dossier-bildung/543305/digitalisierung-und-bildung/

Brand, A. (2024). Das Deutsche Schulbarometer – die wichtigsten Ergebnisse. Deutsches Schulportal der Robert Bosch Stiftung. Aktualisiert am 21. November 2024. https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/deutsches-schulbarometer/#deutsches-schulbarometer-2024#

Dias, L., & Victor, A. (2022). Teaching and learning with mobile devices in the 21st century digital world: Benefits and challenges. European Journal of Multidisciplinary Studies, 7(1), 26-34.

Haleem, A., Javaid, M., Qadri, M. A., & Suman, R. (2022). Understanding the role of digital technologies in education: A review. Sustainable operations and computers, 3, 275-285.

Kauer, S. (2019). Kompetenzen für die "digitale Welt" und politische Bildung. Bundeszentrale für politische Bildung. https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/298882/kompetenzen-fuer-die-digitale-welt-und-politische-bildung/

Parveen, D. S., & Ramzan, S. I. (2024). The role of digital technologies in education: benefits and challenges. Int. Res. J. Adv. Eng. Manag, 2, 2029-2037.

Timotheou, S., Miliou, O., Dimitriadis, Y., Sobrino, S. V., Giannoutsou, N., Cachia, R., ... & Ioannou, A. (2023). Impacts of digital technologies on education and factors influencing schools' digital capacity and transformation: A literature review. Education and information technologies, 28(6), 6695-6726.

Über den Autor

Julius Werner ist Referent für digitale Bildung bei der Konrad Adenauer Stiftung e. V. und war zuvor in einer Agentur für strategische Kommunikation für verschiedene Bundesministerien tätig. Er studierte Allgemeine Rhetorik, Geschichte und Kommunikationswissenschaften in Tübingen und Bologna.